Langläufer kämpfen mit neuem Führungsteam um Anschluss

Kuusamo (dpa) - Alles auf Null im deutschen Langlauf-Team: Wenn am Freitag die ersten Weltcup-Kilometer im Schnee des Winter-Wunderlandes Kuusamo absolviert werden, herrscht im Lager des Deutschen Skiverbandes (DSV) große Anspannung.

Langläufer kämpfen mit neuem Führungsteam um Anschluss
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Nach der im Streit zu Ende gegangenen Ära von Bundestrainer Frank Ullrich gibt nun ein Führungstrio den Ton an: Der Sportliche Leiter Andreas Schlütter ist der Kopf, ihm assistieren die verantwortlichen Disziplintrainer Janko Neuber (Männer) und Torstein Drivenes (Frauen). Die wichtigste Neuerung, die gar nicht so neu ist, sondern auf die erfolgreichen Jochen-Behle-Jahre zurückgreift, lautet: Eine gemeinsame Philosophie in Zusammenarbeit mit den Stützpunkttrainern entwickeln und umsetzen.

„Diese Rückkehr zu einem zentralisierten System hat die Teams noch enger zusammengeführt“, berichtet Neuber. Mindestens einmal im Monat trafen sich die Nationalmannschaftskandidaten seit Mai zu ein- bis zweiwöchigen Lehrgängen. Dazwischen wurde nach von oben vorgegebenen Trainingsplänen mit den Übungsleitern an den Stützpunkten gearbeitet. „Wir haben natürlich einiges zu früher verändert. Torstein hat dabei viel Input aus Norwegen eingebracht“, berichtet Neuber.

Überhaupt scheint dem DSV mit der Personalie Drivenes ein ganz spektakulärer Coup gelungen zu sein. Egal, wen man fragt - Athletinnen, Trainerkollegen, Funktionäre -, alle schwärmen von der Art, wie der erst 30-jährige Trainer seine erste Aufgabe als verantwortlicher Auswahlcoach angeht. Der Norweger selbst, der früher als Athlet auch im Weltcup und später auf den Langdistanzen unterwegs gewesen war, schon bald aber als Trainer in Lillehammer und im vergangenen Winter bei der U23-Auswahl der Schweiz arbeitete, sieht die Sache unaufgeregt.

„Unser Ziel ist, das Trainingsniveau der Athleten so weiterzuentwickeln, dass bessere Ergebnisse als früher möglich werden. Wir haben zwei Tests gemacht, die man mit denen in Norwegen vergleichen kann, und dann neue Trainingspläne entwickelt. Ausdauer und Technik stehen im Vordergrund“, berichtet Drivenes. Seine neuen Schützlinge, die im vergangenen Winter abgesehen von der WM die erfolgreichste Saison seit Jahrzehnten absolvierten und mit Nicole Fessel, Denise Herrmann und Steffi Böhler gleich zu dritt unter den besten Zwölf des Gesamtweltcups landeten, motiviert das sehr.

Besonders Böhler, die extra wegen des neuen Trainers zumindest für ein Jahr den „Ruhestand“ verschob, blüht weiter auf. „Sie ist derart fokussiert, versucht im Training, Perfektion zu erreichen und reißt die anderen mit“, lobt Drivenes, der davon ausgeht, dass das Frauen-Team wieder für positive Schlagzeilen sorgen wird. Auch wenn Shootingstar Victoria Carl, der er eine große Zukunft voraussagt, nach einer Verletzung wohl erst in der zweiten Saisonhälfte ihr wahres Können abrufen können wird.

Auch Neuber hat ein Sorgenkind - und zwar in Hannes Dotzler, einst als „Kronprinz“ von Angerer und Teichmann gehandelt. Das Pfeiffersche Drüsenfieber, das ihn bereits in der vergangenen Saison praktisch komplett lahmlegte, wirkt noch nach. „Wir brauchen ihn auch in den nächsten Jahren. Wenn wir jetzt Fehler machen und ihn zu zeitig zu sehr fordern, riskieren wir seine Zukunft. Wenn er an den Start geht, wird er gute Resultate bringen“, verspricht Neuber.

Und kündigt an, dass es bessere Ergebnisse der Männer geben wird als vorige Saison. Da war kein Deutscher unter den ersten 50 des Gesamtweltcups zu finden. „Wir sind ehrgeizig. Aber es wäre unrealistisch zu erwarten, dass nun plötzlich sofort Plätze unter den besten Zehn möglich sind. Wichtig ist, dass alle ihr Leistungsniveau abrufen und dabei stabile Resultate bringen“, betont Neuber.

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