Kombination am Scheideweg: Verantwortliche mutlos

Kuusamo (dpa) - Frustrierte Athleten, ratlose Trainer, entnervte Funktionäre: Die Nordische Kombination ist vor dem Startschuss am Freitag in eine tiefe Krise geschlittert.

In der einstigen „Königsdisziplin“ des nordischen Skisports beginnt eine Weltcup-Saison, die diesen Namen bei nur 14 Wettbewerben an sieben Standorten kaum noch verdient. Das Dilemma ist zum Teil hausgemacht: Die Querelen um die irregulären Wettkämpfe bei den Olympischen Winterspielen in Vancouver und das einseitige, unspektakuläre Wettbewerbsformat mit einem Sprung und einem 10- Kilometer-Lauf haben das Interesse bei Veranstaltern, Zuschauern, Sponsoren und Fernsehanstalten schrumpfen lassen.

„Wir haben alles versucht, mehr Veranstaltungen in den Wettkampfkalender zu legen. Doch die nationalen Verbände haben uns in diesem Jahr nicht mehr angeboten“, sagt der Renndirektor des Weltverbandes FIS, Ulrich Wehling. In Deutschland, früher mit drei Standorten wichtigster Gastgeber der Kombination, steht nur noch Schonach zur Tradition. Italien und Tschechien mussten aus organisatorischen Gründen passen. Polen fand keine Sponsoren. „Wenn uns die nationalen Verbände nichts anbieten, sind uns die Hände gebunden. Wir haben alles versucht“, rechtfertigt sich der dreimalige Olympiasieger.

Vier Wochen vor der WM findet der letzte Weltcup statt. Dann ist Pause. „Ich bin alles andere als glücklich mit dem Wettkampfkalender. Es ist eine schwierige Situation, weil wir überlegen müssen, wie wir die Zeit überbrücken und im Wettkampfrhythmus bleiben“, sagt Hermann Weinbuch. So wie dem deutschen Bundestrainer geht es allen Kollegen. Die Athleten sind frustriert: „Wir trainieren ein halbes Jahr hart und intensiv, und dann haben wir kaum Wettkämpfe. Wozu macht man es dann“, fragt Tino Edelmann (Zella-Mehlis), mit der Staffel Olympia- Dritter in Vancouver.

Die Sportler stört zudem die Einseitigkeit der Wettbewerbe. Skisprung-Renndirektor Walter Hofer wollte die Kombination reformieren, sie attraktiver machen und schaffte die traditionsreichen Formate mit zwei Sprüngen und dem 15-Kilometer-Lauf sowie den Sprint mit einem Sprung und einem 7,5-Kilometer-Rennen ab. „Wir haben ihn unterstützt, obwohl wir Bedenken hatten. Jetzt, wo es Schwierigkeiten gibt, hat er sich zurückgezogen. Ich bin schwer enttäuscht“, sagt Weinbuch.

Doch um die Veränderungen wieder zurückzunehmen und zu den alten Formaten, die man durchaus noch aufpeppen kann, zurückzukehren, fehlt der Mut. „Man ist der Meinung, dass wir uns völlig unglaubwürdig machen“, berichtet Weinbuch. Die Hoffnung hat er dennoch nicht aufgegeben, da mit dem Tschechen Roman Kumpost ein engagierter Vertreter der Nordischen Kombination im FIS-Council, dem höchsten Gremium des Weltverbandes, sitzt.

„Er schlägt vor, noch mehr Veranstaltungen aller drei Disziplinen gemeinsam durchzuführen. Das würde den Veranstaltern und den Fernsehanstalten viel Geld sparen und auch die Kombination wieder attraktiver machen“, berichtet der Bundestrainer und schlägt vor, kurzfristig Wettkämpfe so zu terminieren, dass zwischen Sprung und Lauf nur maximal eine Stunde Zeitdifferenz liegt. „Dann hätten die Zuschauer auch was davon und müssten nicht nur Langlauf schauen.“

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