Hefti nutzt FIBT-Regel für „Gäste-Fahrt“

St. Moritz (dpa) - Mit einer werbewirksamen „Gäste-Fahrt“ will der Schweizer Bobpilot Beat Hefti Kritik am Weltverband FIBT üben. Der Olympia-Zweite im Zweierbob hat beim Vierer-Weltcup am Sonntag in St. Moritz die Triathlon-Olympiasiegerin Nicola Spirig und Siebenkämpferin Linda Züblin an Bord.

Hefti nutzt FIBT-Regel für „Gäste-Fahrt“
Foto: dpa

Die Neuregelung des Weltverbandes lässt seit dieser Saison auch Frauen in der Königsklasse zu. Da der Weltcup-Führende im kleinen Schlitten ein Viererbob-Rennen benötigt, um ins FIBT-Ranking für die Quotenplätze der Nationenwertung zu kommen, entschied er sich auf der Naturbahn im Engadin für diese Lösung.

„Es ist auf die Schnelle nicht möglich gewesen, zwei starke männliche Anschieber aufzutreiben. Die Aussichten auf ein Top-Resultat wären so oder so gering gewesen. Deshalb haben wir uns etwas Ungewöhnliches einfallen lassen“, sagte der Eidgenosse, der einerseits auf seinen Sport und das Schweizer Nachwuchs-Problem aufmerksam machen, andererseits seinen Unmut über die ständigen Regeländerungen des Weltverbandes zum Ausdruck bringen möchte.

Immerhin kam die Quotenregelung mit dem notwendigen Doppelstart erst vor eineinhalb Wochen raus. Würde er im Viererbob nicht starten, würde die Schweiz wahrscheinlich so viele Punkte im Quotenplatz-Ranking verlieren, dass sie 2015/16 im Weltcup nur noch einen Piloten stellen könnte.

Der im vergangenen Jahr zurückgetretene Schweizer Gregor Baumann kritisierte auf Facebook die Aktion: „Weltcup zur Gästefahrt gemacht... lächerlich, schade für den Bobsport.“ Der für den St. Moritz Bobsleigh Club auf Vereinsebene startende Deutsche Franz Baumann meinte: „Vielleicht aber auch die richtige Antwort zur Willkür des Weltverbandes. Wird der 100-Meter-Läufer gesperrt ohne 200 Meter? Muss der Abfahrer auch Super-G fahren, darf der Biathlet starten, auch wenn er keine Staffel läuft?“

Der Weltverband reagierte zurückhaltend. „Das Reglement gibt es her. Es ist aber auch eine Entscheidung des Schweizer Verbandes und des Piloten. Allerdings weiß ich nicht, ob er sich damit einen Gefallen tut“, sagte FIBT-Generalsekretärin Heike Grösswang der Deutschen Presse-Agentur. Deutschlands Cheftrainer Christoph Langen hatte die Frauen-Regelung sofort kritisiert: „Der Weltverband muss aufpassen, dass er sich nicht lächerlich macht.“

Die Schweizer Siebenkämpferin Züblin betonte, dass ihr Eiskanäle nicht unbekannt sind, „denn ich war schon mal Skeleton gefahren“. Triathletin Spirig absolvierte schon einige „Taxifahrten“, ein Rennen jedoch noch nicht: „Zunächst war ich nicht sicher, ob es sich dabei um einen Scherz handelt. Dann habe ich aber gedacht, wenn ich Beat in dieser Quotenplatz-Sache helfen kann, mache ich das. Und ich bin ja eine, die im Sport gerne verschiedene Sachen ausprobiert.“

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