Visitenkarte Ski-WM: Gefühltes Hoch

Garmisch-Partenkirchen (dpa) - Die alpine Ski-WM als eindrucksvolle Visitenkarte für die Münchner Olympia-Bewerbung? Die deutschen Olympia-Planer genießen den bisher gelungenen Test am Fuße der Zugspitze.

FIS-Chef Kasper warnt lässig: „Nicht überbewerten.“

Garmisch-Partenkirchen übt Olympia: 142 Tage vor der Vergabe der Winterspiele 2018 sammelt die Münchner Bewerbung bei der alpinen Ski-WM stimmungsvolle Bilder und begeisterte Athleten-Kommentare für ihre Filmpräsentationen - allerdings ist beim bisher gelungenen Olympia-Test nur ein wahlberechtigtes IOC-Mitglied anwesend, weil die Regeln den Olympiern den Besuch eines Kandidatenlandes verbieten. Immerhin zog FIS-Präsident und IOC-Spitzenfunktionär Gian Franco Kasper hocherfreut eine positive Halbzeitbilanz der WM: „Es läuft bisher sehr gut. Tadellose Organisation, hervorragendes Wetter, gute Pistenverhältnisse und ein ausgezeichnetes, faires Publikum.“

Nicht nur in der Olympia-Straße in Garmisch werben zahlreiche Banner, Poster und Fahnen für die Bemühungen der bayerischen Olympia-Macher, die vor den letzten vier Monaten ihrer Anstrengungen stehen. Auch am Bahnhof, in Sparkassen, Bäckereien, Kaufhäusern und Souvenirläden ist das Logo „München 2018“ omnipräsent. „Das ist großer Sport hier, so wünscht man sich Wintersport“, schwärmte DOSB-Präsident Thomas Bach in einem ersten WM-Fazit.

Das Ski-Fest sei eine „ideale Visitenkarte“ im Dreikampf mit der französischen Stadt Annecy und dem südkoreanischen Favoriten Pyeongchang, so der Chef des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB). Das WM-Organisationskomitee kann damit rechnen, „dass es am Ende einen finanziell ausgeglichenen Etat hat. Im Moment sieht es gut aus“, verriet Kasper - obwohl die kalkulierte Zuschauerzahl wegen Sicherheitsbedenken von 15 000 auf 10 000 reduziert werden musste.

Aus Annecy kamen unterdessen nach dem Besuch der Evaluierungs-Kommission des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) fast nur besorgte Kommentare. Nachdem Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy ein emotionales Versprechen über die Alpen geschickt hatte („wir werden alle zusammen kämpfen“), forderte Sportministerin Chantal Jouanno weitere vier Millionen Euro mehr für einen erfolgversprechenden Wahlkampf.

In dieser Woche besuchen die IOC-Prüfer Pyeongchang, in zwei Wochen müssen die Münchner dem elfköpfigen IOC-Gremium ihre Planungen vorstellen. Die Hoffnungen sind groß, dass in den abschließenden Berichten eine detaillierte Risikoanalyse aller drei Kandidaturen gemacht wird, von dem der deutsche Großauftrag profitieren könnte. „Alle drei Bewerber haben gewisse Nachteile. Annecy hat spät begonnen, Pyeongchang hat Nordkorea und München hat die Bauern“, relativierte Kasper.

Einen großen Nutzen durch die Ski-WM sieht der bestens vernetzte Schweizer trotz der Postkartenidylle am Fuße der Zugspitze nicht. Im Gegenteil. „Die WM ist ein Pokerspiel mit einem großen Risiko für München. Wenn irgendwas schiefgeht, werden es weltweit alle erfahren“, erklärte der Präsident des Internationalen Skiverbandes (FIS) der Nachrichtenagentur dpa. „Visitenkarte ja, aber das darf man nicht überbewerten.“

Wenigstens die Olympia-Gegner, die Handvoll Bauern, die eine Nutzung ihrer Grundstücke für das Ringe-Spektakel verweigern, halten sich in den WM-Tagen mit Protestaktionen zurück. Diesbezüglich seien alle IOC-Mitglieder längst „zumindest sensibilisiert, dass in München ein Problem besteht“, offenbarte Kasper. „Aber es gab auch noch nie Kandidatenstädte, die nicht von einer Gegnergruppe bombardiert wurden. Das hat keine Wirkung.“ Auch die Feststellungen der Evaluierungs-Kommission seien „nur eine Bestandsaufnahme und keine Rangliste“.

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