„Fliegende“ Bobs: Modusänderung im Olympia-Winter

Calgary (dpa) - 27 902 Kilometer in nur vier Monaten sind die deutschen Bobs von den Weltmeistern Maximilian Arndt und Francesco Friedrich in der Olympia-Saison unterwegs - nicht etwa im Eiskanal, sondern über den Wolken.

Der organisatorische und auch finanzielle Aufwand ist enorm.

Durch die zusätzliche Trainingswoche für Olympia Mitte November im russischen Sotschi geriet der Weltverband FIBT in Terminnöte und sah sich sogar zu einer Modusänderung gezwungen. So werden in der am Freitag (Ortszeit) in Calgary beginnenden Saison bei insgesamt nur sieben Bob- und Skeleton-Stationen acht Weltcup-Rennen ausgetragen. Für weitere Reisen wurde die Zeit bis zum Beginn der Winterspiele in Sotschi (7. - 23.2. 2014) einfach zu knapp.

Nach den Tests in Sotschi sind drei Überseerennen in Kanada und den USA angesetzt, ehe es die Teams nach Europa und dann wieder zurück in die Olympia-Stadt zieht. „Dafür haben wir ein ausgeklügeltes Logistiksystem“, meinte Rainer M. Jacobus, Vize-Präsident des Bob- und Schlittenverbandes für Deutschland, und verwies auf die Probleme anderer Nationen: „Die FIBT hat zur Hilfestellung sogar Gemeinschaftstransporte organisiert.“ Die neu gebauten 16 Olympia-Bobs der Deutschen vom Institut für Forschung und Entwicklung von Sportgeräten (FES) wurden nach dem Härtetest in Sotschi exklusiv nach Kanada transportiert.

Nach den Trainingsfahrten sieht Cheftrainer Christoph Langen noch Anpassungsbedarf. „Die Schlitten auf eine gute Qualität zu bringen, hat uns viel Arbeit gekostet. Die geplanten Veränderungen und Optimierungen werden noch nicht gleich für Calgary umzusetzen sein.“ Die Konkurrenz präsentiere sich stark und geballt.

Viererbob-Weltmeister Arndt kennt das Vorgeplänkel: „Wir sehen den Leistungsstand und das neue Material immer erst am ersten Wettkampftag, dann kann keiner mehr bluffen.“ Für den Oberhofer Pilot wird es beim Saisonauftakt erstmals nach seinem Bänderriss im Sprunggelenk richtig ernst. Seine Weltmeister-Crew ist in bestechender Verfassung, sie schob Arndt bei der Selektion sogar im Sitzen zu Bestzeiten.

Auch Routinier Thomas Florschütz aus Riesa und sein sächsischer Kollege Friedrich, der sich im Januar in St. Moritz zum jüngsten Zweierbob-Weltmeister gekürt hatte, setzten sich intensiv mit dem Material auseinander: „Er ist direkter, er fängt nicht so schnell an, zu untersteuern“, sagte Friedrich zu seinem neuen Arbeitsgerät.

Florschütz und sein Anschieber Kevin Kuske, immerhin viermaliger Olympiasieger, hoffen im Herbst ihrer Karrieren auf einen goldenen Abschluss in Sotschi - für Friedrich soll es weiter steil nach oben gehen. „Ich habe alle Werte, egal ob Schnelligkeit oder Kraft, verbessert“, sagte der Hoffnungsträger Friedrich.

In ihre letzte Olympia-Saison geht Sandra Kiriasis. Die nun für den Bobclub Solitude Stuttgart startende Turin-Olympiasiegerin kehrt am Wochenende an die Stätte ihres ersten WM-Sieges (2005) zurück. Die 38 Jahre alte Pilotin will diesen Winter vor allem genießen. „Ich bin ein altes Mädchen und muss irgendwann mal aufhören“, sagte die neunmalige Gesamt-Weltcupsiegerin.

Den stärksten Eindruck bei den deutschen Frauen hinterließ bisher Cathleen Martini. Die Weltmeisterin von 2011 setzte mit anderen Trainingsinhalten neue Reize. Das zahlte sich aus: Noch nie in ihren zwölf Bob-Jahren ist sie in Altenberg so schnell gestartet wie in diesem Winter. Sie war nur sechs Hundertstelsekunden langsamer als Pilotin Anja Schneiderheinze, die 2005 in Calgary als Anschieberin von Kiriasis WM-Gold gewonnen hatte.

Die bei der WM in St. Moritz ohne Medaillen gebliebenen Skeletonis vertrauen unterdessen weiterhin bewährten Kräften. Bei den Frauen sind die Weltmeisterinnen Anja Huber (2008) und Marion Thees (2009/2011) favorisiert, bei den Männern ruhen die Hoffnungen auf Frank Rommel, dem WM-Zweiten aus dem Vorjahr. Er war der Einzige, der den lettischen Gesamtsieger Martins Dukurs im Weltcup 2012/2013 schlagen konnte.

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