Gesundheitlich angeschlagen Angriff auf den Meister: Schempp will an die Spitze

Östersund (dpa) - Im Hotelzimmer musste Simon Schempp mit ansehen, wie sein Dauerrivale Martin Fourcade gleich mit einem Sieg in den neuen Biathlon-Winter startete.

Gesundheitlich angeschlagen: Angriff auf den Meister: Schempp will an die Spitze
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Frankreichs Überflieger zeigte in Östersund beim Erfolg in der Single-Mixed-Staffel, dass er sein Dauer-Abo auf die Spitze keineswegs abgeben will. Dabei wollte Deutschlands Nummer eins den „König aller Klassen“ im Kampf um den Gesamtweltcup herausfordern - und wenn möglich sogar vom Thron stoßen. Aber Schempps Gesundheit spielt nicht mit - mal wieder.

„Ich werde wohl nicht die Form des Vorjahres haben. Mal sehen, was am Ende des ersten Weltcups rauskommt“, sagt Schempp, den ausgerechnet kurz vor dem Saisonstart drei Infekte und eine schwere Rippenprellung wertvolle Trainingszeit kosteten. Dass der in den Mixed-Staffeln, in denen die Deutschen Zweite und Dritte wurden, geschonte Schempp beim Einzel am Donnerstag Fourcade Paroli bieten kann, scheint angesichts dessen Stärke und Schempps Zustand fraglich.

Dabei lief es bis Oktober hervorragend, Schempp war besser als zu diesem Zeitpunkt des Vorjahres. Seine Kampfansage da: „Ich will Martin im Kampf um den Gesamtweltcup herausfordern.“ Doch Schempp könnte seine Gesundheit wie im Vorjahr, als er gleich sechs Rennen auslassen musste, wieder einen Streich spielen. Deshalb hofft der 28-Jährige nun, „dass ich komplett gesund durch den Winter komme, um Siege mitkämpfen kann und am Ende unter den Top drei lande.“

Und er will endlich eine WM-Einzelmedaille. Um diesen Makel aus seiner Vita zu streichen, hat der Uhinger gleich an mehreren Stellschrauben gedreht: Mentaltrainer, neuer Gewehrschaft und ein noch höheres Trainingspensum. „Jetzt geht es darum, die letzten 0,1 bis 0,2 Prozent raus zu kitzeln. Wenn man höchstprofessionell sein will, muss man auch auf der mentalen Schiene topfit sein“, sagt Schempp, der in der Vorsaison mit fünf Saisonsiegen und insgesamt zehn Podestplätzen am Ende immerhin noch Gesamt-Vierter wurde.

Für Bundestrainer Mark Kirchner hat sein „bester Mann“ ganz klar das Potenzial, um als erster Deutscher seit Michael Greis 2007 den Gesamtweltcup zu gewinnen. „Simon zähle ich zu den zwei Besten der Welt. Wenn er in der letzten Saison nicht so viele Rennen hätte pausieren müssen, wäre er der Einzige gewesen, der Martin richtig auf die Füße gestiegen wäre“, glaubt Kirchner.

Schempp hat herausragende körperliche Voraussetzungen. Der sichere Schütze hat gelernt, sein hohes Trainingspensum deutlich besser zu verkraften. Er ist fast immer der Letzte, der draußen ist und seine Bahnen zieht, so Kirchner: „Simon ist der Taktgeber in unserem Team.“

Auch wenn der 28-Jährige gesund bleibt, wird es nicht einfach. Denn Fourcade sicherte sich in der Vorsaison als erster Biathlet zum fünften Mal nacheinander den Gesamtweltcup, dominiert die Szene wie kaum ein anderer zuvor. „Ich will immer besser werden“, so Fourcade.

Für Schempp ist Fourcade der derzeit beste Skijäger und er mache vor, dass beides gehe: Gesamtweltcup gewinnen und Weltmeister werden. „Das eine schließt das andere nicht aus. Man kann auf einem sehr hohen Niveau von Dezember bis Ende März durchmarschieren, siehe Martin. Und wenn ich ohne Ausfälle durchkomme, kann ich auch vorne angreifen“, ist der zehnmalige Weltcupsieger Schempp überzeugt.

Auf der Strecke gönnen sich Schempp und Fourcade nichts. Abseits der Loipen ist das anders. So besuchte der Deutsche Mitte Juni Fourcade für fünf Tage in seinem Heimatdorf Villard-de-Lans. Er wohnte bei Fourcade und trainierte mit ihm. „Im Rennen kämpfen wir bis zum bitteren Ende. Konkurrent heißt aber nicht, dass man sich nicht versteht“, sagt Schempp.

Ein Erfolgsgeheimnis des Franzosen konnte er nicht ausmachen. „Er macht nicht viel anders als ich“, sagt Schempp. Fourcade habe nahezu perfekte Hebelverhältnisse für einen Skijäger. „Aber er lässt sich sehr schnell reizen. Vielleicht kann ich daraus hin und wieder beim entscheidenden Schießen einen Vorteil ziehen“, hofft Schempp.

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