Die Hoffnung stirbt zuletzt: Gössner kämpft weiter

Hochfilzen (dpa) - Geduld ist nicht die Stärke von Miriam Gössner. „Ich bin halt von der Mentalität her ein Hoppla-Hopp-Mensch. Bei mir muss immer alles schnell, schnell gehen“, bekennt die einst als legitime Nachfolgerin von Magdalena Neuner gehandelte Biathletin freimütig.

Die Hoffnung stirbt zuletzt: Gössner kämpft weiter
Foto: dpa

Doch auf ihrem Weg zurück in die Weltspitze sind von der 24-Jährigen mehr denn je Beharrlichkeit und Ausdauer gefordert. „Miriam merkt, dass sie sich ihr Comeback erarbeiten muss und es ihr nicht in den Schoß fällt“, sagte Frauen-Bundestrainer Gerald Hönig nach dem Saisonauftakt im schwedischen Östersund.

Dort war die Garmischerin mit den Plätzen 68 im Einzel, 58 im Sprint und 51 in der Verfolgung nach langer Verletzungspause wieder in den Weltcup zurückgekehrt - ihr geheimer Wunsch auf ein sofortiges gutes Resultat erfüllten sich nicht.

„Ich hatte halt einen langen Ausfall und die anderen sind ja jetzt nicht schlechter geworden, sondern Weltklasse-Biathletinnen. Es passt schon, der Weg ist der richtige und ich bin zuversichtlich“, sagte Miriam Gössner, die sich auf den zweiten Weltcup im österreichischen Hochfilzen freut: „Dort greife ich wieder an.“ Denn mit Sprint und Verfolgung stehen Rennen auf dem Programm, die sie mag. Zudem findet die erste Staffel der Saison statt.

Vor allem am Schießstand, auch schon zu ihren Topzeiten ihre Wackeldisziplin, klappte es noch nicht so gut. Insgesamt 19 Fehler fabrizierte sie in Östersund bei 50 Schuss, das ist eine Trefferquote von 62 Prozent. „Das funktioniert noch nicht so richtig. Eigentlich ist das Gefühl ganz gut, vor allem liegend fühle ich mich sicher. Ich muss einfach weiter arbeiten und versuchen, besser zu werden“, meinte die Freundin von Ski-alpin-Star Felix Neureuther. Auf dem hohen Niveau dürfe man sich einfach keine Fehler erlauben. „Ich versuche schon, mich am Schießstand zusammenzureißen und konsequent zu arbeiten.“

Hoffnung gibt ihr, dass sie in der Loipe zum Teil schon wieder ihr Potenzial aufblitzen ließ. „Vom Laufen her fühle ich mich von Tag zu Tag wohler. Ich habe es selber in der Hand“, erklärte die Skijägerin optimistisch. Im Verfolger schaffte sie die elftbeste Laufzeit, im Sprint die 16. und im Einzel die 20. „Im Biathlon kann es dann auch mal schnell gehen. Wenn das Schießergebnis passt, kann man gleich vorne dabei sein, und deshalb darf man nicht aufstecken.“

Dass ihr Weg zurück kein leichter wird, war klar. Bei einem schweren Mountainbike-Unfall im Frühjahr 2013, bei dem sie nur knapp dem Rollstuhl entging, brach sie sich vier Rückenwirbel. Trotz aller Versuche musste sie ihre Teilnahme an den Olympischen Winterspiele in Sotschi absagen. Insgesamt fehlen ihr über sieben Monate Training. Allein ihre Rückkehr ist schon ein Sieg.

„Miriam ist noch nicht auf dem Leistungsstand von vor zwei Jahren, wo sie Siegleistungen abliefern konnte. Aber das ist nach dieser Verletzung auch klar“, meinte Hönig. Gössner arbeite sehr abgeklärt und konzentriert. „Darüber bin ich sehr froh. Wir müssen ihr weiter Zeit geben und geduldig sein.“

Auch ihre Teamkolleginnen glauben an Gössner. „Ich denke, dass sie das in den nächsten Rennen gut meistern wird“, meinte Franziska Hildebrand, die vorerst die Nummer eins im deutschen Team ist. Youngster Franziska Preuß, eine der deutschen Nachwuchshoffnungen, leidet mit ihrer Kollegin mit. „Sie war halt schon mal ganz oben, und da tut es einem schon leid, wenn es nicht so gut läuft“, sagte die 20-Jährige. „Ich glaube, Miriam versucht aus jedem Rennen das Beste mitzunehmen, und es wird dann bald schon wieder klappen.“

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