Egal wer vorn im Bob sitzt: Kuske bleibt Erfolgsgarant

Lake Placid (dpa) - Jung und dynamisch war einmal - jetzt gilt für Bob-Anschieber Kevin Kuske: erfahren, explosiv und so gut wie nie zuvor.

Der 117 Kilogramm schwere Modellathlet fuhr mit André Lange vier Olympiasiege und sieben WM-Titel ein, bei der Weltmeisterschaft in Lake Placid schiebt er nun den Oberhofer Lange-Kronprinzen Maximilian Arndt an. Sein etatmäßiger Pilot, Thomas Florschütz aus Riesa, konnte wegen eines Wadenbeinbruchs die Reise in die USA nicht antreten. „Kevin ist in Topform, er wird sein Ding machen“, meinte Florschütz, der mit dem besten „Rennpferd“ der Branche Anfang Januar noch Europameister wurde. Nach der Florschütz-Verletzung bei der EM in Altenberg stieg Kuske nun in den Bob von Arndt um.

Im Abschlusstraining am Donnerstag auf der anspruchsvollen Bahn am Mount van Hoevenberg hatte Shootingstar Arndt nach dem ersten und für ihn einzigen Trainingslauf trotz der nur siebtbesten Zeit ein breites Lächeln auf den Lippen. Immerhin schob er mit Kuske Startbestzeit in 5,14 Sekunden. Selbst der Schweizer Schnellstarter und Mitfavorit Beat Hefti, der zusammen mit Lokalmatador Steven Holcomb (USA) Trainings-Bestzeit in 55,99 Sekunden fuhr, hatte auf den ersten 50 Metern 3/100 Sekunden Rückstand.

„Wir sind heute mal ein bisschen schneller gestartet, es sieht gut aus. Ein bis zwei kleine Fehler in der Bahn versuchen wir noch auszuschalten. Wir sind guter Dinge für das Rennen und wollen voll vorne angreifen. Die Startzeiten und das Material stimmen“, sagte Arndt. Auf die Bestzeiten von Holcomb und Hefti reagierte er gelassen. „Ich bin nicht geschockt, Training ist Training, da kann jeder fahren was er will. Entscheidend ist Samstag und Sonntag, da muss jeder die Karten auf den Tisch legen“, befand Arndt.

Manuel Machata vom SC Potsdam sah es ähnlich. „Training und Wettkampf habe ich noch nie verglichen. Nur wer am Wochenende vier perfekte Fahrten hat, kann ganz vorne mitfahren. Am Start müssen wir noch den Abstand verkürzen und dann werden wir sehen“, sagte Machata. Für den Saisonhöhepunkt hat er sich extra seine Haare weiß einfärben lassen. „Das kam aus einer Laune heraus und war ganz lustig.“

Einen kantigen „Kampf-Schnitt“ hat sich auch Kevin Kuske zugelegt, obwohl er mit seiner bloßen Erscheinung schon gefährlich genug aussieht. Sportliche Gene hat er auch: sein Vater war Speerwerfer, die Mutter Hürdensprinterin. Der 1,96 Meter große Modellathlet braucht genau 16 Schritte zum Einstieg in den Bob, ehe er hinter dem Piloten die „Flugposition“ einnimmt.

Zwar galt Kuske schon im vergangenen Jahrzehnt als der beste Bremser der Bob-Branche, doch in diesem Winter ist alles anders. „Ich habe keine Verpflichtungen mehr mit der Ausbildung und konnte mich im Sommer voll aufs Training konzentrieren. Vor allem blieb ich endlich mal ohne große Verletzungen. Meine Kraft- und Schnelligkeitswerte waren noch nie so gut“, betonte Kuske. Früher als Sprinter lief er über 100 Meter 10,5 Sekunden. 1998 gewann er als Schlussläufer der 4x100-Meter-Staffel Bronze bei der Junioren-WM. Ein Jahr später wechselte er zu den Bobfahrern. Nach nur drei Jahren holte er seinen ersten Olympiasieg.

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