Realität und Anspruch bei Herrmann im Einklang

Oberhof (dpa) - Die Weihnachtsruhe war kurz, die Erholungsphase knapp. Doch Denise Herrmann reichten die vier Tage, um Kräfte für den ersten Saisonhöhepunkt zu sammeln.

Wenn am Samstag in Oberhof die nun bereits achte Auflage der Tour de Ski der Langläufer startet, steht die Oberwiesenthalerin im Fokus der deutschen Sport-Öffentlichkeit. Schließlich war sie es, die bislang für Lichtblicke im deutschen Lager sorgte. Drei Podestplätze, zuletzt am vergangenen Sonntag im Team-Sprint mit Katrin Zeller in Asiago, sprechen für die gerade 25 Jahre alt gewordene Sächsin.

Mit der Tour verbindet Herrmann den Beginn ihres steilen Aufstieges. Vor einem Jahr kam sie wie Phönix aus der Asche bei dem hammerharten, diesmal sieben Etappen langen Rennen. Hatte sie zuvor schon in Sprints ihr Potenzial angedeutet, überzeugte sie dann auch als Distanzläuferin. In Oberhof gab es mit Platz vier die beste Einzelleistung auf einer längeren Strecke. Auch wenn es am Ende nicht zu einer Top-Ten-Platzierung in der Gesamtwertung reichte, der 13. Rang machte Mut und weckte neue Erwartungen - auch an sich selbst.

„Solche Leistungen wie jetzt müssen irgendwann aber mal zum Standard werden“, hatte die Blondine selbstbewusst kommentiert - und arbeitete weiter unermüdlich an sich. „Sie hat sich ein unglaublich gutes Stehvermögen erarbeitet. Sie kann zudem schnell regenerieren und hat jetzt auch den Mut, offensiv zu laufen“, beschreibt Bundestrainer Frank Ullrich die aus Bockau im Erzgebirge stammende Läuferin. Zwar liegen ihre Stärken nach wie vor auf den kürzeren Distanzen, was auch ihre dritten Plätze bei den Sprints in Kuusamo und Davos belegen. Doch gerade der Team-Sprint in Asiago zeigte, welch enorme Ausdauer sie sich mittlerweile antrainiert hat. Bei ihren drei Runden lief sie jeweils Rückstände von mehr als zehn Sekunden zu.

Denise Herrmann ist schlau genug, um auch nach den bisherigen Leistungen auf dem Teppich zu bleiben. „Es wird auch wieder schlechtere Ergebnisse geben. Ich lasse mir von außen keinen Druck aufbauen, will mich Schritt für Schritt weiterentwickeln“, betont sie. Wohl wissend, dass gerade in dieser Saison vornehmlich erst im Februar nach den Olympischen Winterspielen in Sotschi abgerechnet wird. Denn aus dem Vorjahr mit den medaillenlosen Weltmeisterschaften ist ihr bewusst, dass der Weg an die Weltspitze noch sehr weit ist. Andere, wie die Norwegerinnen oder die Polin Justyna Kowalczyk, haben noch jede Menge Vorsprung. Doch mit dem ihr eigenen Ehrgeiz kann Herrmann Berge versetzen. Wenn alle Komponenten zusammenpassen, vielleicht auch bei dieser Tour de Ski.

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