Rodlerin Hüfner will vierten WM-Titel

Altenberg (dpa) - So viel Kopfschütteln war selten bei Tatjana Hüfner. Ausgerechnet auf dem Weg zur Heim-WM leistete sich die Rodel-Olympiasiegerin ungewohnte Schwächen, rechtzeitig zum Saisonhöhepunkt in Altenberg sieht sich die Titelverteidigerin aber wieder bereit für ihre Gold-Mission.

„Es ist wirklich eine verzwickte Saison gewesen“, gesteht die 28-Jährige im Interview der Nachrichtenagentur dpa. „Aber ich habe mich durchgebissen. Ich bin jetzt sehr gut drauf!“

Wie kaum eine Rodlerin vor ihr hatte Hüfner die Konkurrenz in den vergangenen Jahren dominiert. Neben ihrem Olympiasieg 2010 und den WM-Titeln 2007, 2008 und 2011 hatte die Ausnahmerodlerin in den vergangenen vier Wintern zudem stets die Weltcup-Gesamtwertung für sich entschieden - und auch in dieser Saison ist ihr der Gesamtsieg kaum mehr zu nehmen. Doch was in den Jahren zuvor leicht und locker aussah, war in dieser Saison harte Arbeit. „Ich war einfach nicht so fokussiert auf mich. Und wenn es einmal nicht so läuft, wartet man immer auf die Initialzündung. Man wartet darauf, dass endlich der Knoten platzt.“

Das Warten hat sich gelohnt. Bei der WM-Generalprobe vor zwei Wochen in St. Moritz deklassierte Hüfner die gesamte Konkurrenz und genoss danach die wieder entdeckte Leichtigkeit. „Nun weiß ich, dass es immer noch geht. Dieses erhebende Gefühl trägt mich in die Heimat.“ In die Heimat zur WM-Bahn in Altenberg, auf der Hüfner schon als Kind daheim war und auch vor mehr als sechs Jahren den ersten ihrer inzwischen 31. Weltcup-Siege feierte. „Ich mag diese Bahn sehr gerne. Viele Freunde, viele Bekannte werden da sein, das ist natürlich etwas Besonderes“, erzählt Hüfner vor ihrem Heimspiel.

Mit dem vierten WM-Titel könnte Hüfner zu Sylke Otto und Margit Schumann aufschließen, doch da hat Teamkollegin Natalie Geisenberger etwas dagegen. „Ich fahre definitiv auf Angriff. Ich kann da schnell fahren“, kündigt die 24-Jährige selbstbewusst an. Dreimal in Folge musste sie sich mit WM-Silber begnügen, in diesem Winter will die Olympia-Dritte endlich mehr. „Diesmal wird es vorne eng, wenn keine einen Fehler hat. Letztes Jahr konnte ich nicht gewinnen, wenn Tatjana keine Fehler machte. Das war schon etwas nervig.“

Bei Olympia 2010 jubelten Hüfner und Geisenberger noch gemeinsam, inzwischen ist das Verhältnis zwischen den deutschen Top-Fahrerinnen abgekühlt. „Gezicke ist es nicht, wir zicken uns ja nicht an“, betont Geisenberger. „Dass wir keine besten Freundinnen werden, war ja immer klar. Dafür sind wir zu unterschiedlich.“ Dies sieht auch Hüfner so: „Wir haben einfach nicht viel miteinander zu tun, aber wir lassen den anderen leben.“ Bundestrainer Norbert Loch nimmt die Eiszeit zwischen seinen Top-Frauen gelassen: „Jede hat eben den Anspruch, die Beste zu sein. Das ist ein Ansporn.“

So läuft auch in Altenberg alles auf ein deutsches Wettrennen um den Titel hinaus - die Kanadierin Alex Gough gilt als gefährliche Außenseiterin. „Alex fährt überall gut runter, aber hier liegt der Heimvorteil klar bei den deutschen Frauen“, sagt ihr deutscher Trainer Wolfgang Staudinger. Das zeigt auch die Statistik: Seit dem WM-Coup der Polin Barbara Piecha 1970 in Königssee haben die deutschen Rodlerinnen bei keiner Heim-WM mehr verloren.

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