Kerber-K.o. im Halbfinale von Indian Wells

Indian Wells (dpa) - Es fehlte nicht viel, doch am Ende hat es für Angelique Kerber nicht zum Finaleinzug in Indian Wells gereicht. Die Kielerin war Caroline Wozniacki im Halbfinale ebenbürtig - verlor dennoch knapp.

Mit 6:2, 4:6, 5:7 unterlag Kerber der Dänin.

Sie drehte sich einmal im Kreis, winkte ins Publikum und verließ mit hängendem Kopf den Centre Court. Angelique Kerber hatte am Freitagim Halbfinale des WTA-Tennisturniers von Indian Wells/Kalifornien alles gegeben, sich mit Caroline Wozniacki mehr als zweieinhalb Stunden einen großartigen Schlagabtausch geliefert, die erneuten Schmerzen im Rücken weggesteckt. Aber letzlich wie im Vorjahr das Endspiel verpasst. Wozniacki spielt nun gegen Maria Scharapowa aus Russland um den Turniersieg.

„Ich habe einfach zu schnelle Fehler gemacht, war zu ungeduldig“, ärgerte sich Kerber nach ihrem 2:32-Stunden-Krimi. Wie zwei Schwergewichts-Boxer hatten sich die Linkshänderin aus Kiel und die Dänin vor 16 100 Zuschauern auf dem ausverkauften Centre Court unter Flutlicht alles abverlangt und spektakuläre Ballwechsel geliefert. Mal droschen sie auf die gelbe Filzkugel ein, dann spielten sie Mondbälle, um so etwas Tempo aus der Partie zu nehmen und den Gegner zu verwirren. Beide wankten zwischendurch gewaltig, doch am Ende gelang Wozniacki der Lucky Punch.

„Das war wie ein Schachspiel“, meinte die glückliche Siegerin. „Es geht darum, herauszufinden, wo es für den Gegner am schwierigsten ist, an den Ball zu kommen.“ Zu Beginn war die 22-Jährige völlig überfordert. Kerber kontrollierte Tempo und Spielgeschehen, machte mit der Vor- und ihrer beidhändigen Rückhand unaufhörlich Druck. Nach neun Minuten hatte sie Wozniacki bereits zweimal den Aufschlag abgenommen und lag 3:0 vorn. Dann begann ihre Gegnerin mit Psycho-Spielchen.

„Ich wusste, dass ich nahe an der Grundlinie stehen und ab und an hohe Bälle auf ihre Rückhand spielen musste“, sagte Wozniacki. Doch Kerber war auf diese Mondbälle eingestellt. „Sie hat schon immer so gegen mich gespielt und deshalb hatte ich es auch erwartet“, so die Deutsche. Nach 38 Minuten nutzte sie ihren sechsten Satzball zum 6:2. Als ihr anschließend mit einer diagonal gespielten Vorhand ein weiteres Break gelang und Kerber 2:0 im zweiten Durchgang vorne lang, sah alles nach dem vierten Sieg in Folge gegen Wozniacki aus.

Doch die ehemalige Weltranglisten-Erste begann zu kämpfen. „Ich habe einfach versucht, die Ruhe zu bewahren und mich reinzuhängen“, sagte Wozniacki. Ein Knackpunkt war beim Stand von 3:3 ihr Aufschlagspiel, das insgesamt 17 Minuten dauerte und bei dem Kerber fünf Breakchancen nicht nutzen konnte. „Den Punkt konnte halt nur einer von uns gewinnen und das war letztlich sie. Ich denke aber, auch danach gab es noch einige entscheidende Ballwechsel, die sie für sich entschieden hat“, befand Kerber. Mit drei Vorhandschlägen nacheinander ins Netz beendete sie den zweiten Satz.

In der Folgezeit hatte Deutschlands Nummer eins sichtlich Schwierigkeiten, bewegte sich nicht mehr so gut, stand daher nicht richtig zum Ball. Hinzu kamen Probleme mit dem ersten Aufschlag, von dem sie zeitweise nur 15 Prozent übers Netz brachte. „Sie hat aufgehört offensiv zu spielen“, befand der frühere Branchenprimus Lindsay Davenport als Kommentatorin des Tennis Channel. Nach einer Rückhand ins Aus lag Kerber 0:2 hinten und fasste sich mit beiden Händen an den lädierten Rücken, der ihr schon seit den Australien Open Probleme bereitet.

Dennoch holte sie einem 1:4-Rückstand auf, glich zum 5:5 aus. Als Wozniacki ihr jedoch zum dritten Mal im Entscheidungssatz das Service abnahm, war Kerbers Final-Traum endgültig geplatzt. Trotzdem sprach sie von „einem guten Turnier“.

Nachdem Kerber zuvor in Doha und Dubai jeweils noch ihre Auftakt-Matches verloren hatte, wollte sie in Indian Wells „den Spaß wiederfinden und wieder die Alte sein.“ Das ist ihr gelungen. Denn bei einem der Saisonhöhepunkte fehlte nur eine Winzigkeit zur Endspielteilnahme. Und das erneute Rückenzwicken? Das sei auf keinen Fall so schlimm, wie in den vergangenen Monaten. „Ich mache mir da keine großen Sorgen“, so Kerber.

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