Petkovic fordert Asarenka - „Tennis als Geschenk“

Stuttgart (dpa) - Der erste Tennis-Sieg nach dreieinhalb Monaten tat Andrea Petkovic sichtlich gut. Erleichtert und aufgeräumt wirkte die deutsche Nummer eins nach ihrem lockeren Auftaktsieg gegen Kristina Barrois beim WTA-Turnier in Stuttgart.

Sogar ein kleines „Finger-Tänzchen“ führte sie nach dem 6:1, 6:4 zur Freude der Zuschauer auf. „Ich winke immer so komisch mit einem Finger. Da hat mein Team gesagt, ich soll es machen“, sagte Petkovic - und konnte erstmals seit dem Erstrundensieg in Sydney am 9. Januar wieder ihr Siegeslächeln zeigen.

Im Achtelfinale der hochkarätig besetzten Veranstaltung wartet am Donnerstag in der Weißrussin Victoria Asarenka die Nummer eins der Welt. Eine Standortbestimmung für die Darmstädterin? „Dafür ist es, denke ich, noch zu früh. Es ist ja erst mein zweites Comeback-Match sagte Petkovic, die bereits bei der Fed-Cup-Niederlage gegen Australien am Wochenende erstmals wieder zum Einsatz gekommen war.

Nein, unter Druck setzen lassen will sich die 24-Jährige vor dem Duell mit Asarenka nicht. Wie sie für sich überhaupt beschlossen hat, bei der Verfolgung ihrer Ziele etwas Tempo rauszunehmen. „Ich schaue nicht mehr auf die Rangliste“, sagte Petkovic. Nach der langen Verletzungspause ist sie froh, überhaupt wieder auf dem Platz zu stehen. „Ich bin in der Zeit ruhiger und demütiger geworden. Ich sehe es viel mehr als früher als Geschenk an, dass ich Tennisprofi sein darf.“

Dreieinhalb Monate war Petkovic wegen eines komplizierten Ermüdungsbruches im Rücken außer Gefecht gesetzt. Eine Zeit, in der sie viel Zeit zum Nachdenken hatte. Zwar sei es gerade zu Anfang, als sie weder lange gehen noch sitzen durfte, phasenweise auch „verdammt langweilig“ gewesen. Doch Petkovic nutzte die Phase auch, um sich über sich als Person und Tennisspielerin ihre Gedanken zu machen.

„Ich habe viel über mich gelernt, bin jetzt auch auf dem Platz mehr bei mir“, beschrieb die Senkrechtstarterin des vergangenen Jahres ihre Gedankengänge, die sie auch fleißig in einem Notizbuch verewigt. „Ich schreibe auch Gedichte, würde irgendwann gerne mal ein Drehbuch schreiben“, erzählte Petkovic. Ob ihre Werke schon jemand zu Gesicht bekommen habe? „Nein, dafür sind sie noch zu schlecht. Das will ich keinem antun.“

Zum Teil war es wieder die alte Andrea Petkovic, die da nach der Partie in der Pressekonferenz über den Wechsel ihres Studiengangs (Literatur und Philosophie statt Politikwissenschaft) redete und über Politikverdrossenheit und die Piratenpartei witzelte. „Als kleines Mädchen wollte ich immer eine Piratin sein. Die Schatzinsel war mein Lieblingsbuch.“ Doch für die Zukunft hat sie sich vorgenommen, sich deutlich zurückzunehmen.

Auch auf dem Platz wird man Petkovic nicht mehr ständig sehen. „Ich werde weniger kleinere Turniere spielen, mich auf die großen Titel konzentrieren“, kündigte die Nummer zwölf der Welt an. In den Körper hineinzuhorchen, dass hat sie sich zum Ziel gesetzt. Dass sie mit einem dicken Eisbeutel am rechten Knie zur Medienrunde erschien, hatte aber nichts zu bedeuten. „Mir geht es super.“ Endlich wieder.

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