Neuer Eisschnelllauf-Coach: „Hier muss sich viel ändern“

Berlin (dpa) - Jan van Veen verzieht keine Miene, als er gefragt wird, warum er sich das antut. Der Niederländer weiß genau, welch schwere Aufgabe auf ihn zukommt, wenn er am 1. Februar sein Amt als Trainer der deutschen Eisschnellläufer antritt.

Neuer Eisschnelllauf-Coach: „Hier muss sich viel ändern“
Foto: dpa

„Meine Motivation ist es immer, Leute besser zu machen. Und da ist mir die Ausgangssituation egal“, sagt der Star-Trainer aus dem Eisschnelllauf-Land Nummer eins. In den Jahren als Coach des Nachwuchsteams „Jong Oranje“ und dreier Privatteams hatte der 46-Jährige unter anderen Spitzenläufer wie die Team-Olympiasieger Koen Verweij, Jan Blokhuijsen und Lotte van Beek in die Weltspitze geführt.

Gewohnt ist van Veen aus Holland prall gefüllte Hallen, ein riesiges Medieninteresse und Weltklasse-Leistungen. In Deutschland erwartet ihn künftig nichts von dem. Trotzdem gibt er sich zuversichtlich, den Leistungsabfall stoppen zu können. „Hier muss sich sehr viel ändern. Das ist mir klar. Sonst hätten sie mich nicht geholt“, sagt der Schwarzschopf aus dem Örtchen Dwingeloo in perfektem Deutsch.

Sportdirektor Robert Bartko lehnt sich zurück und nickt. Doch bittet er bei dem Gespräch an der Eisbahn im Sportforum Hohenschönhausen um Verständnis, dass der neue Mann noch keine Konzepte auf den Tisch legen kann. „Wir haben ihn mitten in der Saison verpflichtet, damit er sich die Dinge hier anschauen kann. Seine Pläne werden wohl erst ab Sommer umgesetzt werden können.“

Da kaum starker Nachwuchs in den kommenden Jahren nachrückt, sind die Strategien der Deutschen Eisschnelllauf-Gemeinschaft (DESG) auf einen Olympia-Erfolg in sechs Jahren angelegt. Dennoch sei man sicher, dass van Veen mit seiner Erfahrung auch schon kurzfristig helfen könne, meint Bartko.

Beim nationalen Titelkampf in Berlin hatte erneut die Älteste für Schlagzeilen gesorgt. Einerseits gewann die fast 44-jährige Claudia Pechstein so klar wie nie ihren zehnten Mehrkampf-Titel, zum anderen sorgte ihr neuer Heim-Coach Peter Mueller für Schlagzeilen. In Absprache mit dem Verband verpflichtete Pechstein den 61-jährigen Amerikaner auf eigene Kosten und wird sich künftig in einem Team mit ausländischen Läufern systematisch auf ihren Kampf um eine Medaille bei Olympia 2018 in Pyeongchang vorbereiten. Die alarmierenden Zustände im Verband, der in diesem Winter noch ohne einen Podestplatz im Weltcup ist, hatte Pechstein mehrfach angeprangert.

Van Veen ist die Misere längst bekannt. Er gehe gern solche Abenteuer ein, äußerte der Niederländer schmunzelnd. „Ich habe hier die große Chance, mit harter Arbeit das Niveau voranzubringen“, sagte er. Dass sich in dieser Situation ein niederländischer Erfolgstrainer zum Verband bekenne, nennt Robert Bartko „großartig“.

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