Länderspiel Vor Handball-Länderspiel in Düsseldorf: Paul Drux im Interview

Handball-Nationalspieler Paul Drux vor dem Länderspiel in Düsseldorf (14 Uhr, ISS Dome) gegen die Schweiz über die WM, belastete Profis und einen neuen Umgang im Team.

 Die WM hat viele bleibende Eindrücke hinterlassen: Paul Drux, deutscher Handball-Nationalspieler.

Die WM hat viele bleibende Eindrücke hinterlassen: Paul Drux, deutscher Handball-Nationalspieler.

Foto: dpa/Marius Becker

Herr Drux, wenn man den DHB-Kader anschaut, bekommen in Düsseldorf einige eine Pause, Sie sind wieder dabei. Warum eigentlich?

Paul Drux: Gute Frage, ich will mich aber sicher nicht beschweren, dass ich dabei bin, ist ja auch schön.

Nach der Handball-WM, was ist da im Kopf bei Ihnen passiert?

Drux: Wir hatten direkt nach dem Turnier noch das Allstar-Game und dann auch wieder Training mit meiner Mannschaft in Berlin. Drei Tage blieben mir. Schon schade, dass kaum Zeit bleibt, das Ganze mal Revue passieren zu lassen, weil es Erlebnisse waren, die sich in den Kopf einbrennen. Es wäre ganz wichtig, dass mal länger verarbeiten zu können.

Aber Sie haben die Hoffnung auf mehr Pausen im Handball aufgegeben?

Drux: Es ist wahnsinnig schwierig und komplex, das wissen wir auch als Spieler. Es geht um Spielzeiten, Hallenzeiten, internationale Wettbewerbe. Wir hatten eine Sitzung mit HBL und DHB, wo uns die Bedürfnisse mal gezeigt wurden. Wie schwierig das alles ist! Man muss jetzt versuchen, das über die nächsten Jahre sukzessiv zu verbessern. Und es geht hier eigentlich nur um eine Woche, die man dann im Sommer mehr Urlaub hätte. Das will ja auch die Handball-Bundesliga.

Das Programm bei der WM war schon heftig. Wie verpackt man das?

Drux: Das haben alle Mannschaften, dann ist wenigstens Chancengleichheit da. Es kommt darauf an, dass man verletzungsfrei durch ein Turnier geht, es geht um Regeneration. Aber: Andere Nationen haben einen kleinen Vorteil, wenn sie um Weihnachten herum nicht spielen in ihrer Liga.

Was ist hängen geblieben von der WM?

Drux: Das Positive überwiegt, auch wenn die letzten beiden Spiele geschmerzt haben, weil wir gerne Bronze mitgenommen hätten. Es war diese riesige Unterstützung, wir haben viele begeistert, Handball zu gucken. Der Stolz überwiegt.

Und die Enttäuschung nach der verpassten Medaille?

Drux: Die Kabine ist ganz geblieben, das kann ich verraten. Die Enttäuschung war aber bei allen riesengroß. Wenn ich zurückblicke, ist das schon sehr ärgerlich. Im Halbfinale gegen Norwegen waren wir leider einfach schlecht.

Spüren Sie Nachhaltigkeit in der Entwicklung des Handballs in Deutschland?

Drux: Eine kleine Steigerung im medialen Interesse ist wahrzunehmen. Es muss sich jetzt auch in den Hallen und bei den Einschaltquoten zeigen. Das müssen wir abwarten.

Das Länderspiel in Düsseldorf ist ein Freundschaftsspiel, was dürfen die Zuschauer trotzdem erwarten?

Drux: Wir haben einen veränderten Kader, mit manchen Spielern muss man sich erst finden. Aber die Neuen haben die Chance, sich zu beweisen, dafür ist so ein Spiel gut, in dem man nicht diesen gewaltigen Druck hat. Aber: Es ist wichtig, dass wir uns gut präsentieren und den Fans einen schönen Nachmittag machen.

Kann der DHB-Kader der WM die nächsten zwei, drei Jahre zusammen bleiben?

Drux: Wir können so weiterspielen, auf jeden Fall. Es waren ganz viele junge Spieler dabei und die älteren sind auch noch nicht alt. Wichtig ist, dass zum Beispiel einer wie Christopher Rudeck vom Bergischen HC jetzt Nationalmannschaft-Luft schnappen kann. Wir haben einen sehr guten Nachwuchs. Die Kunst ist jetzt, den einzubinden.

Wie ist die Stimmung in der Mannschaft? Darauf wurde nach der Frust-EM 2018 ja viel Wert gelegt.

Drux: Darüber wurde viel gesprochen, ja. Ganz wichtig für die Heim-WM war, dass sich bei diesem Turnier keiner zu wichtig genommen hat. Dass jeder für den Erfolg persönliche Sachen nach hinten geschoben hat - oder sie im Vorhinein klären konnte. Alle standen hinter der Marschroute des Trainerteams.

Was ja vorher nicht so einfach war.

Drux: Offenbar ja.

War das eine Kraftanstrengung für zwei Wochen, oder hat sich das Verhältnis der Mannschaft zu Trainer Christian Prokop nachhaltig verbessert?

Drux: Das war im Vorfeld schon lange verbessert. Ich fand es auch immer unfair, wenn man das nur am Trainer festgemacht hat. Beide Parteien sind einen großen Schritt aufeinander zugegangen, haben ein gemeinsames Ziel entwickelt, darauf hingearbeitet und setzen das jetzt fort.

Wie ist Ihre Rolle jetzt in diesem Team?

Drux: Bisher war es immer so: Wenn ich ein bisschen in Tritt gekommen bin, haben mich Verletzungen gebremst. Ich hoffe, dass das nicht wieder passiert. Ich kam bei der WM immer dann, wenn der Trainer mich gebraucht hat, egal wo. Die Rolle hat mir gefallen. Ich versuche, auf dem Feld auch Verantwortung zu tragen, scheue mich jedenfalls nicht davor.

Ihr Vertrag in Berlin läuft bis 2023. Einmal Berlin, immer Berlin?

Drux: Das ist mein erster und einziger Proficlub, in Gummersbach war ich ja nur in der Jugend und bin dort groß geworden. Ich fühle mich hier mit meiner Freundin sehr wohl, der Club macht gute Arbeit, ich mag die Menschen in der Stadt. Aus diesen Gründen habe ich hier längerfristig unterschrieben. Was danach kommt: offen.

Wie lang wollen Sie spielen?

Drux: Durch die Verletzungen habe ich schon einiges mitgemacht, den Tribut zollt man dann später wahrscheinlich. Ich will Handball spielen, solange der Körper das mitmacht, aber auch nicht um jeden Preis.

Sie studieren Wirtschaftsinformatik nebenbei.

Drux: Es war mir immer wichtig, zweigleisig zu fahren. Ich finde die IT-Branche interessant, mag aber auch diese wirtschaftliche Komponente. Vielleicht wird es eine Mischung aus beidem. Es ist ein Online-Studiengang, der von der Berliner Uni angeboten wird, deshalb bin ich auch manchmal in der Vorlesung in Berlin. Manchmal ist es nicht einfach, das alles zu organisieren. Aber ich will was für den Kopf tun.

Sie haben gegen die Schweiz auch debütiert. Was macht den Gegner aus?

Drux: Stimmt, das war im September 2014 in Göppingen. Die Schweizer haben sich sukzessive entwickelt. Andy Schmid von den Rhein Neckar Löwen kennen natürlich alle, aber er ist es nicht allein. Wir haben uns schon öfter schwer getan gegen die Schweiz.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort