Panama plant Bob-Start in Sotschi

Lake Placid (dpa) - Der Disney-Film „Cool Runnings“ hat Kultstatus. Erzählt wird die Story des ersten jamaikanischen Bob-Teams, das 1988 bei den Winterspielen in Calgary an den Start ging. Jetzt will ein Team aus Panama 2014 in Sotschi dabei sein.

Zwei Schweizer leisten Starthilfe.

Es klingt wie die Neuauflage des Films: Ein Schweizer Anwalt mit panamaischer Staatsbürgerschaft fährt 2010 im Touristenbob erstmals die Natureispiste in St. Moritz herunter - und wird vom Sport infiziert. Im Hinterkopf hat Christoph Zollinger die Bilder des jamaikanischen Bob-Teams aus dem Disney-Kultfilm „Cool Runnings“. Wenig später greift der Jurist, der mit seiner Familie in Panama lebt, zum Telefonhörer. Am anderen Ende ist der Schweizer Hans Hiltebrand, zweifacher Weltmeister, ehemaliger Trainer, Sportchef und Schlittenbauer. Er soll mit seiner umfassenden Erfahrung das eisige Projekt „Spirit of Panama“ umsetzen - und einen Olympia-Start Panamas bei den Sotschi-Spielen 2014 möglich machen.

„Eigentlich wollte ich mich zur Ruhe setzen. Doch die Idee, mit Panama in Sotschi zu starten, reizte mich ungemein, vor allem weil es sehr seriös geplant ist“, sagte der 67 Jahre alte Hiltebrand der Nachrichtenagentur dpa am Rande der Bob-WM in Lake Placid. Nach dem Telefonat mit dem 42-jährigen Zollinger ging dieser auf Anschieber-Suche. Zuerst wurde der Leichtathletik-Verband Panamas kontaktiert, danach unterstützte das staatliche Fernsehen eine Casting-Show. 85 Athleten nahmen daran teil, auch Mitglieder der Special-Forces-Einheit der Nationalpolizei. Auf dem Programm standen Ausdauerlauf, Sprinttraining, Wurftraining und Weitsprung, was die Panamaer am besten können. Immerhin hatte Irving Saladino 2008 in Peking Olympia-Gold geholt.

Der zweitbeste Weitspringer des mittelamerikanischen Landes ist der 25-jährige Jonathan Romero, der inzwischen wie Arsenio Caballero (29 Jahre), Eduardo Fonseca (25) und Andreas Rodriguez (27), Landesmeister über 100 und 200 Meter, zum Team von Pilot Zollinger gehört. Mit einem Bob auf Rädern - wie bei „Cool Runnings“ - wurde im Leichtathletik-Stadion von Panama-Stadt der Start simuliert. Nebenbei wurden die Strukturen gelegt: Bob- und Wintersportverband gründen, dazu die Lizenzen vom Weltverband FIBT und vom Internationalen Olympischen Komitee (IOC) bekommen.

„Es gab auch Rückschläge“, berichtete Hiltebrand. Anschieber Romeo hatte noch nie Schnee gesehen. „Kein Witz, er zitterte vor Kälte“, erinnerte sich Hiltebrand und dachte: „Es wird nicht klappen.“ Mittlerweile hat das Team Trainingsfahrten in Innsbruck/Igls, St. Moritz und Lake Placid absolviert - und sogar Sturzerfahrung gesammelt. Die ersten Rennen fuhren die Bob-Exoten im November 2011 im America's Cup. Zollinger kletterte in der FIBT-Weltrangliste inzwischen auf Platz 55 im Zweierbob - von 98 Teilnehmern.

Von der kommenden Saison an wird es ernst. „Dann muss alles passen“, betonte Hiltebrand, während Zollinger noch auf Sponsorensuche ist. Der Etat wird mit rund 200 000 Euro beziffert, noch ist er nicht komplett abgedeckt. Dieses Projekt sei „nichts für Spinner“, so Hiltebrand. Der ehemalige Top-Pilot steht für Seriosität - und für Erfolge. Als Aktiver, Trainer und Berater nahm er insgesamt an neun Olympischen Winterspielen teil. Zudem baute er Weltklasse-Bobs und führte als Cheftrainer Kanadas Pierre Lueders in Nagano zum Olympiasieg im kleinen Schlitten. Jetzt hofft er auf ein Happy End für Panama.

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