Verletzte Vonn reist mit Olympia-Versprechen heim

Schladming (dpa) - Am Tag nach der niederschmetternden Diagnose bereitete sich Lindsey Vonn auf ihre Knie-OP in den USA vor, Maria Höfl-Riesch hoffte auf ein baldiges Wiedersehen mit der Ski-Freundin.

„Vielleicht können wir uns sogar noch sehen, bevor sie zurückfliegt. Ansonsten sind wir in der Planung fürs Frühjahr, dass wir zusammen kommen“, sagte die deutsche Doppel-Olympiasiegerin am Mittwoch im WM-Ort Schladming. Am Vorabend hatte sie noch mit Vonn telefoniert und es sei ihr „den Umständen entsprechend ganz gut gegangen“.

Die viermalige Gesamtweltcupsiegerin wird nach ihrer Rückreise in der amerikanischen Heimat operiert. Keine 24 Stunden nach dem schrecklichen Sturz im Super-G, bei dem sie sich im rechten Knie ein Kreuz- und das Innenband riss sowie den Schienbeinkopf brach, kreisten Vonns Gedanken auch schon wieder um Wettkämpfe.

„Ich kann euch versichern, dass ich so hart arbeiten werde, wie es menschlich möglich ist, um mein Land nächstes Jahr in Sotschi zu repräsentieren“, versprach die Abfahrts-Olympiasiegerin, die in Vail im US-Bundesstaat Colorado operiert werden soll. Während die Bänderverletzungen operativ versorgt werden müssen, braucht die knöcherne Verletzung voraussichtlich lediglich Ruhe. Vorwürfe vonseiten der viermaligen Gesamtweltcupgewinnerin an die WM-Veranstalter oder die Jury gab es keine.

Die Medien dagegen waren voll mit Kritik. Von „Horrorsturz“ über „Anfang mit Schrecken“ bis zur in Stars-and-Stripes-Optik gedruckten Frage „Warum?“ bewerteten Zeitungen am Mittwoch den Unfall in ihren Überschriften. Trainerkritik gab es beim offiziellen Meeting am Vorabend nicht, auch wenn sich viele einig waren: Viel unglücklicher hätte die als großes Ski-Fest angepriesene WM in Schladming nicht beginnen können. Ein abgebrochenes Rennen bei fragwürdigen Bedingungen und eine Verletzung des größten Alpin-Stars bei den Damen. Werbung für den alpinen Skirennsport sieht anders aus.

Ob an den TV- und Radio-Mikrofonen oder im Internet: Auf allen Kanälen gab es Besserungswünsche für die 59-malige Weltcup-Siegerin. „Eine großartige Kämpferin“, befand Super-G-Weltmeisterin Tina Maze. „Ich wünsche eine schnelle und gute Genesung.“ Auch der Super-G-Champ bei den Herren, Ted Ligety, wurde nach seinem Goldcoup am Mittwoch auf die Teamkollegin angesprochen. „Der Sturz von Lindsey hatte keinen Einfluss auf mein Rennen, aber man kann so etwas natürlich nicht einfach ausblenden“, betonte der nun zweimalige Weltmeister.

Vonn war am Dienstag nach einem Sprung zu Fall gekommen. Dabei verdrehte sie sich das rechte Knie. Die Serie von Missgeschicken bei und vor Großereignissen hatte den Tiefpunkt erreicht. 2007 war sie im Training bei den Titelkämpfen in Are gestürzt und hatte die WM wegen einer Bandverletzung im Knie abbrechen müssen. In Val d'Isère 2009 verletzte sie sich beim Öffnen einer Schampus-Flasche am Daumen.

Bei Olympia in Vancouver wurde sie sehr öffentlichkeitswirksam von einer Schuhrandprellung begleitet, nach einem Abfahrtstraining der WM 2011 in Garmisch klagte sie über eine Gehirnerschütterung. All das war aber nicht annähernd so schwerwiegend wie der tragische Rennunfall vom Dienstag.

Dabei war sie nach einem Winter mit Aufs und Abs überaus selbstbewusst in die Titelkämpfe gestartet. Nach zwei Pausen in dieser Saison und dem Bekenntnis zu psychischen Problemen, deren Symptome auf eine Depression hindeuteten, hatte sie in Schladming vor dem ersten Start große Zuversicht demonstriert.

„Ich fühle mich stärker als jemals vor einem Großereignis.“ Stark soll sie auch zurückkommen: Schließlich fehlen nur noch drei Weltcup-Siege auf die österreichische Rekordhalterin Annemarie Moser-Pröll - und 2015 stehen ein Jahr nach den Olympischen Spielen in Sotschi in Vail auch noch ihre Heim-Weltmeisterschaften an.

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