Riesiges WM-Fest - Neureuther & Co. in Lauerstellung

Schladming (dpa) - Medaillen und Titel durften die deutschen Alpinen bei den vergangenen drei Großereignissen feiern - eine von den Herren war allerdings nicht dabei. Jetzt will der Deutsche Skiverband auch die scheinbar endlose Durststrecke bei seinen Männern beenden.

Ohne den übergroßen Druck der Heim-WM soll bei den Titelkämpfen in Schladming das erste Edelmetall eines deutschen Skirennfahrers seit zwölf Jahren her. „Ich möchte die Medaillenzahl nicht aufteilen, aber am liebsten wäre mir eine Medaille bei den Herren, eine bei den Damen und dann noch die Team-Medaille - dann wäre es okay“, sagte Alpindirektor Wolfgang Maier mit einem Lächeln - die Vorfreude auf die vielleicht größten Alpin-Weltmeisterschaften überhaupt ist auch beim deutschen Delegationschef spürbar.

Zum zweiten Mal nach 1982 finden im Wintersportort in der Steiermark alpine Weltmeisterschaften statt. Fans und Sportler von Maria Höfl-Riesch über Felix Neureuther bis zu Viktoria Rebensburg versprechen sich davon ein Spektakel. Es soll neuartige TV-Bilder geben, über 400 000 Zuschauer werden bei den Rennen erwartet. Damit würde man sogar die letzte Heim-WM 2001 in St. Anton (350 000) toppen. Denn was für Deutschland die Fußball-Nationalmannschaft ist, ist für Österreich der alpine Skirennsport.

„Stimmung und Atmosphäre werden gewaltig sein“, sagte auch Neureuther voraus. Der WM-Vierte von 2009, der von der Erwartungslast der Heim-Titelkämpfe vor zwei Jahren in Garmisch-Partenkirchen regelrecht erdrückt worden war, weckte mit sechs Podestplätzen in diesem Winter Hoffnungen. „Ich habe eine sehr gut Ausgangsposition, und das wird die erste Weltmeisterschaft sein, die ich richtig genießen kann“, sagte der viermalige Weltcup-Gewinner.

Er fährt in diesem Winter in der besten Form seiner Karriere, auch landeten Fritz Dopfer und Stefan Luitz in dieser Saison schon auf dem Stockerl - jetzt soll auch die erste WM-Einzelmedaille eines Herren seit Bronze von Florian Eckert 2001 her.

„Unser Ziel war es, dass wir zumindest mitreden im vorderen Bereich, bei der Medaillenvergabe, dass wir ein schlagkräftiges Team am Start haben“, sagte Herren-Cheftrainer Karlheinz Waibel. „Aber Favoriten sind andere. Aber die Jungs stehen bereit, sollten andere der Situation nicht gewachsen sein.“ Vor allem auf Österreichs Dauer-Podestfahrer und Gesamtweltcupsieger Marcel Hirscher lastet ein schier unmenschlicher Druck. Doch jeder traut dem Vollprofi zu, die rot-weiß-roten Erwartungen erfüllen zu können.

Anders als 2011 in der bayerischen Heimat, als Maria Höfl-Riesch mit zweimal Bronze die nicht zufriedenstellende Ausbeute der deutschen Alpinen beschönigte, zählt die Doppel-Olympiasiegerin von 2010 diesmal nicht zu den Favoritinnen. Drei Ausfälle in den letzten fünf Rennen vor dem Saisonhöhepunkt, dazu viele Plätze in diesem Winter knapp hinter dem Podest, nur zweimal auf dem Podium - stehen bislang in ihrer Saison-Statistik.

„Es ist ja in letzter Zeit doch auch ein bisschen Pech dabei gewesen mit vierten und fünften Plätzen und ein paar Ausscheidern, vielleicht kommt das Glück zurück in Schladming“, erklärte die Slalom-Weltmeisterin von 2009. Und wenn einer Comeback-Qualitäten hat, dann Höfl-Riesch.

„Sie kann Ausschläge nach links und rechts extrem schnell verarbeiten“, betonte Maier. Höfl-Riesch sind trotz fehlender Weltcup-Erfolge auch mehrere Medaillen zuzutrauen. Den ersten WM-Podestrang wünscht sich Riesenslalom-Olympiasiegerin Viktoria Rebensburg, beim Weltcup-Finale an gleicher Stelle vor einem Jahr Gewinnerin von zwei Rennen. Dazu sind die deutschen Aussichten im Team-Wettbewerb glänzend. Doch dort will auch Alpin-Großmacht Österreich seine Fan-Massen nach einer von zwei Flutlicht-Entscheidungen eine riesige Après-Ski-Party feiern lassen.

Hirscher kann der große Star der Titelkämpfe vom 5. bis 17. Februar werden, ferner reist die Seriensiegerin Tina Maze aus Slowenien als Favoritin in gleich mehreren Disziplinen an. US-Star Lindsey Vonn meldete sich nach einer Wettkampf-Pause stark zurück und will die angesichts von 59 Weltcup-Siegen eher bescheidene Bilanz von zwei WM-Titeln verbessern. Bei den Herren möchte der erfolgreichste aktive WM-Skirennfahrer, der viermalige Weltmeister Aksel Lund Svindal aus Norwegen, in der Bestenliste an den fünfmaligen Titelträger Ingemar Stenmark aus Schweden vorbeiziehen.

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