Riesch: Ohne Gold glücklich - Slalom-Team schwach

Garmisch-Partenkirchen (dpa) - Als die österreichische Bundeshymne für Slalom-Weltmeisterin Marlies Schild am Fuße des Gudibergs erklang, stand Maria Riesch umringt von vier Polizisten und vielen Fans auf einem schlammigen Kies-Weg am Ende des Zielraums.

Zwar waren die Autogrammkarten der Doppel-Olympiasiegerin auch nach Rang vier gefragt wie eh und je, den Abgang von „ihrer“ Heim-WM hatte sie sich jedoch sicher anders vorgestellt. „Aber ich bin ja auch schon Weltmeisterin und Olympiasiegerin im Slalom und deswegen kann ich es verschmerzen“, verwies die 26-Jährige auf die Erfolge der Vorjahre - und gab sich auch ohne erfüllten Weltmeister-Wunsch zufrieden.

„Für mich war es auf jeden Fall positiv, auch wenn dieses ersehnte und von allen Seiten, auch von mir selber, gewünschte Gold nicht kam“, sagte die entthronte Slalom-Weltmeisterin. Über ihren vierten Platz hinter Schild und Kathrin Zettel (Österreich), die den von Doppel-Weltmeisterin Elisabeth Görgl gestarteten rot-weiß-roten Siegeszug fortsetzten, sowie hinter Maria Pietilä-Holmner (Schweden) beschwerte sich keiner ihrer Chefs. Dagegen knüpfte der Rest der Slalom-Truppe nahtlos an die Weltcup-Enttäuschungen an.

Platz 15 für Fanny Chmelar, Rang 23 für Katharina Dürr - Susanne Riesch und Christina Geiger kamen erst gar nicht ins Ziel. Ein Stückweit war das auch der Erwartungshaltung geschuldet. „Alle drei oder vier wären lieber auf der Rückseite des Bergs runtergefahren als vorne ins Stadion“, sagte ein „getroffener“ Alpin-Direktor Wolfgang Maier und kündigte an, künftig ein „bisschen strenger“ Dinge zu betrachten. Je näher die WM gekommen war desto enttäuschender wurde das Abschneiden des Torlauf-Teams.

Zwei Medaillen durch Riesch - das war's bei den deutschen Alpinen. „Wir haben den Nachteil gehabt, dass die zweite Nummer und die dritte Nummer nicht voll gezogen haben“, sagte Maier mit Blick auf Olympiasiegerin Viktoria Rebensburg und 2009-Weltmeisterin Kathrin Hölzl. In den „zwei Hauptdisziplinen“ Riesenslalom und Slalom blieb das Team hinter den Hoffnungen. Teilweise durch gesundheitliche Rückschläge erklärbar, teilweise war das Team einfach nicht gut genug. „Manchmal braucht man einen vor den Bug, damit man wieder aufwacht und die Dinge sehr, sehr konsequent weiter betreibt“, räumte Maier ein.

Auftritte auf „höchstem Niveau“ bescheinigte der Alpin-Direktor indes seiner pausenlos im Einsatz befindlichen Nummer 1. „Wenn alle Sportlerinnen so aufgestellt wären wie die Maria und so konsequent die Dinge verfolgen würden, dann hätten wir uns das Slalom-Thema sparen können“, sagte der Sportdirektor, der die vielen öffentlichen außersportlichen Auftritte der Weltcup-Führenden dagegen nicht kommentieren mochte. Nicht nur auf Kandahar und Gudiberg, sondern auch auf dem Sponsoren-Teppich im P1 oder in ihrem Medien-Eck war Riesch im Blitzlichtgewitter die gefragteste Frau der Titelkämpfe vor ihrer Haustür. Solche Termine machen Riesch selbst „Spaß“ und sie empfindet dadurch „keine Belastung“.

Da hatte Riesch die Grippe schon mehr zu schaffen gemacht. Geschwächt verpasste sie das angepeilte Kombinations-Podest, holte dann aber ohne Druck Abfahrts-Bronze. Platz drei im Super-G zum Auftakt hatte ihr schon eine Last genommen. Im Riesenslalom schied die 26-Jährige mit Zwischenbestzeit im Finale aus. Im Slalom brachte sie letztlich der verhaltene erste Durchgang um das Podest.

Bei der abendlichen Siegerehrung im Kurpark durfte Riesch Schild & Co. rechts neben sich nur anerkennend Beifall klatschen. Und als die drei besten Slalom-Damen den Fotografen ihre Medaillen präsentierten, verabschiedete sich Riesch am Mikrofon vor den Fans mit zufrieden klingenden Worten von ihrem goldlosen Titelkampf. „Es war ein tolles Erlebnis, die Heim-WM.“

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