Neureuther: „Familienkreis“ schließt sich

Schladming (dpa) - Natürlich wurde Felix Neureuther am größten Tag seiner Slalom-Karriere auch nach den prominenten Eltern gefragt. Stunden, nachdem ihm zunächst einige Tränen gekommen waren, scherzte er im deutschen Haus in Österreich wieder ganz cool.

„Das tut gut, wenn man daheim vom Vater nicht mehr aufgezogen wird“, sagte er an einem „bedeutenden Tag“ mit einem Lächeln. „Aber im Endeffekt ist es völlig egal. Dem Papa ist es leider verwehrt geblieben, bei einem Großereignis 'ne Medaille zu gewinnen. Das habe ich jetzt geschafft, von dem her denke ich, dass es den Familienkreis sehr gut geschlossen hat.“

Die Eltern, die Slalom-Silber am heimischen TV verfolgten, durften sich am Sonntagabend bei dieser Schalte des Bayerischen Fernsehens freuen. Respektvoll antwortete Felix Neureuther auf die Fragen zur Familienbande. Die Eltern, Rosi Mittermaier und Christian Neureuther, selbst sagen öffentlich nicht gerne etwas über den 28-Jährigen, der vor zehn Jahren als Sohn der beiden Ski-Größen erstmals bei einer WM startete. Nach anfänglich schwierigen Jahren streifte er dieses Image aber mehr und mehr ab. Und als nach einem seiner bislang vier Weltcup-Siege ein Kind auf Rosi Mittermaier deutete und sagte, „das ist die Mutter vom Felix“, sorgte das für Freude bei der Doppel-Olympiasiegerin von 1976.

„Es war nicht immer einfach für unsere Kinder, ständig auf uns angesprochen zu werden. Deshalb haben wir uns bei den ganzen Rennen zurückgehalten, weil sonst die Lautsprecher-Durchsage gekommen wäre, dass Rosi Mittermaier im Ziel steht. Das ist nicht lustig für so einen Buben“, sagte die Mutter einmal. „Wenn man dann hört, dass ich die Mutter vom Felix bin und nicht, dass er der Sohn von der Rosi ist, ist es das Schönste.“ Der Name Neureuther öffnete Felix viele Türen, aber er war zwischenzeitlich auch eine große Last für ihn. Immerzu wurde er auf die Vergangenheit angesprochen. Einst nervte das, dann nahm er es hin, mittlerweile spricht er stolz darüber.

„Ich denke, dass das auch mit einem Reife- und Entwicklungsprozess zu tun hat“, sagte Neureuther im Rahmen der WM in einem dpa-Interview. „Ich glaube, dass ich mich so selbstständig als Sportler entwickelt habe und als Felix wahrgenommen werde, dass man das auch glaubwürdig rüberbringt.“ Verstecken muss er sich mit seinen sportlichen Leistungen hinter den Familienmitgliedern wahrlich nicht. „Er ist eine eigene Sportlerpersönlichkeit, aber der Name verbindet Generation“, sagte Alpin-Direktor Wolfgang Maier am Montag. „In der älteren Generation tragen die Namen Rosi Mittermaier und Christian Neureuther, bei den jüngeren ist der Felix die bekanntere Persönlichkeit.“

Nach seinem Auftritt im deutschen Haus ging es für Felix Neureuther mit den Slalom-Jungs um Marcel Hirscher auf die Piste - aber zum Feiern. Anders als 2007, als er als Zweiter des ersten Durchgangs im Finale ausschied, als 2009, als er als letztlich Vierter eine Medaille verspielt hatte, oder als 2011, als der Erwartungsdruck der Heim-WM zu groß war, durfte Neureuther diesmal als Medaillengewinner mitfeiern. Und er war der erste im Hause seit der Mutter.

Einen weiteren Vergleich mit der Vergangenheit könnte es schon bald geben - und der hat dann alleine sportliche Gründe. Mit drei Slalomsiegen im Weltcup und insgesamt 16 Podestplätzen in dieser Disziplin liegt er auf Rang drei der von Armin Bittner (7 Siege, insgesamt 18 Podestplätze) angeführten deutschen Rangliste. Direkt vor ihm: Papa Christian mit 6 Siegen und insgesamt 20 Podestplätze im Torlauf.

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