Sportdirektor sieht Bobfahrer wieder auf Erfolgskurs

Winterberg (dpa) - Jubelnd fiel Thomas Schwab seinen Bundestrainern und auch den Tüftlern von der Materialschmiede FES in den Armen. Das Bild hatte ein Jahr nach der historischen Olympia-Pleite Symbolcharakter.

Sportdirektor sieht Bobfahrer wieder auf Erfolgskurs
Foto: dpa

Sekunden zuvor hatte Francesco Friedrich den im Weltcup überragenden Oskars Melbardis im Zweierbob um 1,06 Sekunden abgehängt. Eine Ewigkeit im Rennsport. Zudem schnappte sich der Sachse im letzten WM-Lauf von Winterberg auch noch die Startbestzeit des Letten. Dass der radikale Neuanfang nach Sotschi der richtige Weg war, bestätigte WM-Debütant Johannes Lochner mit seinem überraschenden zweiten Platz - zeitgleich mit Melbardis.

„Das sind absolute Highlights, wenn so junge Leute wie Johannes von null auf hundert in die Weltspitze reinfahren. Das ist das Schönste am Sport. Da ist es zweitrangig ob er aus Bayern kommt. Das hatte Francesco vor zwei Jahren in St. Moritz ja schon vorgemacht“, sagte Sportdirektor und Generalsekretär Thomas Schwab vom Bob- und Schlittenverband für Deutschland (BSD).

Die Anspannung vor den Titelkämpfen im Sauerland war bei ihm riesig. Immerhin analysierte und diskutierte man den ganzen Sommer, gründete neue Arbeitsgruppen und Kompetenzteams und setzte rigoros auf Verjüngung. „Wir sind einen ganzen Schritt weitergekommen. Die neu gegründete AG Technik hat sich absolut bewährt. Cheftrainer Christoph Langen hat die Richtung vorgegeben, Trainer und Techniker nahmen die Aufgaben an, auch im Kompetenzteam Trainingsmethodik. Denn die unmittelbare Wettkampfvorbereitung für Francesco war einfach perfekt“, erklärte Schwab.

Praktisch wurde es auf der sogenannten Starterbahn in Winterberg perfekt umgesetzt. Die Tests bei den deutschen Meisterschaften im Dezember und in den Wochen vor der WM wurden akribisch protokolliert. „So wusste Francesco genau, an welchem Punkt er in den Schlitten rein musste, denn das Zauberwort hieß diesmal Abgangsgeschwindigkeit.“ So wurde auch der schnellste Starter der Kufenszene, Oskars Melbardis, ausgebremst. „Ich dachte auch, es wird ein Kampf um Hundertstel. Doch es hat einfach alles gepasst, obwohl das Wetter nicht unbedingt mitspielte“, meinte Weltmeister Friedrich.

Für Schwab waren die ersten WM-Medaillen von Winterberg nur eine Bestätigung, „dass die eingeleiteten Mechanismen greifen. Alle Probleme konnten wir aber noch nicht abstellen.“ So sieht er in der Kommunikation gerade zwischen den Trainern und den Techniker vom Berliner Institut zur Forschung und Entwicklung von Sportgeräten (FES) noch Steigerungsmöglichkeiten - auch in der praktischen Zusammenarbeit. „Matthias Höpfner macht seinen Job hervorragend, doch mehr Nähe von den Technikern beim Weltcup wäre ideal. Das sind derzeit aber eher Kapazitätsprobleme, die wegen den Sommer- und Winter-Projekten entstehen. Diese Sachen müssen wir grundlegend im deutschen Sport angehen.“

Im Skeleton erwartet Schwab nur Anschlussplatzierungen. Zudem hofft er auf eine schnelle Rückkehr von Cheftrainer Jens Müller, der nach den Olympischen Winterspielen einen Herzinfarkt erlitt. Unter der Führung von Interims-Bundestrainer Dirk Matschenz traten in den letzten Weltcup-Wochen mehrere atmosphärische Störungen auf, die immer wieder Unruhe ins Team gebracht haben. „Ich glaube, mit Jens Müller werden wir diese Probleme wieder lösen“, betonte Schwab.

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