Einsatz im Doppel Görges im WM-Modus - Im Schatten von Kerber überraschen

Singapur (dpa) - Nach vorne gebeugt, die Ellbogen auf den Oberschenkeln abgestützt sitzt Julia Görges auf der WM-Anlage in Singapur und erzählt vom bevorstehenden „Highlight“ ihrer Karriere. Erstmals zählt die 27-Jährige zum elitären Kreis des Saisonfinals.

Mit Karolina Pliskova hat sich Görges im Doppel für die Tennis-WM qualifiziert und will im Schatten von Angelique Kerber überraschen.

„Es gibt einem Selbstvertrauen, wenn man im Hinterkopf hat, dass man die Nummer eins im Turnier schon geschlagen hat“, sagte Görges. Zweimal hat das deutsch-tschechische Duo in dieser Saison die Topgesetzten Caroline Garcia und Kristina Mladenovic besiegt - bei den Australian Open und in Wimbledon. Daraus zieht das Team Zuversicht für das erste K.o.-Rundenspiel. Im Viertelfinale müssen die beiden gleich gegen die beiden Französinnen ran.

Bei den Grand-Slam-Turnieren in Melbourne und London stießen Görges und Pliskova jeweils bis ins Halbfinale vor, in Indian Wells wurden sie erst im Finale gestoppt. Dabei ist Beiden das Einzel eigentlich wichtiger. Mit der Qualifikation für die besten Acht am Jahresende im Doppel haben sie „wirklich nicht gerechnet“.

Doch die Harmonie stimmt. Beide schlagen gut auf und profitieren von einer „guten Übersicht“ am Netz. „Sicherlich macht uns nicht das Doppeltraining stark, da ist nicht so viel vorhanden gewesen in diesem Jahr“, berichtete Görges schmunzelnd. Nun schmücken nicht nur die frühere Steffi-Graf-Rivalin Martina Hingis als Titelverteidigerin im Doppel und Kerber, sondern eben auch Julia Görges die Reklame für die WTA Finals.

Ihre Partnerin Pliskova, als Einzige in Singapur im Einzel und Doppel im Einsatz, hat sich bei den US Open einen Namen gemacht. Dort überraschte die 24-Jährige gegen Serena Williams, beförderte Kerber zur Nummer eins und verlangte der Kielerin dann im Endspiel alles ab. Eigentlich würde auch Görges gerne mehr Erfolge allein auf dem Platz feiern. Die Stuttgart-Siegerin von 2011 versteht sich als „Einzelspielerin, die eine sehr erfolgreiche Doppel-Saison hatte“.

Die ein Jahr ältere Kerber nimmt die 27-Jährige als Inspiration und Motivation. Was die zweifache Grand-Slam-Siegerin von ihr unterscheidet? „Die Konstanz, die sie an den Tag legt“, antwortete Görges. „Sie zeigt immer konstant ihre Leistungen, mal besser, mal schlechter, aber sie findet immer einen Weg zu gewinnen.“

Kopieren möchte die Bad Oldesloerin die US-Open- und Australian-Open-Siegerin nicht. „Sie hat einen Weg für sich gefunden. Und da sind wir auch dabei, ob früher, später, gar nicht oder wie auch immer - jeder einzeln versucht, seinen Weg zu finden.“

Im März 2012 war Görges schon einmal die Nummer 15 der Welt. Derzeit dümpelt sie auf Platz 55 herum, noch hinter Laura Siegemund (31) und Annika Beck (54), aber derzeit vor Andrea Petkovic (57). „Ich glaube, dass sie einfach zu schwankend über die Saison hinweg spielt“, sagte Bundestrainerin Barbara Rittner. „Ich glaube aber auch, dass spielerisch die besten Jahre noch kommen.“

Wer mit ihr in diesen Tagen spricht, erlebt sie trotz ihrer wechselvollen Karriere mit sich im Reinen. Schwache Jahre mit vielen Erstrunden-Pleiten hat sie hinter sich gelassen. Erst in der vergangenen Woche stand die 1,80 Meter große Sportlerin im Halbfinale von Moskau. Vor dieser Saison hatte sie nach fast sieben Jahren einen Neuanfang in Regensburg gewagt und wechselte zu Michael Geserer, dem früheren Coach von Philipp Kohlschreiber. „Für mich persönlich war es eins meiner besten Jahre“, sagte Görges. Wo sie in einem Jahr stehe? „Gute Frage. Ich werfe nicht unbedingt mit Zahlen rum.“

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