Weinbuchs WM-Abschied: Gold wäre die Krönung

Oslo (dpa) - Hermann Weinbuch nimmt leise Abschied, seine Schützlinge dagegen wollen es richtig krachenlassen. Bei der letzten WM-Entscheidung der Nordischen Kombinierer in Oslo möchte der zum Saisonende scheidende Bundestrainer am liebsten die sechste Medaille bejubeln.

Die Chancen in der Team-Konkurrenz mit dem Springen von der Großschanze und der anschließenden 4 x 5-Kilometer-Staffel sind nicht die schlechtesten. Der Traum vom Ende des „Gold-Fluchs“, der seit 1987 über den deutschen Kombinierern in Team-Wettbewerben hängt, mobilisiert noch einmal alle Kräfte.

„Die Hoffnung ist schon groß. Wir werden alles geben, um diesen 24 Jahren ein Ende zu setzen“, sagte Eric Frenzel. Der Oberwiesenthaler, der in Oslo bereits einen kompletten Medaillensatz gewonnen hat, glaubt an sich und seine Kameraden. „Wir sind alle top drauf und haben das Potenzial. Wenn alles zusammenpasst, kann es gelingen“, betonte der Einzel-Weltmeister von der Normalschanze.

Den Mannschaftstitel würde er wie auch Johannes Rydzek (Oberstdorf), Björn Kircheisen (Johanngeorgenstadt) und Tino Edelmann (Zella-Mehlis) dem Trainer widmen. „Ich finde es schade, dass er nicht weitermachen möchte. Aber er wird uns ja nicht völlig verlassen. Ich bin glücklich darüber, dass er in irgendeiner Form dabeibleiben wird. Wir können viel von ihm profitieren“, meinte Frenzel und lobte Weinbuch als einen Trainer, mit dem man gut reden könne: „Der einem aber auch mal in den Hintern tritt. Hier musste er es noch nicht machen.“

Die Oslo-Erfolge werden Weinbuch, der aus familiären Gründen kürzertreten will, nicht umstimmen. „Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun. Und es heißt ja auch, dass man gehen soll, wenn es am schönsten ist“, sagte der 50-Jährige. Er hängt an seiner Arbeit, aber die Familie mit zwei kleinen Kindern steht an erster Stelle. „Mal sehen, ob wir im Verband etwas anderes finden“, meinte er und aus den Worten klang auch etwas Wehmut.

DSV-Sportdirektor Thomas Pfüller will den mit bislang 26 Medaillen erfolgreichsten Trainer seines Verbandes in jedem Fall weiterbeschäftigen. „Wir haben schon zwei Tage vor der WM gesprochen und ich bin sicher, dass wir eine sehr gute Lösung finden werden, dass die Nordische Kombination weiterhin bestens betreut wird. Wir werden uns nach der Saison zusammensetzen und über die Lösungen reden. Ich habe bereits eine im Kopf“, sagte Pfüller der Nachrichtenagentur dpa.

Als Nachfolger Weinbuchs könnte Sprungtrainer Andreas Bauer aufrücken. Seit acht Jahren arbeitet er mit Weinbuch zusammen und hat dessen Philosophie einer erfolgreichen Mannschaftsführung aufgesogen. „Ich mache in jedem Fall weiter. Erstens hängt mein Herz an der Kombination und zweitens möchte ich den begonnen Generationenwechsel fortsetzen“, sagte er der „Allgäuer Zeitung“. Vorpreschen will er aber nicht. „Wenn er wirklich aufhören sollte, bin ich natürlich bereit. Ich werde aber keinen Druck von hinten machen“, betonte Bauer.

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