Unverhofftes Podest für Rebensburg in Cortina

Cortina d'Ampezzo (dpa) - Ratlos blickte Viktoria Rebensburg nach der Zieldurchfahrt ins Publikum und zuckte kurz mit den Schultern. Erst als sich die Abfahrt von Cortina d'Ampezzo zur kleinen Schnee- und Nebellotterie entwickelte, gingen ihre Mundwinkel langsam nach oben.

Unverhofftes Podest für Rebensburg in Cortina
Foto: dpa

Auch dank der frühen Startnummer fünf ist die 25 Jahre alte Skirennfahrerin beim Klassiker in Cortina d'Ampezzo auf den dritten Platz gerast und hat ihre beeindruckende Speed-Form erneut unter Beweis gestellt. Zu Siegerin Elena Fanchini aus Italien fehlten Rebensburg 31 Hundertstelsekunden, Zweite wurde die Kanadierin Larisa Yurkiw.

„Ich bin natürlich super happy“, meinte die Olympiasiegerin von 2010, die im Ziel erst noch haderte, „dass ich unten nicht so sauber gefahren bin und die Schwünge nicht durchgezogen habe“. Dank des zweiten Podestplatzes im WM-Winter schob sich die 25-Jährige in der Abfahrtswertung an der Slowenin Tina Maze vorbei auf Rang zwei. Erste ist US-Star Lindsey Vonn - die ihren erhofften Sieg-Rekord verpasste.

„Mich wundert es schon, dass alle so viel verloren haben“, meinte Rebensburg in ihrer Analyse der besten Startgruppe, aus der nur Siegerin Fanchini überzeugte. Die Italienerin stand bei der Siegerehrung im malerischen Dolomiten-Skiort gerührt auf dem Podest, Rebensburg spritzte gelöst mit Schampus um sich. „Das ist das Glück der Tüchtigen“, urteilte Maria Höfl-Riesch, die in der Vorsaison in Cortina den bislang letzten deutschen Weltcupsieg gefeiert hatte und inzwischen als TV-Expertin für die ARD unterwegs ist. „Die Top-Gruppe hatte schlechtere Bedingungen, aber so ist das im Skisport.“

„Dass es für Platz drei gereicht hat, ist zufriedenstellend“, meinte Damen-Cheftrainer Markus Anwander gewohnt sachlich und fand, dass für Rebensburg auch der Sieg drin gewesen wäre. „Im unteren Teil hat sie das ein oder andere Zehntel verloren. Sie war wahrscheinlich nicht aggressiv genug. Aber ihre Startnummer war sicherlich ein Vorteil.“ Die zweite deutsche Starterin, Veronique Hronek, landete auf Rang 43.

Wegen heftiger Winde, dichtem Nebel und Schneefall war das Rennen verkürzt worden. Das Wetter verwehrte den Damen neben einer halben Minute Fahrt auch den legendären Tofana-Schuss, eine der steilsten und spektakulärsten Pistenpassagen in den Alpen. Dort hatte im Training noch Vonn überragt, die beim ersten von drei Rennen im Olympiaort von 1956 zu den großen Geschlagenen gehörte. „Heute war nicht mein Tag“, meinte die Amerikanerin, „ich war überrascht, wie neblig es war. Aber morgen ist noch ein Rennen.“

Denn grundsätzlich ist in Cortina alles angerichtet für die Rekordfahrt der 30-Jährigen, die mit dem 62. Weltcupsieg zu Annemarie Moser-Pröll aufschließen wollte. Als am Freitag im Ziel 88 Hundertstelsekunden Rückstand auf der Anzeigetafel standen, verstand Vonn die Welt nicht mehr. „Ich habe alles gegeben und viel gekämpft“, erzählte sie. Freundin Höfl-Riesch fand: „Heute sollte es nicht sein, die Bedingungen haben es nicht möglich gemacht, und die beste Fahrt war es auch nicht.“

Spielt das Wetter mit, bleiben der glamourösen Ausnahmesportlerin in Cortina noch zwei Gelegenheiten, schon in Italien in die Geschichtsbücher zu fahren: Die zweite Abfahrt am Samstag und der Super-G am Sonntag. Auf die beiden Läufe freut sich auch Rebensburg. „Ich bin auf alle Fälle bereit“, sagte sie.

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