Lange Nacht für Machata - Neue Vision mit Monobob

Königssee (dpa) - Erst in den frühen Morgenstunden verließen die Teams von Bob-Weltmeister Manuel Machata und dem WM-Zweiten Karl Angerer die Tanzbar „Rauchkuchl“ in Berchtesgaden. Zahlreiche Runden Tequila und einige Caipirinhas hatten die zwei Zentner schweren Modellathleten ins Wanken gebracht.

Dennoch hatte Weltmeister-Anschieber Andreas Bredau um Mitternacht noch Luft für eine Ansage über das Mikrofon des DJs: „Danke Jungs, danke auch an das Team von Karl Angerer, ihr habt alle einen fantastischen Job gemacht. Und vor allem müssen wir Danke sagen an das neue Trainerteam von Christoph Langen.“

Während seine „schweren Jungs“ sich auf der Tanzfläche austobten, nippte Machata lieber am Glas. „Die Saison war unheimlich anstrengend. Viele Sachen waren für uns neu. Selbst beim Gewinn des EM-Titels hatten wir kaum Zeit zum Feiern, immer hatten wir das nächste Ziel vor Augen“, sagte der neue Bobkönig. „Nun aber ist der Zeitpunkt gekommen, wo wir alles bis zum Schluss auskosten können. Daher feiern wir die nächsten Tage durch“.

Unterdessen plant Bob-Cheftrainer Christoph Langen, der Machata bereits 2004 im damals eigenen Juniorteam frühzeitig formte, die weitere Optimierung im Nachwuchsbereich. Dafür entwickelte der zweimalige Olympiasieger und siebenfache Weltmeister, der in seiner aktiven Zeit als Tüftler galt, zusammen mit Franz Wimmer von der Traunsteiner Firma Carbontechnik einen neuen Monobob.

„Damit können wir frühzeitig die Jugend an den Bobsport heranführen“, sagte Langen. Denn mit diesem Gerät, das auch mit einem schnell montierbaren Sturzbügel ausgestattet werden kann, dürfen die Interessenten bereits ab 16 Jahren fahren, während man im normalen Bob mindestens 18 Jahre alt sein muss.

Die Neuentwicklung hat anders als die herkömmlichen Zweierbobs den Vorteil eines mit 130 Kilogramm weit geringeren Gewichts. Der Pilot kann das Ein-Mann-Gefährt dank einer Handbremse selbst bremsen, zudem hält sich die Geschwindigkeit des nur 2,30 Meter langen Bobs in Grenzen.

Ivo Ferriani vom Weltverband FIBT ist ein großer Befürworter des Projektes - nicht nur wegen der optimalen Nachwuchsförderung. Der italienische Multifunktionär will den Bobsport authentischer machen. Die „Formel 1 des Winters“ soll besser in Szene gesetzt werden.

Vielleicht eignet sich dieser Monobob auch dazu, den besten Piloten der Welt bei gleicher Material-Vorgabe zu ermitteln. Langen warnt jedoch vor einer „neuen Disziplin“. „Das wäre der Tod für den traditionellen Viererbob. Zum Bobsport gehören der Zweier und der Vierer, basta“, sagte er. Alles andere diene nur der Entwicklung der Piloten-Ausbildung, um die Jugend langsamer an den Zweierbob heranzuführen. „Wenn, dann wäre der Monobob höchstens für die Olympischen Jugendspiele interessant“, betonte Langen.

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