Torsten Frings: Der Anführer

Torsten Frings hatte bei Werder Bremen immer etwas zu sagen. Jetzt ist er auch noch Kapitän geworden.

Bremen. Gewisse Entwicklungen im Leben eines Profi-Fußballers ergeben sich zwangsläufig. Torsten Frings hatte beim SV Werder schon etwas zu sagen, als Frank Baumann noch Mannschaftsführer war. Dass Frings nun Baumanns Nachfolge angetreten hat und die Kapitänsbinde trägt, ist das nach außen hin sichtbare Zeichen der neu geordneten Hierarchie im Team der Bremer.

Eitel ist der 32-Jährige aber nicht. Auf Etiketten dieser Art legt er keinen Wert. "Ich hatte schon damit gerechnet, dass unser Trainer mich zum neuen Kapitän machen wird. Es hätte aber nicht sein müssen. Von mir wird ohnehin erwartet, dass ich vorneweg marschiere", sagt Frings beiläufig, als er während des Trainingslagers auf der ostfriesischen Nordseeinsel Norderney das Wort ergreift.

Frings definiert seine neue Rolle in erster Linie über Leistung und die Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen. Und er versteht sich dabei als Team-Player. "Wir haben gesehen, was wir erreichen können, wenn wir zusammenhalten", verkündet Werders Leitwolf angesichts der jüngsten Pokalerfolge auf nationaler und internationaler Ebene.

Das Wir-Gefühl soll die Grundlage für eine erfolgreiche Saison 2009/10 sein. Frings sieht beim Bremer Bundesligisten eine gesunde Mischung aus erfahrenen Spielern und solchen, "die mal richtig was erreichen können." Was für ihn freilich zählt, ist das Kollektiv und nicht der Einzelne; gerade, nachdem Superstar Diego den SV Werder in Richtung Juventus Turin verlassen hat. Frings: "Es geht nicht darum, jemanden zu ersetzen, sondern darum, dass wir eine gute Mannschaft haben."

Eine Verpflichtung von Claudio Pizarro, den die Grün-Weißen zuletzt vom FC Chelsea ausgeliehen hatten, wäre im Sinn des neuen Werder-Kapitäns. Die besiegelte Rückkehr Tim Borowskis vom FC Bayern ist es sowieso: "Bei beiden haben wir die Garantie, dass sie sich nicht eingewöhnen müssen." Mit beiden trete man nicht an, "um wieder Zehnter zu werden. Es ist der Anspruch des SV Werder, in Europa mitzuspielen".

Sein neues Amt will der Nationalspieler mit alter Leidenschaft ausfüllen. Aber ein bisschen ruhiger müsse er werden. Eine ähnliche Flut an Gelben und Roten Karten wie in der vergangenen Saison dürfe es nicht mehr geben. "Sonst wirst du halt nur Zehnter."

In Bremen trägt Frings seit einigen Jahren das Trikot mit der Nummer 22. Das soll noch lange so bleiben. Deshalb mag er es nicht, auf sein Karriereende angesprochen zu werden: "Ich kann mir nicht vorstellen, im Empfang eines Büros zu sitzen", sagt er in Anspielung an seinen Vorgänger Frank Baumann, der als Assistent von Klaus Allofs ins Management gewechselt ist. Frings sieht seine Zukunft vielmehr als Trainer, am liebsten in der Bremer Nachwuchsabteilung. Das aber hat noch Zeit. "Vielleicht in vier Jahren oder später."

In dieses Zeitfenster würde die Teilnahme an der Weltmeisterschaft im kommenden Jahr in Südafrika passen. Für Frings wäre es die dritte. Doch Werders Kapitän ist realistisch. "Ich versuche, meine Leistung zu bringen. Was darüber hinaus passiert, kann ich nicht beeinflussen. Es ist Sache des Bundestrainers."

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