DSV-Asse wollen 40. WM-Gold - Ziel sechs Medaillen

Oslo (dpa) - Nach der titellosen Weltmeisterschaft vor zwei Jahren in Liberec wollen Deutschlands Loipen- und Schanzen-Asse an der Wiege des nordischen Skisports endlich das 40. Gold der WM-Geschichte holen.

Trotz eines Rekordaufgebotes von 31 Athleten reist der Tross des Deutschen Skiverbandes (DSV) jedoch mit gedämpften Erwartungen zu den am 23. Februar beginnenden Titelkämpfen am legendären Holmenkollen in Oslo. In den jahrelangen Domänen Langlauf und Nordische Kombination haben die DSV-Asse an Boden verloren, im Skisprung käme ein deutscher Triumph ungeachtet des Aufschwungs einer Sensation gleich.

Trotz der durchwachsenen Leistungen im bisherigen Saisonverlauf rechnet DSV-Sportdirektor Thomas Pfüller in den 21 Entscheidungen mit mindestens sechsmal Edelmetall. „Unsere nordischen Athleten haben in den vergangenen Jahren bei Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen jeweils sechs bis acht Medaillen geholt. Ziele soll man bekanntlich nicht nach unten korrigieren. Also gehen wir davon aus, dass wir auch in Oslo für sechs Medaillen gut sein sollten“, sagte Pfüller in einem Interview der Nachrichtenagentur dpa.

Richtungweisend ist die WM für den Verband aber nicht. „Oslo ist das Mekka des nordischen Skisports, da wollen die Älteren noch einmal dabei sein und etwas erreichen. Die Karten werden erst nach der WM neu gemischt, dann wird es in den Disziplinen einen Neuaufbau in Richtung Sotschi geben“, erklärte Pfüller mit Blick auf Olympia 2014.

39 WM-Titel holten deutsche Athleten seit 1924. Erste Weltmeister waren Skispringer Sepp Bradl und Kombinierer Gustl Berauer 1939 in Zakopane. In Liberec 2009 liefen und sprangen die DSV-Athleten vergeblich der Jubiläums-Goldmedaille hinterher. Siebenmal gab es Platz zwei, einmal Rang drei.

Offen ist, wer den so sehr gewünschten 40. Titel holen soll, der übrigens wie jede Goldmedaille mit 25 000 Euro vom DSV fürstlich belohnt wird. „Die Ausgangslage ist natürlich schwierig. Momentan kann man nicht genau einschätzen, wo die Kombinierer stehen, und auch was die Langläufer zu leisten imstande sind, muss man abwarten. Fakt ist, dass wir uns gezielt auf die WM vorbereitet haben, vielleicht einen anderen Saisonaufbau gewählt haben als andere“, meinte Pfüller. In beiden Sportarten, die neben Biathlon über viele Jahre die Erfolgsgaranten im Verband waren, gab es noch keinen Saisonsieg.

Dass die Kombinierer um den Oberwiesenthaler Eric Frenzel und Tino Edelmann aus Zella-Mehlis an den die Weltspitze verkörpernden Österreichern dran sind, zeigten die Testwettkämpfe. Angesichts fehlender Weltcup-Wettbewerbe seit vier Wochen kann aber nicht einmal Bundestrainer Hermann Weinbuch den genauen Leistungsstand seiner Schützlinge einschätzen.

Das gilt auch für die Langläufer, die in dieser Saison wie nie zuvor von Krankheiten und Leistungstiefs heimgesucht wurden. Der dritte Platz im Staffel-Rennen von Rybinsk war der bislang einzige Podestplatz der deutschen Männer. Wenigstens zeigte die Formkurve von Tobias Angerer (Vachendorf) zuletzt steil bergauf, und auch Axel Teichmann (Bad Lobenstein) schaffte beim Weltcup in Drammen wieder den Anschluss an die Weltspitze.

Bei den Frauen muss man sich wie bei Olympia auf die Team-Wettbewerbe konzentrieren. „Da haben wir die größten Möglichkeiten“, meinte Bundestrainer Jochen Behle. In den Einzel-Wettbewerben wäre schon eine Top-Ten-Platzierung ein Erfolg, zumal Claudia Nystad als erfolgreichste Läuferin der vergangenen Jahre ihre Ski in die Ecke gestellt hat. „Es zeigt sich, dass wir keine Langlauf-Nation sind und Ausfälle wie die von Tobias Angerer, Axel Teichmann oder Evi Sachenbacher-Stehle nicht einfach kompensieren können“, sagte Pfüller und stapelte damit tief.

Und so muss ausgerechnet das langjährige Sorgenkind die Kastanien aus dem Feuer holen. Im Skispringen haben die Erfolge von Severin Freund (Rastbüchl) eine neue Euphorie entfacht, die Pfüller aber bremsen möchte. „Wir sollten nicht so verwegen sein und von ihm in Oslo den ganz großen Coup in den Einzeln erwarten. Die Mannschaft hat sich an seinen Leistungen aufgerichtet und gesteigert. Wenn das zuletzt Gezeigte stabilisiert werden kann, sollten wir um eine Team-Medaille mitspringen. Und Severin traue ich auch im Einzel etwas zu“, betonte der Sportdirektor.

Ob die Springerinnen an den Erfolg bei der WM-Premiere in Liberec mit Platz zwei durch die Klingenthalerin Ulrike Gräßler anknüpfen können, ist fraglich. Auch hier dominierten im Saisonverlauf andere wie die Österreicherin Daniela Iraschko oder Junioren-Weltmeisterin Coline Mattel aus Frankreich. In jedem Fall wollen auch die deutschen Springerinnen mit starken Leistungen dazu beitragen, dass ihre Disziplin 2014 in Sotschi olympisch wird.

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