Australian Open Nadal muss aufgeben - Struff überrascht Down Under

Melbourne (dpa) - Aufgabe von Nummer eins Rafael Nadal, die erste Belgierin seit Kim Clijsters, ein Brite, der nicht Andy Murray heißt, und ein deutscher Davis-Cup-Spieler mit einer „tollen Geschichte“: Bei den Australian Open gab es zum Auftakt der zweiten Woche einige Überraschungen.

Einen Tag nach dem Achtelfinal-Scheitern des sechsmaligen Champions Novak Djokovic erreichten die Belgierin Elise Mertens und der Brite Kyle Edmund ihre ersten Grand-Slam-Halbfinals. Ein unerwartetes Erfolgserlebnis feierte auch Jan-Lennard Struff, der mit seinem japanischen Tennis-Partner Ben McLachlan in das Doppel-Halbfinale einzog, während der Spanier Rafael Nadal sein Viertelfinale humpelnd aufgeben musste.

Für den Weltranglisten-Ersten und Vorjahresfinalisten endete das erste Grand-Slam-Turnier nach seiner Verletzungspause und seinem Rückzieher bei der ATP-WM mit einem erneuten Rückschlag. „Es ist ein schwerer Moment und eine verpasste Chance. Es ist schwer für mich, das zu akzeptieren“, sagte Nadal.

Beim Stand von 6:3, 3:6, 7:6 (7:5), 2:6, 0:2 aus seiner Sicht gab der 16-malige Grand-Slam-Turniersieger im Viertelfinale gegen den US-Open-Champion von 2014 wegen einer Muskelverletzung im Oberschenkel auf. Über Art und Schwere der Blessur wollte der sichtlich frustrierte Nadal nicht spekulieren und kündigte stattdessen für den folgenden Tag weitere Untersuchungen an.

Eigentlich wollte Struff nach seinem Zweitrunden-Aus im Einzel gegen Roger Federer bereits mit der ersten Abordnung des deutschen Davis-Cup-Teams an die Gold Coast reisen zur Vorbereitung auf das schwere Auswärtsspiel in Brisbane gegen Gastgeber Australien Anfang Februar.

Doch der 27 Jahre alte Sauerländer und McLachlan, die vorher noch nie Doppel zusammen gespielt hatten und sich auch nur flüchtig kannten, warfen am Dienstag das an Nummer eins gesetzte polnisch-brasilianische Duo Lukasz Kubot/Marcelo Melo mit 6:4, 6:7 (4:7), 7:6 (7:5) aus dem Turnier und kämpfen nun sogar um den Einzug in das Endspiel.

„Das ist natürlich eine tolle Geschichte und eine unglaubliche Leistung“, kommentierte Davis-Cup-Teamchef Michael Kohlmann den Auftritt des Warsteiners, der neben Alexander Zverev, Peter Gojowczyk und Tim Pütz zum deutschen Aufgebot für Brisbane zählt. „Ich kann es selbst nicht glauben, dass wir gewonnen haben und so weit gekommen sind“, sagte Struff im TV-Sender Eurosport. „Wir sind sehr happy, dass wir hier im Halbfinale stehen und den Titel vor Augen haben, das ist völlig klar. Wir geben auch im Halbfinale Vollgas.“

Hinter dem Davis-Cup-Einsatz von Mischa Zverev stand kurz vor dem Nominierungsschluss noch ein großes Fragezeichen, weil der 30 Jahre alte Hamburger noch immer unter den Folgen eines Infektes mit Fieber litt. Wegen der Erkrankung hatte er auch in seinem Erstrunden-Match in Melbourne gegen den Südkoreaner Hyeon Chung nach 48 Minuten beim Stand von 2:6, 1:4 aufgegeben - was ihm nun eine Rekord-Geldstrafe einhandelte. 45 000 US-Dollar muss er bezahlen wegen seiner „Erstrunden-Leistung“ (Paragraf IIIG „first round performance“).

Zverev ist damit das erste Opfer einer neuen Regel, die verhindern soll, dass angeschlagene Profis nur wegen des Preisgeldes antreten, dann aber aufgeben. Zverevs Gage betrug 47 000 US-Dollar, die Strafe von 45 000 US-Dollar ist die höchste, die bislang während eines Grand-Slam-Turniers gegen einen Profi verhängt wurde. „Die Strafe ist sehr drastisch, da ist das letzte Wort noch nicht gesprochen“, sagte Kohlmann. Gegen die heftige Geldstrafe wird Zverev Einspruch einlegen, kündigte das Management des Tennisprofis an.

Für sportliche Schlagzeilen sorgte Mertens mit einem 6:4, 6:0 gegen die an Nummer vier gesetzte Ukrainerin Jelina Switolina. Die 22-Jährige schaffte es als erste Belgierin seit Kim Clijsters 2012 in das Australian-Open-Halbfinale. Edmund rang den bulgarischen ATP-Weltmeister Grigor Dimitrow 6:4, 3:6, 6:3, 6:4 nieder. „Wow“, twitterte der verletzt pausierende Andy Murray, der einzige andere britische Melbourne-Halbfinalist seit John Lloyd vor 41 Jahren.

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