Deutsche Rodel-Stars wollen WM-Viererpack

Sigulda (dpa) - Von einem entspannten Triumph im Vorbeirodeln wollen die deutschen WM-Favoriten nichts wissen. Angst haben Felix Loch, Natalie Geisenberger und Co. im lettischen Sigulda aber weder vor der vertrackten Bahn noch vor der aufmüpfigen Konkurrenz.

Deutsche Rodel-Stars wollen WM-Viererpack
Foto: dpa

„Wir haben den Dreh heraus“, meinte Olympiasieger Loch vor dem wichtigsten Rennen der Saison selbstbewusst. Mit dem dritten Weltmeistertitel in Serie könnte der Berchtesgadener Geschichte schreiben. Teamkollegin Geisenberger weiß, dass sie sich gegen wiedererstarkte Gegnerinnen keine Schwäche erlauben darf. „Ich werde hier das letzte herauskitzeln“, sagte sie.

Nicht weniger als vier Titel bei Männern, Frauen, Doppelsitzern und der Teamstaffel sind das deutsche Ziel. Nach den ungefährdeten Heimsiegen im Januar verspricht die WM im Baltikum aber mehr Spannung - vor allem durch die jüngsten Pleiten bei der Generalprobe im Weltcup von Lillehammer. Dort hatten Geisenberger und Loch das Podium klar verpasst und Bundestrainer Norbert Loch ins Grübeln gebracht.

„Aber es bringt ja nichts, wenn man sich da verrückt macht“, meinte Geisenberger. Ihre Pleite in Norwegen habe sie schnell abgehakt. „Seit ich die Ziellinie passiert habe, liegt mein Fokus auf der WM. An Lillehammer habe ich seitdem keinen Gedanken mehr verschwendet.“

Die Miesbacherin kann am Samstag (11.30 Uhr/MEZ) ihr zweites WM-Gold nach 2013 feiern. Die größte Gegnerin dürfte dabei erstmals seit langem nicht aus dem eigenen Team kommen. „Tatjana Iwanowa wird ganz stark sein“, prognostizierte sie. Die Russin hatte in Lillehammer gewonnen und fühlt sich in Sigulda pudelwohl. „Die Russen haben hier schon einen Trainingsvorsprung“, sagte Geisenberger, kann nach mehr als 20 Testläufen aber nicht klagen. „Das soll keine Ausrede sein.“

Bei der WM 2009 erlitten die deutschen Frauen auf der ähnlich wenig befahrenen Bahn von Lake Placid ihre einzige WM-Pleite in 15 Jahren - dieses Grauen soll sich nicht wiederholen. Dazu fädelte der Bob- und Schlittenverband für Deutschland (BSD) sogar einen Deal mit den Letten ein und konnte im Herbst eine zusätzliche Trainingswoche absolvieren. „Das war sehr wichtig“, sagte Felix Loch. „Wir haben die Bahn im Griff. Ich bin hier lange nicht mehr so gut gefahren.“

Der zweimalige Olympiasieger will sein fünftes WM-Einzelgold und bis auf einen Sieg an Rekordhalter Armin Zöggeler heranrücken. Dass es momentan in Sigulda unerwartet warm ist, komme den Deutschen entgegen, findet Loch: „Da wissen wir eher, was zu tun ist, als die Konkurrenz.“ An die Chance, als erster Rodler der Geschichte dreimal nacheinander WM-Gold zu gewinnen, verschwendet Loch keinen Gedanken - er wusste von der Statistik nichts. „Jetzt warten wir doch erst mal ab“, sagte er vor seinem Rennen am Sonntag (9.10 Uhr/MEZ).

Bei den Doppelsitzern dürften sich die deutschen Spitzenteams Toni Eggert/Sascha Benecken und Tobias Wendl/Tobias Arlt um Gold und Silber streiten. Vor allem bei den Weltcup-Führenden Eggert/Benecken ist die Anspannung groß, haben sie WM-Gold doch noch nie gewonnen und zuletzt in Sotschi beim Olympia-Triumph der Teamkollegen noch maßlos enttäuscht. „Es gibt keine Zielsetzung“, meinte Eggert vor dem ersten Rennen dieser Titelkämpfe am Samstag (9.10 Uhr/MEZ).

Den anderen Deutschen werden Außenseiterchancen eingeräumt: Tatjana Hüfner könnte nach viermal Gold und einer Silbermedaille ihre sechste WM-Plakette erobern und damit zu Sylke Otto aufschließen. Vize-Weltmeister Andi Langenhan meinte dagegen, Sigulda liege ihm überhaupt nicht. Dajana Eitberger ließ mit Rang drei in Lillehammer aufhorchen und sagte vor ihrer WM-Premiere: „Meine Erwartungen sind gar nicht so hoch gesteckt wie die von anderen über mich.“ Das ist bei Loch und Geisenberger anders: Für die beiden zählt nur Gold.

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