Neuner: „Freue mich auf alles, was kommt“

Chanty-Mansijsk (dpa) - Die Biathletin Magdalena Neuner gibt es nur noch in den Ergebnislisten. Mit dem dritten Gewinn des Gesamtweltcups hat sich die deutsche Vorzeigesportlerin in ihr Privatleben verabschiedet.

Jetzt will sie neue Erfahrungen sammeln, abseits der Loipen.

Beim großen Saisonfinale der Biathleten im sibirischen Chanty-Mansijsk ließ es die Rekord-Weltmeisterin a.D. noch mal krachen und feierte bis in die frühen Morgenstunden mit ihren nun Ex-Kollegen sich und ihren Abschied in die sportliche Früh-Rente.

Zuvor in Sibirien zeigte die 25-Jährige wieder einmal ihre Show-Qualitäten. Auf der Bühne der rappelvollen Diskothek sang sie zusammen mit dem Franzosen Martin Fourcade - wie Neuner Weltcup-Gesamtsieger - den Queen-Klassiker „We are the Champions“ und animierte das Publikum zum Mitsingen. Als Discjockey fungierte ihre beste Freundin Miriam Gössner.

Auch die anderen Stars der Szene beendeten die kräftezehrende Saison mit der feucht-fröhlichen Party. Der sonst eher introvertierte Martin Fourcade stürmte immer wieder auf die Bühne, inklusive Stage-Diving. Neuners schärfste Rivalin und potenzielle Nachfolgerin als Weltcupgesamtsiegerin Darja Domratschewa tanzte ausgelassen und sang voller Inbrunst zu russischen Schlagern und Popmusik. Die norwegischen „Feierbiester“ Emil Hegle Svendsen und Tarjei Bö bewiesen abseits der Loipen ebenfalls eine außergewöhnliche Kondition.

Inmitten des Trubels nahm sich Magdalena Neuner aber auch immer wieder Zeit für Gespräche. Denn nach sieben Jahren kehrt sie dem Biathlon-Zirkus den Rücken und verabschiedet sich in ihr Privatleben. Was sie nun machen wird, behielt sie für sich. „Ich will jetzt auch nicht mehr alles verraten. Das ist jetzt mein Privatleben. Alles, was den Sport angeht, da erklärt man immer viel. Aber jetzt kommt eine Phase, da werde ich mein Leben leben, ohne dass ich jedem erkläre, warum und wieso und was ich so mache“, sagte die Wallgauerin.

Bis zum Sommer ist die zweimalige Olympiasiegerin noch verbeamtete Zollhauptwachtmeisterin. Aber es ist unwahrscheinlich, dass sie in diesem Beruf arbeiten wird. „Es gibt verschiedene Anfragen, auch von Fernsehsendern. Die meisten Sponsoren bleiben mir auch treu“, erzählte Neuner. Sie will nur noch Dinge tun, die ihr Spaß machen. „Ich würde nie irgendwas wegen Geld machen. Ich könnte sicher viel mehr verdienen, wenn ich mich für alles hergeben würde. Das mache ich aber nicht“, sagte die Sportlerin des Jahres. Sie entscheide sich „ohne Druck, ohne Stress. Das habe ich Gott sei Dank nicht nötig.“

Nach insgesamt 16 Jahren Leistungssport und sieben Jahren im öffentlichen Fokus will sie nun die Privatperson Magdalena Neuner sein. Was sie von ihrem neuen Leben erwartet? „Ich freue mich einfach auf alles, was kommt. Ich nehme auch alles an, was kommt. Es sind ja nicht immer nur positive Sachen, die passieren. Ich habe im Sport die Erfahrung gemacht, dass auch negative Dinge einen unheimlich weiterbringen und man viel daraus lernt. Und so werde ich durch mein Leben gehen. Dass ich versuche, aus allem das Beste zu machen“, erzählte die Ausnahme-Sportlerin.

Einen Wunsch hat sie auch für ihren neuen Lebensabschnitt: „Dass alles so kommt, wie ich es mir vorstelle. Ich kenne es von vielen Sportlern, die kommen nach Hause und fallen erstmal in ein Loch und wissen nichts mit sich anzufangen. Mein Wunsch ist, dass ich ab Dienstag, wenn ich daheim bin, voll ins Leben starte.“

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