Nove Mesto fiebert der Biathlon-WM entgegen

Nove Mesto (dpa) - Erst streuten die Helfer fleißig Holzschnitzel auf die Wege in der Vysocina-Arena, dann schippten sie doch noch etwas Schnee. Wenige Tage vor dem Start der Biathlon-Weltmeisterschaft herrschte im tschechischen Nove Mesto Tauwetter.

Am Montag kehrte der Winter wohl nur kurzzeitig zurück. Schon am Dienstag ist wieder Schneeregen angesagt, dann haben die Holzschnitzler wieder Hochkonjunktur. „Damit die Zuschauer nicht im Matsch absaufen“, erklärt WM-Organisationschef Jiri Hamza im Interview der Nachrichtenagentur dpa ohne große Umschweife.

Die hügelige Landschaft auf der Böhmisch-Mährischen Höhe säumen weiß gepuderte Baumwipfel. Die Biathlon-Trasse ist zu hundert Prozent präpariert, wie die Veranstalter versichern. Der Kunstschnee schlängelt sich bis zu 75 Zentimeter dick durch den Wald.

„Das Wetter kann man nicht planen“, konstatiert ein älterer Herr im Stadtzentrum nüchtern. Der weithin offene Schießstand zieht schon eher Kritik auf sich. Beim WM-Test im vergangenen Jahr mussten das schon die deutschen Skijäger erfahren. Da machten heftige und unkontrollierbare Böen gute Platzierungen zunichte. Das weiß auch Veranstalter-Sprecher Jiri Posvar. „Es heißt, dass der Schießstand ziemlich anspruchsvoll ist, weil dort der Wind saust“, räumt der stämmige Mann ein.

Dass die Loipe aus anderen Gründen mit zu den schwersten gehört, bestätigt die tschechische Hoffnungsträgerin Veronika Vitkova. „Bei den anspruchsvollen Steigungen und Abfahren kommt man kaum zur Ruhe“, sagte die 24-Jährige der dpa. Sie selbst hält den Ball flach: „Das Starterfeld ist sehr ausgeglichen, daher wäre ich mit einem Platz unter den ersten Zehn sehr zufrieden.“

Vitkova rechnet mit einer ausgezeichneten Atmosphäre vor den bis zu 25 000 Fans in der Vysocina-Arena. Klar könnte der Geräuschpegel sehr laut werden, aber das würde sie erst richtig antreiben. „Wir rechnen mit einer absolut einmaligen Atmosphäre, weil die Zuschauer sehr nah am Geschehen sind“, meint auch WM-Organisationschef Hamza.

Der schlanke Managertyp hat Biathlon nach Nove Mesto gebracht. Das war keine leichte Aufgabe, denn die staatlichen Geldgeber erinnerten sich an das Finanzdebakel der Ski-WM in Liberec 2009. „Wir mussten wirklich Überzeugungsarbeit leisten, dass diese WM nicht mit einem Schlamassel enden wird“, erinnert sich Hamza. Nun erwartet er an acht Wettkampftagen insgesamt rund 100 000 Besucher.

Einen solchen Andrang hat es in der Kleinstadt mit rund 10 000 Einwohnern noch nicht gegeben. „Wir leben für den Sport“, freut sich Libuse Buresova, die eine Weinhandlung betreibt. Kinder würden hier von kleinauf auf Ski stehen. Während der WM schenken Buresova und ihre Mitarbeiter an Ständen bis Mitternacht Glühwein und Punsch aus.

Vor mehr als 100 Jahren fand in Nove Mesto das erste Skirennen statt, berichtet die Kassiererin des örtlichen Heimatmuseums. „Die Frauen feiern Erfolge“, freut sie sich nun über Vitkova und Co. Stolz ist man in der Stadt bis heute auf Otakar Nemecky, der bei den Nordischen Skiweltmeisterschaften 1925 zwei Goldmedaillen holte.

Die Region betreibt ein spendenfinanziertes Loipennetz. Mit der WM wächst nun auch das Interesse am Biathlon. „Unsere ausgezeichneten Skifahrer werden zu exzellenten Biathlonisten“, sagt der Bürgermeister der strukturschwachen Stadt, Michal Smarda. Was ihnen an Treffsicherheit abgehe, würden die Hobby-Sportler der Stadt im Lauftempo wieder wettmachen, witzelt der Sozialdemokrat.

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