Volleyballer bei EM: „Silbermedaille unglaublich gut“

Sofia (dpa) - Nach WM-Bronze und dem Sieg bei den Europaspielen in Baku betreten die deutschen Volleyballer bei der EM in Bulgarien und Italien Neuland. Erstmals reist der Weltranglisten-Zehnte von Bundestrainer Vital Heynen als heiß gehandelter Mitfavorit zu einem wichtigen Turnier.

Volleyballer bei EM: „Silbermedaille unglaublich gut“
Foto: dpa

„Wie geht meine Mannschaft damit um?“, sagte Heynen zur Deutschen Presse-Agentur. Wo die EM-Reise enden soll, weiß Diagonalangreifer Georg Grozer. „Ich will ins Finale, das ist mein klares Ziel“, betonte das 30 Jahre alte Kraftpaket vor dem richtungweisenden Auftakt am Freitag gegen Co-Gastgeber Bulgarien. Denn nur der Gruppensieger ist direkt im Viertelfinale. In der deutschen Staffel A sind die Niederlande und Tschechien dann die Pflichtaufgaben.

„Wir sind zwar im Kopf erwachsener geworden, aber physisch waren wir zu diesem Zeitpunkt letztes Jahr besser drauf“, beschrieb Heynen den Unterschied zwischen seiner Mannschaft von heute und jener beim sensationellen Sieg von WM-Bronze in Polen - der ersten Medaille bei einer WM nach 44 quälenden Jahren.

„Letztes Jahr war ich ganz nervös, weil ich wusste, die Medaille steckt in der Mannschaft drin, aber ich wusste nicht, holt die Mannschaft sie auch. Dieses Jahr bin ich nicht so nervös, weil ich sehe, dass die Mannschaft jedes Mal gut spielen kann.“

Die Konkurrenz angeführt von Olympiasieger Russland ist aber groß. „In Europa gibt es noch sechs, sieben weitere gute Mannschaften. Alles ist möglich“, erklärte Heynen, der die Deutschen nun schon beim vierten ganz großen Turnier coacht. „Eine Silbermedaille wäre natürlich unglaublich gut.“

Auch die Liga traut der Truppe um Kapitän Jochen Schöps eine Menge zu. „Wir werden um die Medaillen spielen“, betonte Andreas Bahlburg, Manager der SVG Lüneburg und zugleich Liga-Vizepräsident.

So viel Zuspruch ist schön und gut. Aber gerade die siegreichen vergangenen Monate weckten bei Heynen immer wieder Zweifel, ob seine Mannschaft nicht vielleicht eine Spur zu selbstsicher und dadurch leichtsinnig werden könnte. Um neue Reize zu setzen, lud der 46-Jährige daher während der Vorbereitung zur sogenannten Höllenwoche. TV, Handys und Computer waren verboten, stattdessen sollte die Kommunikation angeregt werden.

„Die Mannschaft ist erwachsener geworden“, sagte Heynen, der in seinem 14er EM-Kader auf zwölf Spieler aus dem Bronze-Aufgebot vertraut. „Sie akzeptiert, dass wir eine Topmannschaft sind. Letztes Jahr waren wir da noch unsicher.“ Schöps & Co. hätten sich auch „untereinander persönlich ein Ziel gesetzt, ich war da nicht dabei. Die Mannschaft braucht mich nicht, dass ich ihnen sage: 'Ihr könnt eine Medaille gewinnen'. Die glauben schon selbst daran.“

Vor allem angesichts der starken Leistungen in den letzten beiden Tests gegen die Russen sieht Heynen seine Mannschaft aber auf dem richtigen Weg. Gegen den Olympiasieger hätte sein Team gezeigt, dass „keine zehn Prozent mehr fehlen, vielleicht gerade mal fünf“ zur Turnierform. „Da hatte ich das Gefühl, dass wir einen Schritt nach vorne gemacht haben. Die EM kann beginnen.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort