Murray und Lendl: Duo mit Gemeinsamkeiten

Melbourne (dpa) - Andy Murray und Ivan Lendl - auf diese Kombination wären wohl nur die Wenigsten gekommen. Doch seit diesem Jahr versucht der achtmalige Grand-Slam-Champion, den Schotten zu seinem ersten großen Titel zu führen.

In Melbourne sind beide auf einem guten Weg.

Als Murray gegen Ende des vergangenen Jahres Lendl als seinen neuen Trainer präsentierte, hielten das nicht wenige für einen verspäteten April-Scherz. Ausgerechnet „Ivan der Schreckliche“ soll den spröden Schotten zu seinem ersten Grand-Slam-Titel führen? Schwer vorstellbar, unkten die Experten.

Doch wer die beiden auf dem Platz zusammen arbeiten sieht und ein bisschen über diese überraschende Verbindung nachdenkt, der kommt zu dem Entschluss, dass das ungleiche Paar doch eine ideale Kombination darstellen könnte. „Andy macht einen sehr starken Eindruck“, sagte der Weltranglisten-Erste Novak Djokovic aus Serbien, am Freitag in einer Neuauflage des Vorjahres-Endspiels Halbfinalgegner von Murray.

Dreimal stand der 24-Jährige bislang in einem Grand-Slam-Finale, dreimal musste er sich klar in drei Sätzen geschlagen geben. Dem Briten hängt daher in der Heimat ein Loser-Image an, die Kritik der englischen Medien könnte härter kaum sein. Wer könnte das besser nachvollziehen als Lendl? Der heute 51-Jährige hat als Aktiver die ersten vier Endspiele bei Grand-Slam-Turnieren verloren, um am Ende doch achtmal bei Major-Events zu triumphieren und damit zu einem der erfolgreichsten Tennisprofis der Geschichte zu werden. 270 Wochen lang stand er an der Spitze der Weltrangliste.

„Wir haben beide die gleichen Dinge durchgemacht. Ich kann nachempfinden, wie er sich fühlt“, sagte Lendl, nach langer Pause zurück auf der Tennis-Tour. Nach dem Ende seiner Karriere verlegte sich der heute in den USA lebende Lendl aufs Golfspielen. Zudem begleitete er seine fünf Töchter, die sich ebenfalls dem Golfspielen verschrieben haben.

Inzwischen sind vier der fünf Mädchen außer Haus, so dass der Anruf von Murray zum richtigen Zeitpunkt kam. „Der Moment passte einfach“, sagte Lendl. Zuvor hatte er mehr als zehn Angebote abgelehnt, aber die Aufgabe mit Murray reizte ihn einfach. „Andy ist ein harter Arbeiter, so wie ich es früher war. Das gefällt mir“, sagte Lendl, als Spieler für seinen unbändigen Ehrgeiz bekannt.

Auch sonst scheinen Murray und Lendl Gemeinsamkeiten zu haben, mit denen Beobachter nicht im Traum gerechnet hätten. So schüttelte Jim Courier fassungslos den Kopf, als er Murray nach einem seiner Matches in der Rod Laver Arena fragte, was ihn mit Lendl verbinde. „Wir haben den gleichen Sinn für Humor“, meinte Murray. Courier, früher wie Lendl Nummer eins der Welt und heute TV-Experte, guckte, als habe er in seinem ganzen Leben noch nie etwas Verrückteres gehört. „Reden wir über den gleichen Ivan Lendl?“, fragte der Amerikaner entgeistert.

Aber Lendl ist mittlerweile in der Tat für jeden Spaß zu haben. An den erbitterten Kämpfer, dem als Aktiver für den Erfolg jedes Mittel recht war, erinnert nichts mehr. Als während eines der Murray-Spiele direkt vor ihm eine Fernsehkamera installiert wurde, warf er kurzerhand ein Handtuch darüber. „Gegen die Hitze“, witzelte Lendl, der nicht im Mittelpunkt stehen will.

In Melbourne ist das ungleiche Duo mit den ungeahnten Gemeinsamkeiten nun auf einem guten Weg. Murray marschierte so fokussiert durchs Turnier wie Lendl in seinen besten Zeiten. So beäugt auch die Konkurrenz Murray voller Respekt. „Die Arbeit mit Ivan scheint ihm gut zu tun“, sagte Halbfinal-Gegner Djokovic.

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