Vor Mitgliederversammlung: Erneute Turbulenzen beim DTB

Bad Neuenahr (dpa) - Der Deutsche Tennis Bund kommt aus den hausgemachten Turbulenzen nicht heraus. Die 64. Mitgliederversammlung des gebeutelten Verbandes am Sonntag in Bad Neuenahr birgt reichlich Zündstoff.

Der umstrittene Hauptgeschäftsführer Stephan Brune steht zumindest vor einer Teilentmachtung. Ob der vor einem Jahr vom damals ebenfalls neu gewählten Präsidenten Karl-Georg Altenburg eingesetzte Brune sich komplett aus dem DTB zurückzieht oder aber zumindest einen Teil seiner Ämter behält, ist offen.

So wird spekuliert, dass Brune als Geschäftsführer des DTB e.V. abtreten muss, aber in der Stadion GmbH bleibt. Der „FAZ“ sagte Brune, er wisse von keinem Beschluss und könne daher keine Stellungnahme abgeben. Auch Altenburg wollte sich zu der brisanten Personalie nicht äußern. „Es gab von Anfang an eine große Opposition gegen Herrn Brune. Dass wir jetzt schon wieder Unruhe im Verband haben, ist eine Katastrophe“, sagte dagegen ein Präsident eines Landesverbandes am Freitag der Nachrichtenagentur dpa.

So richtig offen will sich kaum einer äußern in diesen Tagen. Es scheint, als falle dem umstrittenen Brune die Rolle des Bauernopfers zu, mit dem Altenburg seinem proklamierten Neuanfang Glaubwürdigkeit verleihen und seine eigene Position als unabhängiger und entscheidungsfreudiger Präsident stärken will.

Am Donnerstagabend gab der DTB zudem überraschend die Trennung von seinem Pressesprecher Oliver Quante bekannt. An der zuletzt deutlich verbesserungswürdigen Außendarstellung des mitgliederstärksten Tennisverbandes der Welt wird künftig wieder Jens-Peter Hecht arbeiten - der schon von 1984 bis 2000 DTB-Sprecher war.

Im „Großen Saal“ des Steigenberger Hotels in Bad Neuenahr steht der alte und neue Öffentlichkeitsarbeiter also gleich mitten im Herbststurm. Denn auch Altenburg ist alles andere als unumstritten, zumal er selber Brune installierte und bis zuletzt immer wieder gegen die Vorwürfe verteidigte. Scharfe Kritik gab es an Brunes Jahresgehalt von 200 000 Euro, seiner Amtsführung - und vor allem an den ausbleibenden Erfolgen bei Sponsorenverhandlungen.

Für Altenburg ist die Versammlung allerdings auch eine große Chance, Werbung in eigener Sache zu betreiben, Fehler der Vergangenheit einzuräumen, möglicherweise sogar zu revidieren und die Mitglieder von seinen Ideen zu überzeugen und mitzunehmen.

Bei all den internen Querelen verschwand zuletzt die eigentlich wichtigste Personalie aus dem Fokus. Denn nach dem Rücktritt von Patrik Kühnen sucht der DTB ja auch noch einen neuen Davis-Cup-Chef. Nachdem es eine Zeit lang so aussah, als könne der neue Kapitän schon am Sonntag öffentlichkeitswirksam präsentiert werden, ziehen sich die Verhandlungen nun doch noch etwas hin.

„Noch im November“, heißt es aus Verbandskreisen, soll einer der vier Kandidaten aus dem Quartett Rainer Schüttler, Alexander Waske, Michael Kohlmann, Carsten Arriens inthronisiert werden. Denn auch die Tennis-Nationalmannschaft steht vor einem dringen nötigen Neuanfang.

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