Erfolgreicher Anti-Star: Berger liebt die Einsamkeit

Nove Mesto (dpa) - Zimperlich ist Tora Berger nicht. Sie liebt die Jagd, und wenn sie bei einer Tour durch die einsamen Wälder Norwegens mit ihrem Jagdhund Tarzan erfolgreich war, zerlegt die 31-Jährige ihre Beute auch schon mal selbst.

„Ich mag das Jagen, brauche auch mal die Einsamkeit, um mich mit mir selbst und der Natur auseinanderzusetzen. Und ich mag es, meine Beute zu erlegen und dann zu essen“, sagt die bereits mit dreimal Gold dekorierte Biathlon-Königin von Nove Mesto. Wenn sie ihre Jagdausflüge startet, verzichtet die passionierte Anglerin auf Handy und Strom.

Im Gespräch über ihre Leidenschaft kommt die sonst eher wortkarge Berger ins Schwärmen, ihre Augen funkeln. Ansonsten taugt die derzeit weltbeste Skijägerin nicht als Glamour-Girl. Sie ist ein Anti-Star. Die Norwegerin mag es nicht, im Mittelpunkt zu stehen. Angesichts ihrer Erfolge kommt sie jedoch nicht drum herum. Dass die große Bühne nicht ihr Metier ist, merkt man bei den Pressekonferenzen. Berger antwortet leise: „Das ist nicht so mein Ding.“ Ihr Privatleben hält sie weitestgehend unter Verschluss. Dabei hat die siebenfache Weltmeisterin viel zu erzählen - vom langsamen Aufstieg, über einen schweren Schicksalsschlag bis hin zum Comeback mit Olympiasieg und WM-Titeln.

Wie ihr Bruder Lars, der dreimal Weltmeister im Langlauf wurde und aufgrund seiner Schwäche am Schießstand nicht so erfolgreich ist, kommt sie aus einer Skisport begeisterten Familie. Bis 18 machte sie nur Langlauf. Dann trainierte sie wie eine Besessene mit dem Gewehr, was sie nicht erst seit diesem Winter zu einer der schnellsten und sichersten Schützinnen macht.

Ihren Erfolg musste sich Tora Berger hart erarbeiten. Seit der Saison 2006 ist sie Norwegens Nummer eins, aber Siege en masse wie die fünf Jahre jüngere Magdalena Neuner fuhr sie nicht ein. Was damals keiner wusste: 2009 wurde bei ihr Hautkrebs diagnostiziert. Die Gewebeanalyse war ein Schock - bösartig, lautete die Diagnose der Ärzte. Weil der Krebs frühzeitig erkannt und sofort operiert wurde, konnte Berger schnell wieder in den Weltcup zurückkehren. „Ich war erschrocken. Mit Mitte 20 denkt man, das Leben wird ewig weitergehen. Dann wacht man auf und weiß, dass es nicht so ist“, sagte Berger im März 2012, als sie im norwegischen Fernsehen erstmals öffentlich über ihre schwere Erkrankung sprach.

Kein Drehbuchautor hätte die Geschichte besser schreiben können, dem Tiefschlag folgte der sportliche Durchbruch. 2010 bei den Winterspielen in Vancouver holte die damals 28-Jährige im Einzel ihr bisher einziges Olympia-Gold. Zuvor hatte sie im Weltcup erst fünf Einzelsiege zu Buche stehen. Nach dem Olympia-Coup gewann Berger innerhalb von nur drei Jahren 19 Weltcups und sieben WM-Titel, drei davon in Nove Mesto.

Ihren bisherigen Höhepunkt erlebte Berger, die seit Juni 2010 mit ihrem langjährigen Freund Trond verheiratet ist, im vergangenen Jahr bei der WM in Ruhpolding. Dort stahl sie Deutschlands Liebling Magdalena Neuner mit dreimal Gold die Show. Eigentlich wollte sich Berger nach der WM 2012 zurückziehen. Doch der eigene Erfolg und der Fakt, dass eine der größten Konkurrentinnen keine Lust mehr hatte, ließen Berger ihre Entscheidung zum eigentlich schon feststehenden Karriereende revidieren. Nun will sie bis zu den Olympischen Spielen in Sotschi 2014 weitermachen. Und noch mehr Medaillen sammeln.

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