Schlechte Herren-Bilanz in Melbourne - Friedsam stark

Melbourne (dpa) - Die Damen müssen in Melbourne wieder einmal die Ehre des deutschen Tennis retten. Nach der Zweitrunden-Niederlage von Qualifikant Daniel Brands ist bei den Australian Open schon vor der dritten Runde kein männlicher Profi des Deutschen Tennis Bundes mehr vertreten.

Mit der schlechtesten Melbourne-Bilanz seit zwölf Jahren knüpften die deutschen Herren nahtlos an die schwachen Leistungen in den vergangenen Jahren an. Bei den Damen schaffte am Mittwoch dagegen Anna-Lena Friedsam erstmals überhaupt bei einem Grand-Slam-Turnier den Sprung in die dritte Runde. An diesem Donnerstag haben sechs weitere Spielerinnen die Chance, der deutschen Meisterin zu folgen.

„Ich freue mich einfach sehr, weil ich eine gute Leistung gezeigt habe“, sagte Friedsam nach ihrem deutlichen 6:3, 6:4 gegen die Chinesin Wang Qiang. „Das ist ein Schritt in die richtige Richtung, aber es gibt auch noch viel zu verbessern“, sagte die 21-Jährige.

Gegen Wang Qiang, die in der ersten Runde immerhin die hoch gehandelte Sloane Stephens aus den USA ausgeschaltet hatte, trat die Nummer 82 der Welt aber bereits mit beeindruckender Souveränität auf. Im ersten Satz gelang Friedsam das entscheidende Break zum 3:1. Im zweiten Durchgang nahm sie der Chinesin gleich zweimal das Service ab. Zwar verlor sie danach auch einmal ihren Aufschlag, der verdiente Erfolg geriet aber nicht mehr in Gefahr.

Für Fed-Cup-Teamchefin Barbara Rittner kommen die Erfolge von Friedsam nicht überraschend. „Mit Anna-Lena wird in diesem Jahr zu rechnen sein“, sagte Rittner bereits vor dem ersten Major-Event der Saison. „Sie hat sich gut vorbereitet und schon bei den deutschen Meisterschaften beeindruckt.“

In Melbourne bekommt es Friedsam jetzt mit der Italienerin Roberta Vinci zu tun, im vergangenen Jahr immerhin im Finale der US Open. „Ich freue mich einfach auf das Match“, sagte Friedsam. „Ich habe nichts zu verlieren.“

Brands verpasste bei seiner ersten Grand-Slam-Teilnahme seit den French Open 2014 dagegen eine weitere Überraschung. Gegen den an Nummer 26 gesetzten Spanier Guillermo Garcia-Lopez musste sich der 28-Jährige trotz ordentlicher Leistung mit 6:4, 1:6, 6:7 (0:7), 3:6 geschlagen geben. „Ich habe nicht schlecht gespielt, aber nicht schlecht ist auf diesem Niveau bei Grand Slams eben nicht gut genug.“

Dennoch trat Brands zufrieden die Heimreise an. Vor fast genau einem Jahr hatte der Deggendorfer nach seiner Erkrankung an Pfeifferschem Drüsenfieber den mühsamen Weg zurück angetreten. Fast aus den Top 500 gefallen musste der Davis-Cup-Profi sogar bei den kleinsten Turnieren auf Challenger-Ebene in die Qualifikation. „Das war eine harte Zeit, eine komplett andere Welt“, erinnerte sich Brands. Inzwischen hat er sich wieder auf Rang 151 vorgekämpft, bis Mitte des Jahres will er wieder unter den ersten 80 der Welt stehen.

Brands war mit seinen drei Siegen in der Qualifikation und dem Erfolg in der ersten Runde gegen Victor Estrella Burgos der einzige deutsche Lichtblick bei den Herren. Der Rest knüpfte nahtlos an die schwachen Leistungen der vergangenen Jahre an. „Wenn man nur einen Spieler in der zweiten Runde hatte, dann ist das keine zufriedenstellende Bilanz“, sagte Davis-Cup-Teamchef Michael Kohlmann.

Die Favoriten geben sich in Melbourne dagegen weiter keine Blöße. Bei den Damen kamen Serena Williams und Maria Scharapowa locker weiter, bei den Herren wurden Novak Djokovic und Roger Federer kaum gefordert.

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