Bobpilotin Schneiderheinze als deutsche Hoffnung

Lake Placid (dpa) - Einmal in den Bob-Olymp und wieder zurück. So könnte man die Karriere von Anja Schneiderheinze beschreiben.

Bobpilotin Schneiderheinze als deutsche Hoffnung
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2006 bei den Olympischen Winterspielen in Turin gewann sie als Anschieberin von Sandra Kiriasis Gold. Es folgte der WM-Titel 2007, ehe die ehemalige Eisschnellläuferin plötzlich die Bremse ins Eis schlug. Sie wagte den beschwerlichen Neuanfang als Pilotin. Nun geht sie mit 36 Jahren erstmals im Bob Deutschland I in die Anlaufspur. „Auch als ich im Bob Deutschland III gefahren bin, wollte ich immer vorne sein“, sagte die Erfurterin der Deutschen Presse-Agentur.

Beim Start des Zweierbob-Weltcups an diesem Samstag auf der anspruchsvollen Bahn in Lake Placid geht es für sie nur um eine Bestätigung ihrer Schufterei im Sommer. „Wir hoffen einfach, dass wir nach Olympia etwas mehr gemacht haben als die Konkurrenz. Aber wir müssen schauen, was die Amerikanerinnen nun hinten auf der Bremse draufhaben. Bei Olympia waren sie aufmunitioniert, das kann man sich gar nicht vorstellen“, betonte die athletisch beste deutsche Pilotin, die in Sotschi nur Olympia-Zehnte war.

Den Eiskanal in Lake Placid bezeichnete sie als „heißes Pflaster“ - wohlwissend, dass die Amerikanerinnen „hunderte Fahrten mehr als wir dort haben“. Beim Härtetest am Mount van Hoevenberg muss sie vorerst auf ihre beste Anschieberin Stephanie Schneider verzichten, die sich derzeit selbst als Pilotin probiert. Doch auf Lisette Thöne und Franziska Bertels ist Verlass. Mit den beiden Bremserinnen gewann sie bereits zwei Europacup-Rennen in Innsbruck-Igls.

Das Zeug zum Siegen im Weltcup hat Schneiderheinze allemal. Gerade auch auf den sogenannten Starterbahnen wie Innsbruck-Igls oder Winterberg, wo die WM Ende Februar ausgetragen wird. „Winterberg habe ich immer als meine Bahn gesehen, hier habe ich das Fahren gelernt. Natürlich wäre es einfach zu sagen, hier passt alles. Und wenn ich dann wieder alles verhaue, das geht auf 1400 Metern Eis ganz schnell, ist der Ärger groß“, sagte Schneiderheinze und erinnerte sich an die WM 2013 in St. Moritz. „Ich hatte die WM-Medaille schon um den Hals und habe sie in einem Lauf verkackt. Das war bitter. Daher wäre es schön, wenn endlich mal alles aufgeht und wir bei einer WM auf dem Podest stehen.“

Ehe die Bundespolizistin die fahrerische Reife für den Weltcup erlangte, fuhr sie von 2007 bis 2011 im Europacup mit. Mit dem zweiten Platz im Gesamt-Weltcup 2011/2012 etablierte sich die begeisterte Motorradfahrerin in der Weltelite. Die Entwicklungen im Weltverband hinsichtlich des Startrechts für Pilotinnen im Viererbob belächelt sie nur: „Da komme ich an unseren starken Männern eh nicht vorbei.“ Cheftrainer Christoph Langen sieht die Entscheidungen kritischer: „Wir müssen aufpassen, dass wir uns mit solch einen Blödsinn nicht lächerlich machen.“

Als hätte Langen im Umbruchprozess mit „seinen“ Frauen nicht schon genug Probleme. Nach dem Rücktritt von Sandra Kiriasis und dem Verfehlen der Startnorm von Ex-Weltmeisterin Cathleen Martini setzt er statt zwei Sächsinnen nun auf zwei Thüringerinnen. Neben der Erfurterin Schneiderheinze fährt auch die Oberhoferin Stefanie Szczurek im Weltcup mit.

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