Oberhof: St. Moritz des Ostens poliert Sportanlagen auf

Oberhof (dpa) - Oberhof will zurück an die Spitze. Das „St. Moritz des Ostens“ hat in den vergangenen Jahren den Anschluss zu moderneren Tourismus- und Wintersportzentren verloren.

Der Ort, der 1931 als erster deutscher die Bob- und die nordischen Skiweltmeisterschaften ausrichtete und dessen Wintersportler seit 1972 insgesamt 72 olympische Goldmedaillen mit nach Hause brachten, setzt dabei auch auf die Anziehungskraft internationaler Sport-Ereignisse, wie etwa den am Freitag beginnenden Biathlon-Weltcup.

Allerdings sind viele Sportstätten in die Jahre gekommen. Die Sprungschanzen im Kanzlersgrund sind seit vielen Monaten Baustelle. Die Skiarena am Grenzadler, wo seit 1984 insgesamt 21 Biathlon-Weltcups, sechsmal die Tour de Ski der Langläufer und einige Weltcups der nordischen Kombinierer stattfanden, entspricht nicht mehr den heutigen Anforderungen.

Für die Durchführung der Tour de Ski und des Biathlon-Weltcups mussten die Organisatoren mit ungezählten freiwilligen Helfern und Fahrzeugen wieder wahre Wunder vollbringen. Dabei hatten die Oberhofer gehofft, in diesem Jahr nicht so in die Bredouille zu kommen. Im Herbst war ein 12 000 Kubikmeter fassendes Wasserreservoir fertiggestellt worden, das zur Schneeherstellung genutzt werden kann. Wegen des fehlenden Frostes konnte die erneuerte Beschneiungsanlage vor Weihnachten aber nur an drei Tagen laufen.

Dass beide Weltcup-Veranstaltungen trotzdem über die Bühne gingen und gehen, trägt zum Renommee der Region bei. Trotz des guten Zuschauerzuspruchs wird aber ein finanzielles Minus erwartet. Allein durch den Wechsel von Verfolgungsrennen zu Sprints bei der Tour de Ski fehlt eine mittlere fünfstellige Summe an Werbeeinnahmen. Beim auf drei Tage reduzierten Biathlon-Weltcup werden mindestens 30 000 Zuschauer weniger als 2013 erwartet. Dazu kommen die auf 12 000 Euro geschätzten Kosten für den Schnee-Transport aus Schalke. Noch in diesem Winter soll deshalb ein Kunstschneedepot mit rund 15 000 Kubikmeter angelegt werden, um damit im Dezember die Loipen belegen zu können. Wegen der Bauarbeiten in der Arena und an den Schanzen war das im Vorjahr nicht möglich.

Zwar hat Oberhof die Biathlon-Weltcups bis 2018 sicher, ohne bauliche Veränderungen aber keine Zukunft. Das rund zwei Millionen Euro teure neue Multifunktionsgebäude ist nur rohbaufertig. Jetzt hat sich der Wintersportförderverein, der die Skisport-Höhepunkte in Oberhof organisiert, mit 850 000 Euro am Weiterbau beteiligt. Der Betrag soll mit den Mietkosten für 20 Jahre verrechnet werden.

Geplant ist auch, das Netz der Laufstrecken um einen für Fans und Fernsehen attraktiven rund 300 Meter langen Abschnitt rund um das Wasserreservoir zu erweitern. Damit könnte die Zuschauerkapazität um 3000 auf 28 000 erhöht werden. Soll die Bewerbung um die Biathlon-WM 2020 oder 2021 erfolgreich werden, sind weitere Anpassungen in der Arena dringend erforderlich.

Die knapp acht Millionen Euro teure Rekonstruktion der Sprungschanzen im Kanzlersgrund hinkt inzwischen dem Zeitplan mehr als ein Jahr hinterher. Am zweiten Oktober-Wochenende sollen dort die deutschen Meisterschaften der Springer und Kombinierer stattfinden. Allerdings müssen rund 1,5 Millionen Euro, die im Vorjahr wegen des lahmende Bautempos nicht ausgegeben wurden und in den Landeshaushalt zurückgeflossen sind, für 2014 erst wieder losgeeist werden.

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