Abfahrtskönig Guay schwärmt für Garmisch

Garmisch-Partenkirchen (dpa) - „Das beste Gefühl der Welt“ feierte Erik Guay an einem „ganz speziellen Ort“. Vor vier Jahren hatte der Kanadier seinen ersten Weltcup auf der Kandahar gewonnen, seine Pechsträhne bei Großereignissen beendete er mit dem WM- Abfahrtstriumph nun auch in Garmisch.

„Ich habe einfach ein gutes Gefühl auf der Piste“, schwärmte er. „Ich muss aufpassen, dass ich nicht komplett ausraste.“ Mit vier vierten und fünften Plätzen hatte Guay bislang Medaillen bei Weltmeisterschaften und Olympia stets knapp verpasst. Wie 2009, als der diesmal verletzt fehlende John Kucera den Titel in der alpinen Königsdisziplin geholt hatte, kommt der Gewinner einer WM-Abfahrt nun zum zweiten Mal aus Kanada.

In der Vorbereitung auf die Jagd nach dem ersten deutschen Abfahrtsgold seit Rosi Mittermaier (1976) geht es bei der angeschlagenen Maria Riesch weiter voran. „Der aktuelle Stand ist, dass man wieder einen kleinen Fortschritt hatte“, sagte Alpin-Direktor Wolfgang Maier vor der Schussfahrt am Sonntag (11.00 Uhr). Damit scheint die Doppel-Olympiasiegerin ihren vergeblichen Kampf um Edelmetall in der Super-Kombination gut verkraftet zu haben.

Als der Schweizer Altstar Didier Cuche die Bestzeit um 0,32 Sekunden verpasst hatte, atmete Guay erleichtert durch und ballte als Weltmeister die Faust. Dagegen stand Cuche nach seinem Angriff auf Platz eins etwas ratlos im Zielraum herum. Die Zeit des 36-Jährigen war auf der Anzeigetafel weitergelaufen, er zuckte mit den Schultern - bis er von außen angezeigt bekam, dass es nicht für die Spitze gereicht hatte. Dem von Guay als Favoriten auserkorenen Cuche blieb in der WM-Schussfahrt „nur“ Platz zwei. Bronze ging an Super-G-Weltmeister Christof Innerhofer aus Italien.

Die deutschen Teilnehmer griffen erwartungsgemäß nicht in den Kampf um die Spitzenplätze ein. Das von Freunden bei der Zieldurchfahrt mit einem Rückstand von 4,90 Sekunden gezündete Feuerwerk konnte Tobias Stechert nur wenig trösten. „Die Fahrt war verhunzt, darüber müssen wir nicht diskutieren“, klagte der Athlet des SC Oberstdorf.

Andreas Sander erlebte bei seinem Sturz ins Netz einen „totalen Schock“ und kam erst mit Verzögerung unten an. Der ehemalige Junioren-Weltmeister im Super-G zog sich einen Innenbandriss im rechten Knie zu. „Das ist natürlich bitter, weil ich eine gute Saison gefahren habe. Aber ich bin erleichtert, dass es nichts Schlimmeres ist“, sagte Sander nach Angaben des Deutschen Skiverbandes.

Bei hohen Temperaturen von rund zehn Grad war Guay, der 2010 in Garmisch-Partenkirchen einen Super-G gewonnen hatte, früher als die großen Favoriten auf die Strecke gegangen - sicher kein Nachteil. Mit einer waghalsigen Fahrt hatte er den gleich vor ihm gestarteten Innerhofer, der nicht ganz gesund angetreten war, von Platz eins verdrängt.

Aber der 26-Jährige freute sich auch ohne Sieg. „Die Startnummer von Erik und von mir war sicher ein Vorteil“, sagte der Südtiroler Innerhofer nach seinem zweiten Stockerl-Rang. „Von zwei Medaillen bei der WM hätte ich nur träumen können.“ In den Chor der Jubelnden stimmte auch Cuche trotz des verpassten Abfahrts-Golds ein. „Es ist eine gewonnene Silbermedaille, ich habe kein Gold verpasst“, sagte das Kraftpaket aus der Schweiz.

Für die arg gebeutelte österreichische Speed-Mannschaft blieb nur Platz vier durch Romed Baumann. Wie bei Olympia 2010 sowie den Weltmeisterschaften 2009 und 2007 war man auch diesmal leer ausgegangen. In Garmisch-Partenkirchen war es nach drei erfolgreichen Wettbewerben der erste ohne Edelmetall. „Das interessiert mich null und nix, das ist für mich völlig uninteressant“, kommentierte Cheftrainer Mathias Berthold die medaillenlose Zeit der österreichischen Abfahrer.

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