„Für Zukunftssicherung“ Ärger bei Eisschnellläufern um einbehaltene WM-Prämien

Inzell (dpa) - Zwei Tage vor dem Start der Eisschnelllauf-Saison mit den deutschen Meisterschaften in Inzell gibt es Ärger über vom Verband nicht ausgezahlte WM-Prämien eines japanischen Ausrüsters.

„Für Zukunftssicherung“: Ärger bei Eisschnellläufern um einbehaltene WM-Prämien
Foto: dpa

Claudia Pechstein spricht von einem Verstoß gegen das Fairplay, Nico Ihle wundert sich über die Art der Kommunikation. „Jeder Mensch weiß: Leistung muss sich lohnen. Im Sport gilt das auch. Wenn die DESG meint, diesen Grundsatz aufheben zu müssen, dann sollte sie das kommunizieren, bevor der Rotstift angesetzt wird“, beschwerte sich Claudia Pechstein auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur. „Alles andere ist ein grober Verstoß gegen das Fairplay und dürfte auch nicht rechtmäßig sein“, fügte die fünfmalige Olympiasiegerin, die in Pyeongchang ihre siebten Winterspiele erleben möchte, hinzu.

Betroffen von den einbehaltenen und anderweitig verwendeten Geldern sind neben der 45-jährigen Pechstein die weiteren deutschen Medaillengewinner der Weltmeisterschaften 2017, Nico Ihle und Patrick Beckert. „Ich wusste zwar ursprünglich gar nicht, dass es solche Prämien gibt, weil ich ja zuvor noch nie eine WM-Medaille gewonnen habe. Man will aber gerecht entlohnt werden“, sagte Sprint-Vizeweltmeister Nico Ihle. „Ich bin der Meinung, so etwas hätte man vorher mit uns besprechen müssen. Dann hätte man damit leben können. Das aber im Nachhinein festzulegen, finde ich schwach“, beklagte sich der Chemnitzer.

Etwas gelassener sieht das Langstrecken-Hoffnung Patrick Beckert. „Ich werde am Wochenende in Inzell die Gelegenheit nutzen, mir in Vier-Augen-Gesprächen mit dem Sportdirektor und der Präsidentin einen Überblick zu verschaffen, wie das abgelaufen ist. Ich hatte in der Olympia-Saison bisher keine Zeit, mich mit solchen Nebenschauplätzen zu beschäftigen“, sagte der Erfurter.

Stefanie Teeuwen, die Präsidentin der Deutschen Eisschnelllauf-Gemeinschaft DESG, verteidigte die Entscheidung. „Manchmal wünsche ich mir, dass verdienstvolle Athleten auch mal was zurückgeben“, sagte sie der Deutschen Presse-Agentur. In einem Schreiben des DESG-Präsidiums, das der dpa vorliegt, wird den drei WM-Medaillengewinnern mitgeteilt, dass „diese Gelder für die Zukunftssicherung“ eingesetzt werden sollen. „Im Rahmen der Absicherung von zahlreichen Zahlungsverpflichtungen aus der Neuausrichtung des Verbandes“, habe man sich so entschieden.

„Details aus Sponsoren-Verträgen gehören nicht in die Öffentlichkeit. Athleten, die damit nicht einverstanden sind, sollten auf den Verband zukommen“, forderte Teeuwen. Vom Präsidium wird in dem Brief eingeräumt, dass es in den vergangenen Jahren „die freiwillige Leistung der DESG“ gab, die Prämiengelder der Firma Mizuno an die Sportler zu verteilen. „Vielleicht wurden in der Vergangenheit Dinge gemacht, die jetzt nicht mehr aktuell sind“, sagte Teeuwen, die sich seit dem Beginn ihrer Amtszeit 2016 intensiv mit finanziellen Fragen beschäftigen musste. „Sie glauben ja gar nicht, was das sonst noch ans Licht gekommen ist“, sagte sie, ohne auf Details einzugehen.

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