Saisonstart Biathlon startet - neue Namen, altbekannte Ziele

Die Deutschen starten ohne Laura Dahlmeier, aber mit Optimismus in die Saison. Nach Olympia gibt es Veränderungen. Ein Überblick.

Laura Dahlmeier ist das Sorgenkind und nach gesundheitlichen Rückschlägen noch nicht wieder topfit.

Laura Dahlmeier ist das Sorgenkind und nach gesundheitlichen Rückschlägen noch nicht wieder topfit.

Foto: dpa/Alberto Pizzoli

Da die WM im März in Östersund ausgetragen wird, starten die Biathleten am Sonntag (12 Uhr Single-Mixed-Staffel und 14.30 Uhr Mixed-Staffel) auf der slowenischen Hochebene Pokljuka in den Winter. Nach Olympia gibt es Veränderungen. Ein Überblick.

Wer sind die neuen Gesichter?

Bei den Frauen ist Tobias Reiter aus dem Weltcup-Team ausgestiegen und Gerald Hönig – auch nach Kritik aus der Mannschaft – in die übergeordnete Position des Schieß-Bundestrainers gelobt und damit aus der ersten Reihe genommen worden. Sein Amt hat Kristian Mehringer vom Stützpunkt Ruhpolding als leitender Disziplintrainer übernommen. Er kümmert sich um das operative Geschäft, obwohl für die Öffentlichkeit Mark Kirchner, salopp formuliert, als Ober-Bundestrainer fungiert. Mehringers Assistent ist Florian Steirer. Der 36-Jährige ist Österreicher, hat aber seine Trainerausbildung beim Deutschen Skiverband gemacht. „Wir arbeiten auf Augenhöhe, bei uns gibt es keinen Häuptling“, sagt Mehringer, der von 2010 bis 2014 als Techniker im Weltcup dabei ist und sich danach einen guten Ruf als erfolgreicher C-Kader-Trainer erarbeitet. Zwei so Junge für eines der weltbesten Teams – geht das gut? Das Duo erarbeitet sich schnell Respekt, weil sie viel mit den Frauen trainieren – und zwar wörtlich. „Sie zeigen ihnen auch mal auf Ski, wo der Hase lang läuft“, sagt der Sportliche Leiter Björn Weisheit. Im Alltag treffen sie zudem die richtige Sprache, das kommt bestens an.

Männer-Bundestrainer Mark Kirchner hat Andreas Stitzl, der in Köln seinen Trainerschein macht, verloren. Dafür steht ihm der 33-jährige Isidor Scheurl zur Seite. Das sieht der Thüringer positiv: „Ich will ja nicht komplett in meinem eigenen Saft schwimmen, sondern Neues lernen. Manches schleift sich ein oder man neigt dazu, Dinge gleich zu machen, weil sie funktioniert haben und bequem sind.“

Was ist mit Laura Dahlmeier?

Wie 2014, 2015 und 2017 fehlt der Star des deutschen Wintersports zum Saisonauftakt. Die zweimalige Olympiasiegerin ist das Sorgenkind und nach gesundheitlichen Rückschlägen noch nicht wieder topfit. „Ihren Fahrplan für die nächsten Wochen werden wir noch separat diskutieren“, sagt Björn Weisheit. Nach Pyeongchang spürt die 25-Jährige eine große Leere. Ihr Kindheitstraum ist erfüllt, doch was kommt jetzt? Laura Dahlmeier nimmt sich eine Auszeit auf einer Alm, findet in den geliebten Bergen Abstand und kommt zu dem Entschluss, dass „mir sporteln an sich super viel Spaß macht.“ Die siebenmalige Weltmeisterin steigt im Juli ins Mannschaftstraining ein und ist auf einem gutem Weg, ehe sie wegen einer Operation der Weisheitszähne auf Starts bei den Deutschen Meisterschaften verzichtet und immer wieder Infekte ihr Immunsystem derart schwächen, dass ihr Mannschaftsarzt Klaus-Jürgen Marquardt rät, sich vollständig zu erholen. Laura Dahlmeier meldet über die sozialen Netzwerke, sie wolle sich „Schritt für Schritt“ herantasten.

Wie sieht es im deutschen Frauenteam aus?

Für das erste Trimester im Weltcup sind Laura Dahlmeier, Franziska Hildebrand, Denise Herrmann und Vanessa Hinz gesetzt. In Pokljuka sind noch Karolin Horchler und Franziska Preuß dabei. Die 24-Jährige ist nach langer Leidenszeit zwar gesundheitlich bestens über die Vorbereitung gekommen, doch spürt sie den Druck, sich qualifizieren zu müssen. Anfang der Woche entscheidet sich, wer das Team vervollständigt. Die Chance dazu hat Maren Hammerschmidt, die nach einer Sehnenscheidenentzündung am Fuß bei den nationalen Meisterschaften gefehlt und sich daher noch empfehlen muss. Die Stimmung ist prima – auch dank der neuen Trainer. „Jeder hat ja mitgekriegt, dass es vergangenen Winter nicht mehr optimal war“, sagt Franziska Preuß. Weiter am Schießen gearbeitet hat die laufstarke Denise Herrmann. Die Umsteigerin ist ehrgeizig und sagt über die Hierarchie im Team: „Wer gewinnen will, darf sich nicht hintenanstellen.“

Was ist von den deutschen Männern zu erwarten?

Die Ziele sind stets die gleichen: Bei jedem Weltcup auf dem Podest stehen, obendrein die beste Nation sein. Auch, weil nur die ersten drei Länder bei Winterspielen die maximale Quote von sechs Startplätzen haben. Mit den vier Olympia-Medaillengewinnern Arnd Peiffer, Simon Schempp, Erik Lesser und Benedikt Doll sind die Männer ein eingeschworenes Team. Die Jüngeren wie der laufstarke Johannes Kühn und Philipp Horn, die es bis Weihnachten in den Weltcup geschafft haben, sind hoch motiviert, die Lücke hinter dem Quartett der Arrivierten zu schließen. Erik Lesser, der sich ein paar Freiheiten nimmt und ein Mountainbike-Rennen mit Profis bestreitet, sagt mit Blick auf die WM 2023, die nach Oberhof vergeben worden ist: „Ich hoffe, das uns der Nachwuchs den Marsch bläst, dass ich gar nicht auf die Idee komme, da noch an den Start zu gehen.“ Für Kühn aber ist die Qualifikation eine Gratwanderung, da er schon im September fit sein – und die Form über die Wintermonate kompensieren muss. „Aber den Spagat hat jeder.“ Bei aller harten und konzentrierten Arbeit (Kirchner: „Die Jungs wissen, wo sie hinmüssen oder was sie tun müssen, um dort zu bleiben, wo sie sind“) ist der Rad-Lehrgang in den Pyrenäen eine gute Sache und schöne Abwechslung gewesen. Im Juli macht sich das Team in Ruhpolding und Toblach, im August in Bormio und Hochfilzen fit. Die Vorbereitung ist traditionell in Sjusjoen gewesen. An der Schulter ist Simon Schempp nach einem Radsturz operiert worden, doch schon im Herbst spürt er keine keine Beeinträchtigung mehr. Sein Ziel: konstant durchkommen.

Was macht die Konkurrenz im nacholympischen Jahr?

Mit den Norwegern Ole Einar Björndalen und Emil Hegle Svendsen fehlen zwei große Namen, bei den Frauen hat Weißrusslands Nationalheldin Darja Domratschewa Adieu gesagt. Weil auch Teamkollegin Nadeschda Skardino die Laufbahn beendet, steht der Verband nun ohne Weltklasse-Staffel da. Nicht nur Simon Schempp erwartet bei den Männern das Duell Martin Fourcade gegen Johannes Boe. „Sie sind unheimlich stark“, sagt der Schwabe. „Und wir hoffen, dass wir sie so häufig wie möglich ärgern.“ Abzuwarten bleibt, wie sich der Trainerwechsel der Franzosen von Stéphane Bouthiaux auf Ex-Langläufer Vincent Vittoz auswirkt.

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