Biathleten hoffen auf Medaillen-Wunder

Nove Mesto (dpa) - Bei den deutschen Biathlon-Männern herrscht derzeit das Prinzip Hoffnung. Mehr nicht. Nach der ersten medaillenlosen Woche sind die Erwartungen gedämpft, gleichwohl geben sich die Skijäger mit Blick auf das Einzelrennen nicht von vornherein geschlagen.

„Vor allem im Einzel ist vieles möglich. Da eröffnen sich für viele Chancen“, sagte der zweimalige Saisonsieger Birnbacher. Sein Teamkollege Arnd Peiffer ergänzte kämpferisch: „Wir haben es noch nicht aufgeben, vorne mitzumischen. Eine Medaille muss unser Ziel sein.“

Die Worte gleichen mehr Durchhalteparolen, zumal die Schützlinge der Trainer Mark Kirchner und Fritz Fischer in den beiden bisherigen Männerrennen noch nicht einmal den Sprung in die Top Ten geschafft haben. Doch klar ist auch, kein Wettbewerb ist so gut für Überraschungen wie der Klassiker über 20 Kilometer. Denn hier sind die starken Läufer nicht automatisch im Vorteil. Im Fokus steht die Zielgenauigkeit. Bei den vier Schießeinlagen mit 20 Schuss wird jeder Fehler gleich mit einer Strafminute geahndet. „Mit einem sehr guten Schießen und einer guten Laufleistung, die alle vier, die an den Start gehen, drauf haben, kann man in den Medaillenbereich laufen. Um die Medaille werden wir auf alle Fälle kämpfen“, sagte Kirchner.

Aber auch er weiß, dass der Titel nur über die WM-Dominatoren Emil Hegle Svendsen (Norwegen) und Martin Fourcade (Frankreich) geht. Denn läuferisch sind die Dauerrivalen in einer eigenen Liga. In dem Wettkampf werden aber selbst die Superstars mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht ungeschoren davon kommen. „Wenn diese Rennsemmeln den einen oder anderen Fehler schießen, dann ist es machbar“, meinte Kirchner. Peiffer ergänzte: „Es ist abartig, was da vorne bei den beiden abgeht. Aber im Einzel kann es auch mal schnell drehen. Mit einem guten Schießergebnis ist immer viel möglich.“

Neben dem Sprint-Weltmeister von 2011 und Birnbacher laufen Erik Lesser und Florian Graf. Während Graf sein erstes WM-Rennen bestreitet, erhält Simon Schempp nach drei Einsätzen eine Pause. „Mein ganzer Fokus liegt auf diesem Einzelrennen. Ich werde Vollgas geben und hoffentlich eine gute Leistung anbieten können“, erklärte Graf.

Die Deutschen sind derzeit auf die Fehler der anderen angewiesen, um in die Nähe der Podestplätze zu kommen. Ihre eigene Stärke ist momentan nicht so groß. „Man kann sicher mehr von uns erwarten. Aber derzeit brauchen wir schon einen außergewöhnlichen Tag, um eine Medaille zu gewinnen. Es muss wirklich alles zusammen passen“, bekannte Birnbacher.

Lesser ist mit den Plätzen 12 und 14 in Sprint sowie Verfolgung bisher der beste Deutsche. Zum Saisonauftakt in Östersund hatte er als Dritter im Einzel sein erstes Weltcup-Podium geholt. „Es würde mich natürlich freuen, wenn der Erfolg noch einmal so kommen würde“, meinte der WM-Debütant. Lesser, der sich selbst als realistischen Pessimisten bezeichnet, hat keine überbordenden Erwartungen: „Ich muss mir treubleiben, Top 15, 20 das ist mein Ziel.“

In ihre Erinnerung rufen sich die Biathleten derzeit die Heim-WM in Ruhpolding zurück. Da hatten Birnbacher, Peiffer sowie der zurückgetretene Michael Greis nach Gold gegriffen und erst beim letzten Schießen den möglichen Titel aus der Hand gegeben. Sie wissen also, dass sie bis zum Schluss mithalten können. Wenn sie dann auch treffen.

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