Lena-Festspiele in Ruhpolding - „Wie ein Rockstar“

Ruhpolding (dpa) - Auf ihrer Abschiedstour fühlt sich Magdalena Neuner in der Rolle als umjubelte Biathlon-Königin pudelwohl. „Für mich ist es Genuss pur im eigenen Lande“, sagt die Rekord-Weltmeisterin, die sich über die Begeisterung bei der Heim-WM freut.

„Es ist unheimlich schön, das mitnehmen zu können. Das ist ein absoluter Höhepunkt in meiner Karriere.“ Sie weiß, wie sie in der Öffentlichkeit wahrgenommen wird. „Als Sportler ist man halt gewissermaßen irgendwo ein Star. Mir hat gerade eine Freundin geschrieben, 'Hey, Du bist ja ein Rockstar'.“

Längst hat sich Deutschlands Sportlerin des Jahres mit ihrer Superstar-Rolle angefreundet. „Vielleicht kann ich mittlerweile einfach entspannter damit umgehen. Man lebt sich da schon ein bisserl rein.“ Und die Doppel-Olympiasiegerin füllt die Rolle mit ihrem natürlichen Charme so richtig aus. „Die Unbekümmertheit habe ich mir antrainiert, dieses dicke Fell.“

Ganz allein stand die 25-Jährige mit ihrem elften WM-Gold („einer der topschönsten WM-Titel“) am Samstagabend auf der Bühne im Ruhpoldinger Champions Park. „Es ist unheimlich schön auf die Menschenmassen runterzuschauen“, sagte sie wenig später. Unten schwenkten 7000 Menschen die schwarz-rot-goldenen Fahnen, feierten ihre „Gold-Lena“ zu den Klängen von David Bowies „Heroes“. Neuner hatte feuchte Augen, als zuvor die Nationalhymne gespielt worden war. „Natürlich“, sagte sie, „es wäre ja traurig, wenn nicht. Klar bin ich gerührt gewesen, weil ich viel dafür getan habe, dass es so kommt.“

Über zwölfeinhalbtausend Sportstunden hat sie im Laufe ihrer Karriere investiert - dieses Rechnung präsentierte sie am 6. Dezember, als sie ihren Rücktritt zum Ende dieses Winters öffentlich machte. In ihrem achtletzten Karriererennen war sie von den 28 000 Zuschauer in der ChiemgauArena gefeiert worden. „Nur ein Kuss, Magdalena“, stand auf einem Plakat. Oder: „Danke Lena!“

Locker, leicht und gut gelaunt lief sie dank einer fehlerfreien Schnellfeuereinlage den Sprint-Sieg vor Darja Domratschewa aus Weißrussland heraus. Es war der siebte der Saison, der Sprint-Weltcup ist ihr nun auch nicht mehr zu nehmen. Ohrenbetäubend war der Jubel, als Neuner über die 7,5-Kilometer flog. „Bei dem tiefen Schnee ist es gut, von den Leuten getragen zu werden. So in der Art hat es das für mich noch nie gegeben.“

Froh war sie, das selbstgesteckte Ziel erreicht zu haben. Der Biathlon-Boom hat in Ruhpolding neue Dimensionen erreicht. „Ich und das ganze Umfeld haben sicherlich viel aus den letzten Jahren gelernt. Biathlon ist halt viel populärer geworden. Da ist der Hype auch viel größer geworden. Wir können ganz gut damit umgehen“, sagte sie. „Ob ich dann in 15 Mikrofone rein rede oder in zwei, das macht keinen großen Unterschied mehr.“

Wäre sie bei ihren beiden Olympiasiegen 2010 in den Bergen von Whistler so abgeklärt gewesen, wer weiß, ob ihre Karriere schon am 18. März in Sibirien zu Ende gehen würde. „Olympia war vom Gezerre her noch einmal ganz anders. Da war dieser strikte Zeitplan, man wurde von den Stewards ziemlich rumgezerrt. Das war schon ziemlich heftig. Man kann das hier mit Olympia schwer vergleichen.“ Der Olympia-Stress war einer der Hauptgründe für Neuners Rücktritt. Nach dem Super-Wochenende werden die Lena-Festspiele am 11. März in Ruhpolding mit dem Massenstartrennen enden, ehe am 18. in Chanty-Mansijsk ihr letzter Wettkampf als Biathletin ansteht.

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