Ende des Eis-Tourismus: Sparkurs fordert Tribut

Inzell (dpa) - Der Verband verschärft die Normen, der Eis- Tourismus für mittelmäßige Sportler soll ein Ende haben. Die Deutsche Eisschnelllauf-Gemeinschaft (DESG) hat sich einen strikten Sparkurs auferlegt.

„Die Situation ist komplizierter geworden“, analysierte DESG-Sportdirektor Günter Schumacher in Inzell. Mit wie viel weniger Geld sein kleiner, aber erfolgreicher Verband auskommen muss, will er aber nicht preisgeben.

Sorgenfalten haben die Verantwortlichen spätestens auf der Stirn, seit der Weltcup-Kalender bekannt wurde. „Wir müssen unseren Haushalt immer bis Mitte des Jahres aufstellen. Und wir gingen davon aus, dass die ersten Rennen wieder in Hamar oder Heerenveen sein würden. Dann aber wurden die Premieren in Tscheljabinsk und Astana bekannt, das brachte einiges durcheinander“, beklagte Chefcoach Markus Eicher. Flugkosten in den Ural und nach Kasachstan, höhere Hotelpreise sowie die Visa-Gebühren von 200 Euro pro Kopf haben die Reisekosten um eine sechsstellige Summe steigen lassen.

„Da blieb uns nichts weiter übrig, die internen Normen etwas anzuziehen. Wir wollen uns schließlich nicht nachsagen lassen, Touristen mitzunehmen, die uns ja in der B-Gruppe auch nicht viele Punkte bringen“, erläuterte DESG-Präsident Gerd Heinze die Zwänge. Daher müssen nun einige sonst im Weltcup gesetzte Athleten um ihre Einsätze bangen. „Die Norm des Weltverbandes ISU für die 3000 Meter liegt bei 4:24 Minuten, kein Problem sollte man sagen. Aber die interne Norm von 4:14 ist schon schwerer zu knacken“, meinte Team-Olympiasiegerin Katrin Mattscherodt, die seit dieser Saison Aktivensprecherin ist. Dass die Weltspitze erst bei 4:10 Minuten beginnt, weiß aber auch die Berlinerin.

Die Verbands-Normen wurden nach jenen Zeiten festgelegt, die im vergangenen Weltcup-Finale zu Rang 16 reichten. Der Erfurter Robert Lehmann hat wenig Verständnis dafür, warum er schon 14 Tage vor dem ersten Weltcup im russischen Tscheljabinsk die Normen erfüllen muss. „Ich soll doch in zwei Wochen in Top-Form sein und eigentlich nicht hier bei den deutschen Meisterschaften in Inzell“, sagte der 1500-Meter-Spezialist. Wie auch andere Läufer hatte er daher angeboten, einen Teil der erhöhten Kosten zu übernehmen. Das wurde von der DESG-Führung aber abgelehnt.

„Stellen wir uns doch nur vor, der Fünfte ist bereit, selbst zu zahlen, der Vierte aber nicht. Da kommen wir in Zwänge, in die wir nicht geraten wollen“, betonte Heinze und räumte ein: „Natürlich wird es Härtefälle geben.“ Zuletzt habe sich ein bisschen eingebürgert, dass die Deutschen alle Start-Kontingente auslasten, auch wenn die Leistungen nicht dementsprechend waren. Auch die Trainer-Teams werden künftig auf Reisen reduziert, so ist Chefcoach Eicher gleich zum Auftakt in Russland gar nicht selbst vor Ort.

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