SKI NORDISCH Ein bisschen Außenseiter

Die deutschen Skispringer um Severin Freund und Markus Eisenbichler starten entspannt in die Vierschanzentournee

Severin Freund, Vorspringer des Deutschen Skiverbandes startet am Donnerstag (16.45 Uhr/ZDF und Eurosport) in seine zehnte Vierschanzentournee; in Oberstdorf steht die Qualifikation an.

Severin Freund, Vorspringer des Deutschen Skiverbandes startet am Donnerstag (16.45 Uhr/ZDF und Eurosport) in seine zehnte Vierschanzentournee; in Oberstdorf steht die Qualifikation an.

Foto: dpa

Oberstdorf. Seine Jubiläumstour ist für Severin Freund eine besondere: Der 28 Jahre alte Vorspringer des Deutschen Skiverbandes (DSV) startet am Donnerstag (16.45 Uhr/ZDF und Eurosport) in seine zehnte Vierschanzentournee; in Oberstdorf steht die Qualifikation an. Im Allgäu hat Freund vor einem Jahr gewonnen. „Es war eines meiner schönsten Erlebnisse meiner Karriere, als Deutscher ein Tourneespringen in Deutschland zu gewinnen“, sagt er ein Jahr später. „Es ist etwas, was den Ort, die Schanze noch schöner macht für mich. Was ich aber jetzt nicht zwanghaft versuche herzuholen — weil ich weiß, dass die Voraussetzung sowieso eine ganz andere ist.“ Eine, die eine Wiederholung des zweiten Platzes in der Gesamtwertung aus dem Vorjahr zu einem Märchen machen würde.

Geheimtraining Severin Freund ist zwar mit einem Sieg und einem zweiten Platz in Kuusamo in den Weltcup-Winter gestartet und Kollege Markus Eisenbichler hat in Lillehammer einen dritten Platz beigesteuert. Aber vor allem wegen Freunds Hüft-Operation im Sommer mit fünf Wochen an Krücken sagt Bundestrainer Werner Schuster zu den deutschen Tourneechancen: „Wir sind ein bisschen Außenseiter.“ Er halte es aber auch für möglich, „dass einer von uns unter den ersten Drei sein wird“. Weil das deutsche Team seine Hausaufgaben gemacht, nämlich am Dienstag auf der Schanze in Garmisch-Partenkirchen ein „Geheimtraining“ (Schuster) absolviert hat. Und weil im Dezember 2016 die Konstellation am Skisprungfirmament für Außenseiter besonders verheißungsvoll scheint.

Die „berühmte Weihnachtspause“ (Freund) ist aufgrund des Schaltjahres und der Kalenderkonstellation diesmal elf Tage lang gewesen. Das sind drei Tage mehr als bei einer Standardtournee. „Diese lange Skisprungpause kann für die, die einen Lauf haben, schlecht sein“, sagt der weltbekannte Skisprungphilosoph Werner Schuster. „Für die, die nicht so den Lauf haben, kann die lange Pause gut sein.“ Seine Jungs haben einen Lauf — und doch nicht. „Wir sind sehr breit und mannschaftlich kompakt aufgestellt“, sagt Werner Schuster. Fünf Mann unter den besten 20 der Weltcupgesamtwertung zeigen, dass mit Blick auf die Weltmeisterschaften in Lahti (22. Februar bis 5. März) alles auf dem Weg ist. Aber es fehlt der Überflieger. Der im Vorjahr Severin Freund war.

Der ist so entspannt wie noch nie zur Tournee gereist. „Es war das erste Mal in meiner Karriere, dass ich nach dem Weltcup in Engelberg und an Weihnachten mal ein bisschen Zeit hatte“, sagt der amtierende Weltmeister. „Ich habe keine großen Sprünge gemacht.“ Auch nicht in Garmisch-Partenkirchen. Er ließ das Geheimtraining seiner Kollegen auf der zweiten Tournee-Schanze aus, war aber immerhin an den beiden Trainingstagen vor Weihnachten in Oberstdorf dabei.

Nach fünf Monaten Zwangspause fehlt der deutschen Skisprunggröße die Konstanz. Weil es da und dort fehlt, „beim Athletischen, beim Gefühl, beim Technischen“. Aber Severin Freund schiebt nach: „Beim Skispringen kann es schnell gehen.“ Ein Schritt bei der Technik kann ein Triple-Schritt werden, auch das Gefühl und die Athletik mit auf längere Flüge reißen. Werner Schuster sagt es so: „Severin kann aufgrund seiner großen Erfahrung und Routine recht schnell in die Erfolgsspur zurückfinden.“ Kann Severin Freunds Tourneeziel lautet jedenfalls: „Dass ich besser rauskomme, als ich reingegangen bin.“

Geheimtipp Ausgezeichnet in die Saison gekommen ist Markus Eisenbichler. Der 25-Jährige ist als Gesamtsiebter im Weltcup der Geheimtipp für die Tournee. Das weiß er. Aber der Spätstarter denkt nicht darüber nach, sagt zumindest: „Wenn man etwas Besonderes aus der Tournee macht, sind schon viele gescheitert. Ich gehe das eher relaxed an.“ Nichts riskieren. Denn im Gegensatz zu Severin Freund hat er schlechte Erinnerungen an die Schattenbergschanze: 2012 stürzte Markus Eisenbichler schwer und brach sich einen Brustwirbel.

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