Reizfigur Petter Northug: Superstar und Feindbild

Toblach (dpa) - Petter Northug wird die Tour de Ski auch in diesem Jahr nicht gewinnen. Das ist zumindest die Meinung der Experten. Und auch im Lager der Langläufer wird hinter vorgehaltener Hand darüber gesprochen.

Zwar ist der Norweger in der Gesamtwertung als Dritter hinter dem Schweizer Dario Cologna und dem Schweden Marcus Hellner vor den letzten beiden Etappen in Val di Fiemme mit 1:50 Minuten Rückstand noch in Reichweite des Gesamtsieges, doch gegen Northug spricht etwas anderes: Er wird keine Unterstützung bekommen, sollte er attackieren wollen. Denn Northug hat sich selbst zum Feindbild der Konkurrenz gemacht.

Dabei hat der 25-Jährige alles, was ihn zum Superstar der Szene machen könnte. Northug besticht durch taktische Cleverness im Rennverlauf und unglaubliche Spurtstärke. Gleichzeitig reizt er jedoch nicht nur die internationale Gegnerschaft, sondern auch einen Teil der eigenen Teamkollegen mit Arroganz und Egoismus.

Unbestritten bleibt, dass der 1,85 Meter große Modell-Athlet wohl das Langlauf-Talent der Gegenwart ist und noch eine große Zukunft vor sich hat. Schon jetzt wird er in seiner Heimat wegen seiner Erfolge wie den zwei Olympiasiegen von Vancouver und den drei Weltmeister- Titeln von 2009 vom größten Teil der Sportfans gefeiert. Bei der Wahl zum norwegischen Sportler des Jahres bezwang er sogar den in der Sportwelt allseits geachteten Biathlon-Star Ole Einar Björndalen.

Was den privat ruhigen, freundlichen und eher schüchternen mehrfachen Junioren-Weltmeister, der als ausgemachter Lang- und Vielschläfer bekannt ist, zur Reizfigur macht, sind seine Psycho-Tricks während der Wettkämpfe. Führungsarbeit kennt man von ihm nicht. Northug gilt als „Lutscher“, der den Windschatten der anderen nutzt. Damit spart er Kräfte, die er dann im Zielspurt zu seinen Gunsten ausspielt.

Zuletzt wurde er wie oft zuvor durch unsportliche Gesten auffällig. Beim Weltcup in La Clusaz kam er aus Frust über Platz zwei zu spät zur Siegerehrung. Auf der Tour-Etappe in Oberstdorf wechselte er beim Zwischenspurt bewusst unmittelbar vor dem heranstürmenden Cologna die Spur. Die Strafen, die er bekam - in Frankreich wurde ihm das Preisgeld gestrichen, in Oberstdorf bekam er nicht die Bonussekunden für den Spurt-Erfolg - nimmt er als Affront gegen sich auf. „Die FIS will anscheinend, dass Cologna die Tour gewinnt“, ließ er wissen.

Lehren scheint Northug nicht zu ziehen. Er sei gern das „Biest“, so lange er Erfolg hat, sagte er im vergangenen Oktober. Für ihn zählt die Weltmeisterschaft am Holmenkollen, dort will er allen die Ski-Enden zeigen. Gegenwärtig ist seine Form noch nicht so, dass er es problemlos könnte. Und die Gegner werden alles tun, um einen Durchmarsch zu verhindern. Der Russe Alexander Legkow kündigte zumindest schon mal an: „Petter, ich warte auf dich.“

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