Langlauf: Konsequenzen im DSV nach Trauma-Saison

Falun (dpa) - Der Schweiß bei den Athleten war im Zielraum des Skistadions von Falun noch nicht getrocknet, da wurde bereits über Konsequenzen nach einer Trauma-Saison für den deutschen Skilanglauf nachgedacht.

Tobias Angerer kündigte an, individueller zu arbeiten, Axel Teichmann macht die Fortsetzung seiner Karriere auch an einer Trainerfrage fest, die jungen Leute sollen verstärkt gefördert werden. Hintere Plätze wie die Ränge 19 und 32 für Angerer und Tom Reichelt beim Weltcup-Finale sollen im nächsten Winter nicht mehr die Regel sein.

„Es wird einige Umstellungen geben. Welche das sind, werde ich heute noch nicht sagen. Es wird bis Mitte April Gespräche im DSV geben, so dass wir dann eine gewisse Richtung erkennen werden“, sagte Bundestrainer Jochen Behle. Dass bei den Damen am Saisonende nur noch Nicole Fessel und ihre Oberstdorfer Clubkollegin Katrin Zeller überzeugen konnten, wurmte den Coach schon nicht mehr.

Er war bereits mit der Aufarbeitung einer Saison beschäftigt, die ihn wie nie zuvor zum Improvisieren zwang. Eine inflationäre Zahl von Krankheitsausfällen, Formtiefs und Verletzungen machten aus dem ohnehin kleinen, bislang aber immer überaus erfolgreichen deutschen Team ein kaum noch wahrnehmbares Häufchen Unentwegter. „Man muss es klar sagen: Wir sind mit einem blauen Auge davongekommen“, meinte Behle angesichts der WM-Bronzemedaille der Männerstaffel.

Nachdem DSV-Sportdirektor Thomas Pfüller bereits Anfang Februar eine klare Aufarbeitung des Leistungseinbruchs angekündigt hatte, werden nun wahrscheinlich im Männerbereich Nägel mit Köpfen gemacht. Wahrscheinlich ist, dass der erfolgreiche Oberhofer Coach Cuno Schreyl, der Leute wie Angerer, Teichmann und Jens Filbrich in die absolute Weltspitze führte, sich verstärkt der Förderung der jungen Athleten annimmt. Die älteren Sportler wollen dafür individueller trainieren. „Ich habe nach meiner Auszeit im Januar schon viel allein gearbeitet und bin erfolgreich zurückgekommen. Wir haben Nachteile im Kraftbereich und in der Spritzigkeit. Darauf lege ich für den nächsten Winter mein Hauptaugenmerk“, kündigte Angerer an.

Ob Teichmann weitermacht, entscheidet sich auch in den nächsten sechs Wochen. Er möchte ebenfalls individueller trainieren. Abnutzungserscheinungen in der Zusammenarbeit mit Schreyl waren zuletzt nicht mehr zu übersehen. Möglich, dass Nachwuchschef Marcus Cramer, der den Gesamtweltcupsieger Dario Cologna als damaliger Schweizer Cheftrainer in die Weltspitze führte, den Etablierten neue Motivation vermitteln soll.

„Man darf nicht vergessen, welch großen Anteil Cuno an den Erfolgen der vergangenen Jahre im deutschen Männer-Langlauf hat. Die darf man ihm nicht nehmen“, sagte Behle.

Im Damen-Bereich dürfte alles beim Alten bleiben, auch wenn es leistungsmäßig in dieser Saison bei einigen eine Stagnation, ja sogar einen Rückschritt gab. Lediglich Fessel und mit Abstrichen auch Zeller konnten sich in der erweiterten Weltspitze etablieren. Damen-Coach Janko Neuber kündigte an, ebenfalls individueller mit seinen Schützlingen arbeiten zu wollen und den Nachwuchs zu fordern.

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