Zoff im Tennisverband nimmt in München kein Ende

München (dpa) - Das Zwischenfazit für Karl-Georg Altenburg fällt recht ernüchternd aus. Als der Investmentbanker vor fast einem halben Jahr seinen Einstand als Präsident des Deutschen Tennis Bundes (DTB) gab, da formulierte er große Ziele.

Einen „schlafenden Riesen“ gelte es zu wecken, bekannte Altenburg - stattdessen ist inzwischen alles noch schlimmer als zuvor: Zwistigkeiten und allerhand Grabenkämpfe ziehen den öffentlichen Stellenwert der einst so stolzen Sportart hierzulande mehr und mehr nach unten - und weit und breit ist niemand in Sicht, der die ganzen Scherben zusammenkehren könnte.

Am wenigsten scheint Altenburg selber in der Lage dazu. Anstatt das Heimspiel beim Münchner ATP-Turnier zu nutzen, zumindest etwas versöhnliche Töne anzuschlagen und möglicherweise sogar den einen oder anderen seit Wochen schwelenden Streit aus der Welt zu schaffen, heizte er die Spannungen mit bizarren Aussagen eher noch an. Und so blieb die Zukunft von Frauen-Teamchefin Barbara Rittner in der ersten Maiwoche ebenso ungeklärt wie die Aussichten des geschwächten Davis-Cup-Kapitäns Patrik Kühnen, der für den World Team Cup in Düsseldorf von den eigenen Akteuren ausgebootet worden war.

„Ich habe wenig Lust, über solche Sachen zu reden, die nur Randerscheinungen sind“, klagte Altenburg am Rande der Veranstaltung in der bayerischen Landeshauptstadt. Am Ende verabschiedete er sich nach Berichten mehrerer Zeitungen bei einem PR-Termin mit den Worten: „Wenn wir in drei Jahren hier stehen und keine Ergebnisse haben, dann können Sie uns verteufeln.“

Der öffentliche Schaden aber ist jetzt schon immens. Beim Streit zwischen den DTB-Bossen und Rittner geht es um einen Sponsorendeal mit dem Automobilbauer Porsche, den die Tennischefs für sich verbuchten, obwohl Rittner das lukrative Geschäft eingefädelt hatte. Rittner stünde dem Vernehmen nach eine Provision zu - der DTB sieht das anders. Dass Altenburg schlicht erklärte, es gebe „keinen Streit“ mit Rittner, wirkte wenig abgeklärt und sorgte eher für neue Fragen.

Pikant: Die Verträge von Rittner und Kühnen laufen jeweils am Jahresende aus. Der DTB kündigte an, verlängern zu wollen - ohne aber das Theater auch zu beenden. Im Fokus steht vor allem der langjährige Männer-Teamchef, der von den deutschen Topspielern um Florian Mayer und Philipp Kohlschreiber als Kapitän für den World Team Cup (20. bis 26. Mai) von jetzt auf gleich vor die Tür gesetzt worden war. Eine medial ausgetragene Peinlichkeit wegen persönlicher Animositäten. „Keine schöne Entwicklung“, musste sogar Altenburg eingestehen.

Kohlschreiber verteidigte die Entscheidung als „richtig“. Zuletzt habe es „viel Kontakt“ mit Kühnen gegeben - kurioserweise ist der 46-Jährige nämlich auch Turnierdirektor den Münchner BMW Open, bei denen Kohlschreiber ebenfalls in Erscheinung trat. „Die Sache werden wir nach der Woche noch mal besprechen, aber nicht während des Turniergeschehens“, kündigte der Augsburger Profi an.

Der DTB wiederum intervenierte hinter den Kulissen gar nicht oder nur zu lasch, um öffentlich Schaden von seinem leitenden Angestellten Kühnen zu nehmen. Jetzt stehen irgendwie alle da wie Verlierer: Die geschwächten Teamchefs Kühnen und Rittner sowieso - immer mehr aber auch die DTB-Bosse um Altenburg.

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