Interview Wie Sportvorstand Uwe Klein an der neuen Fortuna bastelt

DÜSSELDORF. · Der Sportvorstand von Fußball-Zweitligist Fortuna Düsseldorf im Interview zum Tekpetey-Plan und über alte finanzielle Belastungen.

 Sportvorstand Uwe Klein (50) wurde in Siegen geboren, arbeitete zwischendurch bei Hansa Rostock und war zuletzt Fortuna-Chefscout.

Sportvorstand Uwe Klein (50) wurde in Siegen geboren, arbeitete zwischendurch bei Hansa Rostock und war zuletzt Fortuna-Chefscout.

Foto: imago images/Contrast/O.Behrendt via www.imago-images.de

Uwe Klein hat nicht weniger als einen Kader zu basteln. Fußball-Zweitligist Fortuna Düsseldorf ist gerade erst abgestiegen und bereit für einen Neuafbau. Doch wie kann der gelingen, was sind die Ansprüche, wo sind die Baustellen? Fragen an den Sportvorstand von Fortuna Düsseldorf.

Herr Klein, Sie haben die Aufgabe aus einem Erstliga-Kader einen Zweitligakader zu basteln. Welche anderen Qualitäten sind im Unterhaus gefragt?

Uwe Klein: Die 2. Liga muss man annehmen, denn es wird ein anderer Fußball gespielt. Es kommt mehr auf Mentalität, Charakterstärke und auf die Körperlichkeit an. Es ist eine harte, aber auch interessante Liga mit zahlreichen Traditionsvereinen.

Wie ist die neue Entwicklung bei Außenstürmer Bernard Tekpetey, angeblich soll der bulgarische Serienmeister Razgrad interessiert sein. Wäre es nicht besser ihn nach dem jüngsten Theater abzugeben, nachdem er geäußert hat, nicht mehr für Fortuna spielen zu wollen? Könnte Fortuna davon vielleicht noch anteilig profitieren, weil der Leihvertrag mit Schalke noch ein Jahr läuft?

Klein: Die Leihe von Bernard Tekpetey ist mit dem Transfer von Benito Raman verrechnet worden und somit hat der Spieler einen hohen Wert für Fortuna Düsseldorf. Deshalb habe ich mit Bernard und seinem Berater persönlich über seine Situation gesprochen. Für einen Wechsel muss es eine Lösung mit allen Beteiligten geben und für die Fortuna einen Mehrwert haben. Ansonsten bleibt Bernard und hat die Chance, sich hier durchzusetzen.

Bis wann wollen Sie den Kader beisammen haben? Noch später als zuletzt schon so oft?

Klein: Der aktuelle Transfersommer ist durch die Corona-Krise sehr speziell. Für uns ist es wichtig, eine gute Struktur in die Mannschaft zu bekommen. Wir werden Geduld brauchen, denn die Transferperiode läuft bis zum 5. Oktober. In den letzten Jahren haben wir viele kluge Entscheidungen am Ende der Transferperiode getroffen. Ich erinnere da an die Transfers von Rouwen Hennings, Kaan Ayhan oder Benito Raman. Das sind alles Spieler, die erst am letzten Transfertag zu uns kamen. Das ist natürlich nicht mein Ziel, ich würde auch gerne etwas ruhiger schlafen, aber Geduld ist wichtig. Gemeinsam mit dem Trainer werden wir kluge und vernünftige Entscheidungen treffen, so dass die Spieler, die sich für uns entscheiden, absolut zu Fortuna Düsseldorf passen.

Kann ein Kaan Ayhan mit in die 2. Liga gehen? Wer soll die Achse bilden?

Klein: Kaan hat einen Vertrag und ist ein sehr wichtiger Spieler für uns. Mit ihm, Andre Hoffmann, Adam Bodzek, Matthias Zimmermann und Rouwen Hennings haben wir wichtige und erfahrene Führungsspieler für unsere Mannschaft. Darüber hinaus haben wir noch weitere Spieler im Kader, die eine tragende Rolle innerhalb des Teams übernehmen können.

Muss Fortuna aufgrund einer sehr ordentlichen finanziellen Situation im Vergleich der Zweitligisten den direkten Wiederaufstieg anstreben?

Klein: Es ist es schwierig, zum jetzigen Zeitpunkt ein konkretes Saisonziel festzulegen. Natürlich haben wir einen hohen sportlichen Ehrgeiz, aber wir müssen auch realistisch sein und unsere Möglichkeiten richtig einschätzen. Der Verein hat in den letzten Jahren gut gewirtschaftet und speziell in der Corona-Krise einen sehr guten Job gemacht. Jedoch müssen wir für Spieler, die wir in der letzten Saison verpflichtet haben, auch in dieser Spielzeit Transferzahlungen tätigen. Dadurch haben wir eine zusätzliche Belastung, die uns im Etat natürlich einschränkt. Eine voreilige Zielsetzung wäre daher nicht seriös. Klar ist aber, dass wir als Bundesligaabsteiger ambitionierte Ziele haben.

Oft wird beklagt, dass der Club auch nach den zwei jüngsten Jahren im Oberhaus strukturell noch Aufholbedarf hat. Was bedeutet das für die direkte Arbeit mit der Mannschaft?

Klein: Wir haben im Vergleich zu vielen anderen Clubs wie Augsburg, Freiburg und Mainz, die seit Jahren in der Bundesliga spielen, strukturell sicherlich noch Aufholbedarf. Das ist völlig normal, wenn man sich anschaut, in welchen Ligen die Fortuna in den letzten 20 Jahren gespielt hat, während diese Clubs von der Bundesligazugehörigkeit profitiert haben. Infrastrukturell haben wir uns schon durch den Bau des neuen Nachwuchsleistungszentrums verbessert und konnten den größeren Vereinen damit einen Schritt näherkommen. Es wäre zudem schön, ein neues Funktionsgebäude für die Profis realisieren zu können.

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