Team-Chance für Höfl-Riesch & Co.

Schladming (dpa) - Maria Höfl-Riesch präsentierte am Tag nach ihrer zweiten WM-Party stolz die zwei Medaillen - zusammen mit Felix Neureuther will sie die Mannschaft nun zur nächsten Feier bei den Titelkämpfen führen.

„Wenn man in so eine Weltmeisterschaft reinkommt als Team, dann kann man sich gegenseitig hochpushen und gegenseitig motivieren. Das hat eine ganz andere Zugkraft als ein Einzelwettbewerb“, sagte Neureuther, der das zweite WM-Gold von Kumpel Ted Ligety (USA) bestaunen durfte.

„Cool, ich freu mich sehr für ihn. Der Kerl hat schon oft bei mir daheim in Garmisch genächtigt. Ich gönne es ihm von Herzen, er hat zwei Wahnsinns-Leistungen abgeliefert. Respekt, das hat er sich absolut verdient“, schwärmte Neureuther in der ARD. Einen Tag nach Ligetys Sieg in der Super-Kombination ist Neureuther in Schladming im Team-Wettbewerb erstmals am Start. „So ein Einstieg ist schon sehr wichtig für eine Weltmeisterschaft.“ Der Weg aber hat es in sich: Nach Auftaktgegner Kroatien könnte im Viertelfinale Weltmeister Frankreich und im Halbfinale Topfavorit Österreich folgen.

Auf den Tag genau zehn Jahre nach seinem ersten WM-Start, als er als kecker Sonnyboy in St. Moritz die Lacher auf seiner Seite hatte, führt Neureuther nun als gestandener Athlet ein größtenteils junges Team an. Höfl-Riesch ist ein gutes halbes Jahr jünger als der 28-jährige Neureuther und auch Lena Dürr (21), Veronique Hronek (21), Fritz Dopfer (25) und Stefan Luitz (20) haben weitaus weniger Weltcup-Rennen in ihren Statistiken stehen.

„Früher war ich das Chicken jetzt bin ich der Älteste. Man kann vergleichen, dass ich heute die Martina Ertl der damaligen Zeit bin“, sagte Neureuther mit Blick auf die Premiere des Team-Events im Jahr 2005. Damals holte die Mannschaft, allerdings noch im alten Format, überraschend Gold. Auch diesmal will man sich im Reigen der Medaillenkandidaten mit Topfavorit Österreich behaupten. Bei aller Reife - an Witzigkeit hat Neureuther nichts verloren. Mit dem Ertl-Vergleich habe er nicht sagen wollen, dass er jetzt „die alte Schachtel des Teams“ ist, betonte er vor seinem ersten von drei Rennen schnell.

Im Team-Wettbewerb könnten die in der Nationenwertung führende USA im Finale Gegner sein, im Riesenslalom ist Ligety auf jeden Fall einer der Topfavoriten. Dabei hat der 28-Jährige schon zwei Goldmedaillen. Nach dem Titel im Super-G holte er sich den in der Kombination. Er gewann im Flutlichtrennen vor Ivica Kostelic (Kroatien) und dem Österreicher Romed Baumann. Die erste Medaille eines ÖSV-Herren bei der Heim-WM. „Ich bin smart gefahren, habe geschaut, dass ich auch kontrolliert fahre“, erklärte der Kombinations-Olympiasieger von 2006. Als erster Alpiner seit Norwegens Aksel Lund Svindal 2007 holte Ligety zwei Siege bei einer WM. Für die USA war es nach dem schweren Schlag des Ausfalls der mittlerweile am Knie operierten Lindsey Vonn ein Grund zur Freude.

Klug fuhr Ligety, das wollen auch Neureuther und die Seinen am Dienstag. Als K.o.-König des Weltcups will er „intern“ im Team Tipps geben, „dass wir uns alle gescheit rausjagen“. In den Duellen Mann gegen Mann ist Neureuther Extra-Klasse. „Wenn man gegen einen aus Brasilien fährt, dann wird man mit Sicherheit nicht das Risiko nehmen, als wenn man gegen einen Marcel Hirscher fährt“, beschrieb der 28-Jährige das Risikokalkül. Perfekt setzte das kurz vor der WM auch Lena Dürr bei ihrem Sieg auf der Stahlrampe in Moskau um. „Ich glaube, wir haben ganz gute Chancen, es ist alles möglich wie man bei mir in Moskau gesehen hat“, sagte Dürr. „Wir werden probieren, dass wir einfach Spaß haben, Gas geben und schauen, wie weit es geht.“

Mit viel Spaß nimmt auch Neureuther seine sechsten Weltmeisterschaften in Angriff. Anders als Maria Höfl-Riesch, die fünf WM-Medaillen und zweimal Olympia-Gold ihr eigen nennt, wartet Neureuther noch auf seine Plakette nach einem WM-Einzelrennen. Gemeinsam mit den Teamkollegen will er in dieser Woche die seit 2001 anhaltende Durststrecke ohne Edelmetall eines deutschen Alpin-Herren beenden.

„Wir haben es geschafft, dass wir als deutsche Herren mittlerweile ganz anders wahrgenommen werden, auch im Ausland. Die Jungs wissen sehr wohl, dass da nicht mehr irgendwelche Haubentaucher daherkommen, sondern dass es um die Wurst geht“, erklärte der viermalige Weltcup-Sieger. Im Riesenslalom hat er eine Außenseiterchance, im Torlauf ist er Mitfavorit. Neureuthers Saisonbilanz ist mit zwei Weltcup-Siegen und insgesamt sechs Podestplätzen besser als die von Höfl-Riesch, die am Montag ein Bild ihrer zwei Medaillen im Internet präsentierte.

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