Kerbers Rückkehr: „Alle erkennen mich jetzt“

Frankfurt (dpa) - Die ganze Herrlichkeit des deutschen Sport-Wochenendes verdichtete sich in einem Moment. Angelique Kerber landete nach ihrem Triumph bei den Australian Open wieder in der Heimat, als auf den TV-Schirmen des Frankfurter Flughafens die Jubelbilder der Handball-Europameister liefen.

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Die neue Nummer zwei der Tennis-Welt hatte dafür allerdings keinen Blick. Denn Kerber machte nach ihrer Rückkehr erst einmal genau dort weiter, wo sie sich am Tag zuvor in Melbourne verabschiedet hatte: vor den Handy- und TV-Kameras von Dutzenden Fans und Journalisten. „Es gab schon im Flugzeug jede Menge Applaus“, erzählte sie. „Ich habe auch jede Menge Fotos gemacht und kriege langsam den Eindruck: Alle erkennen mich jetzt. Es hat sich so viel geändert durch diesen Sieg.“

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Frankfurt war nur eine kurze Zwischenstation für die Grand-Slam-Siegerin. Die 28-Jährige flog noch am Morgen nach Polen weiter, wo sie selbst und große Teile ihrer Familie leben und wo in der Kleinstadt Puszczykowo bei Posen auch eine Tennis-Akademie nach ihr benannt ist. Dort wird Kerber am Dienstagabend gleich wieder abgeholt und mit dem Auto nach Leipzig gefahren. Dort wiederum spielt das deutsche Fed-Cup-Team am Samstag und Sonntag gegen die Schweiz.

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Für den Deutschen Tennis Bund bedeutet dieser Terminplan ein unfassbares Glück. Zum ersten Mal seit Steffi Graf noch im vergangenen Jahrhundert gewinnt eine deutsche Spielerin mal wieder ein Grand-Slam-Turnier - und ihr erster Auftritt danach findet gleich in der Heimat statt. Angelique Kerber hätte ja auch im September die US Open gewinnen und gleich danach zu den nächsten Turnieren in Japan und China fliegen können. So aber wird die „Angie Mania“ am Wochenende in Leipzig einfach weitergehen.

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Kerber selbst ist das sehr wichtig, wie sie nach ihrer Landung in Frankfurt betonte. „Ich freue mich sehr, dass nach Steffi Graf jetzt wieder ein Tennis-Boom in Deutschland losgeht. Alle haben am Samstag vor dem Fernseher gesessen. Das bedeutet mir viel.“

Die große Frage ist jetzt, wie es mit ihr persönlich weitergeht? War der Erfolg in Melbourne der alles überstrahlende Höhepunkt einer Schritt für Schritt vorangetriebenen Karriere? Oder war das womöglich erst der Anfang von noch viel mehr?

„Es ist sehr gut möglich, so einen Triumph zu wiederholen. Angelique wird um die großen Titel mitspielen“, sagte die deutsche Fed-Cup-Teamchefin Barbara Rittner der „Bild“-Zeitung (Montag). „Man darf nur nicht erwarten, dass sie jetzt jedes Match gewinnt.“

Abgesehen von der Seriensiegerin Serena Williams kennt die Liste der Grand-Slam-Gewinnerinnen in den vergangenen Jahren für jedes Extrem irgendein Beispiel. Bastian Schweinsteigers Freundin Ana Ivanovic etwa gewann 2008 die French Open in Paris - und danach nie wieder einen der vier großen Pokale. Andere wie die Chinesin Li Na, die Tschechin Petra Kvitova oder die Weißrussin Viktoria Asarenka haben ihre größten Erfolge immer noch einmal bestätigen können.

Das spricht für die große Ausgeglichenheit im Damen-Tennis gleich hinter Serena Williams. Dafür ist die Weltranglisten-Erste mit ihren 34 Jahren auch die Einzige, die selbst altersmäßig aus der Generation der Kerbers (28), Radwanskas (26) oder Scharapowas (28) herausragt.

Alles in allem verschafft das der Australian-Open-Siegerin eine hoffnungsvolle Perspektive. Zumal sie am Montagfrüh auf dem Frankfurter Flughafen nicht den Eindruck machte, als würden sie die neuen und deutlich gewachsenen Erwartungen an sie groß einschüchtern. „Ich weiß nicht, was jetzt auf mich zukommen wird. Aber ich bin darauf gespannt“, sagte sie. „Erst einmal habe ich das geschafft, wovon alle Spielerinnen träumen. Ich bin jetzt eine Grand-Slam-Siegerin. Ich muss niemandem mehr etwas beweisen.“

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